Mannheim. Die Trommel-Formation Die Schlagzeugmafia unterhält beim Heimspiel im Mannheimer Capitol vor vollem Haus mit musikalischer Raffinesse und launigen Show-Elementen. Am Ende werden die fünf Schlagwerker, die einst an der Popakademie Baden-Württemberg zusammengefunden hatten, mit Applaus im Stehen verabschiedet.
Die Kleidungsstücke und Hüte dieser zwielichtig beleumdeten Herren sind schwarz, die Hosenträger weiß und ihre Finger immer in Bewegung. Aber nicht etwa, um das Publikum mit dubiosen, Trick-betrügerischen Spielchen zu täuschen. Und auch die unbestrittene Schlagkraft ihrer Fäuste dient nur dem einem Zweck, uns aufs Beste zu unterhalten: Die Schlagzeugmafia ist ins Mannheimer Capitol zurückgekehrt, mit ihrer Comedy-Trommel-Show „Backstreet Noise“. Das Haus ist voll und dieser Auftritt natürlich als ein Heimspiel zu betrachten - Jonny König, Ben Jost, Joda Foerster, Bino Engelmann und Lorenz Schimpf sind Absolventen der Mannheimer Popakademie, die vor bald 15 Jahren als Keimzelle dieser außerordentlichen Form von organisierter Musikalität dienen sollte.
Schlagzeugmafia mit augenzwinkernder Choreografie
Auf reichlich unnachahmliche Weise verbindet das preisgekrönte Quintett auch an diesem Abend wieder die präzise geführte Spielkunst US-amerikanischer Drum Corps mit augenzwinkernden Choreografien und pantomimischen Slapstick-Elementen nach Stummfilm-Art. Und wer expressive Percussion-Show-Formate wie „Stomp“ oder „Yamato“ mag, wird hier sicher gleichermaßen sein Vergnügen finden.
Kein einziges Wort entfleucht den Künstlern während der rund zweistündigen Show, allein die entnervte, italienisch sprechende Nachbarin der Mafiosi-WG schreit und droht den Fünfen („Silenzio!“), die auf ihren Snare-Trommeln und zwei Standtoms erst in locker hin und her geworfenen Groove-Mustern, dann in konzertierter Einhelligkeit druckvoll musizieren. Leise zu sein, das klappt eher schlecht als recht, und so lässt auch der Polizeibesuch nicht lange auf sich warten, vor dem man sich als Pizzabäcker tarnt - beim stilisierten Backprozess verwandelt sich wiederum alles in Klang und Rhythmus. Bald folgt eine Flucht im fiktiven Wagen, und auch untereinander werden Rivalitäten in launigen Zweikämpfen ausgefochten.
Das alles sieht spielerisch unterhaltsam aus, sollte einen aber nicht über die technische, choreografisch ausgeklügelte Kunstfertigkeit hinwegtäuschen, die diesem Spektakel zugrunde liegt. Auch die Klassiker-Nummer „Der Puppenspieler“, in dem sich das Quintett in ein orchestriertes Marionetten-Ensemble verwandelt, fehlt nicht.
Interaktion mit dem Publikum im Mannheimer Capitol
Und wenn sich im Schwarzlicht die leuchtenden Trommelstöcke der Musiker in Vogel-, Hund- und Menschen-Figuren verwandeln, dann markiert das einmal mehr einen Höhepunkt der Show, bei der das Publikum zudem zum Mitmachen ermuntert wird. So erzeugen die Besucherinnen und Besucher beim gegenseitigen Anstoßen eine Glasklang-Musik, an anderer Stelle tritt die Band in Gestalt von Vorgabe-und-Antwort-Klatschen mit dem Saal in rhythmischen Austausch.
Ausgiebig geklatscht wird auch am Ende, wenn die Schlagzeugmafia verabschiedet wird. Aber man darf hoffen, dass sie als Wiederholungstäter an den Tatort zurückkehren.
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