Herr Kuhn, erinnern Sie sich noch an Ihr Konzert im November 1994 im Heidelberger Schwimmbad Club? Die völlig überlaufene Show gilt als Ihr überregionaler Durchbruch, ähnlich wie der Auftritt der Fantastischen Vier im Schwimmbad. Bilden wir uns da etwas Falsches ein im Rhein-Neckar-Raum, oder empfinden Sie es auch so?
Dieter Thomas Kuhn: Das war in einer ganz frühen Zeit von Dieter Thomas Kuhn. Der Schwimmbad-Club war schon etwas Besonderes zu dieser Zeit. Ein echter Rock-’n’-Roll-Club pur. Das gibt es heutzutage leider nicht mehr. Ich denke, ihr könnt euch da etwas drauf einbilden. Es waren wirklich alle da.
Haben Sie deshalb 2018 Ihr 1000. Konzert in Heidelberg gespielt - in der damals eigentlich schon viel zu kleinen Stadthalle?
Kuhn: Stadthalle Heidelberg - auch da habe ich nur gute Erinnerungen. Deswegen haben wir das 1000. Konzert sehr gerne dort gemacht.
Im Schwimmbad haben Sie mich ziemlich überrascht, weil Sie die alten Schlager ziemlich hart, laut, teilweise punkig und mit viel Hüftschwung gespielt haben. Was war dabei Ihre Intention damals - im Prinzip gute eingängige Lieder klanglich entrümpeln?
Kuhn: Das war und ist nie unsere Intention! Wir haben einfach intuitiv gespielt. Und das machen wir heute noch so.
Noch heute würde ich trotzdem sagen, dass Ihr Erfolgsgeheimnis darin besteht, dass Sie meist nicht wie ein Schlagersänger singen. Sondern eher rockig. Ist das falsch aus Ihrer Sicht?
Kuhn: Hallo? Wir hatten keine E-Gitarren. Na gut, ein bisschen rockig ist es schon (lacht).
Und Sie gehen auch immer noch mit viel Respekt an das Material von Michael Holm, Udo Jürgens oder dem jungen Peter Maffay?
Kuhn: Na klar, meistens sind es ja auch richtig gute Songs.
Wie wird Ihr Programm am 23. September in der SAP Arena aussehen?
Kuhn: Wir spielen in Mannheim alle Klassiker von früher. Songs, die wir schon länger nicht mehr gespielt haben, aber auch Neues.
Zuletzt haben Sie auch Liebhaber-Stücke im Programm gehabt wie „Bind ein blaues Band um unsern Birkenbaum“ von Peter Alexander oder Paolas „Der Teufel und der junge Mann“. Brauchen Sie solche Raritäten, um das Ganze frisch zu halten?
Kuhn: Durch uns bleibt das Ganze sicherlich frisch und gerät nicht in Vergessenheit.
Ansonsten reicht vermutlich die Interaktion mit dem Publikum, oder? Im Prinzip können die Fans überall fast alles mitsingen, oder?
Kuhn: Die Interaktion mit dem Publikum ist uns sehr wichtig und macht natürlich immer sehr viel aus bei den Konzerten.
Profitieren Sie eigentlich vom Boom des Schlagers seit Andrea Berg und mit Helene Fischer?
Kuhn: Ich würde sagen, es ist genau andersherum (lacht).
Seit 1994 im Dienst des Schlagers unterwegs
- Dieter Kuhn wurde am 7. Januar 1965 in Tübingen geboren. In Anlehnung an Dieter Thomas Heck, den Moderator der auf Schlager spezialisierten „ZDF Hitparade“, wählte der Sänger den Künstlernamen Dieter Thomas Kuhn (DTK).
- Ab 1994 wurde er dank mitreißender Live-Shows mit seiner „Kapelle“ bundesweit bekannt. Auch seine ab 1994 veröffentlichten Alben mit Schlager-Coverversionen trugen zum Revival des Genres bei.
- Nach einem Abschiedskonzert 1999 in Stuttgart versuchte es Kuhn in anderen Musiksparten. Seit dem Comeback 2004 läuft das Projekt vor allem live erfolgreich.
- Unter dem Motto „Hello Again – Viel zu lang war die Zeit“ spielen Dieter Thomas Kuhn & Band am Samstag, 23. September, 19.30 Uhr, in der Mannheimer SAP Arena. Einlass ist ab 18 Uhr.
- Karten gibt es unter anderem beim Kartentelefon der SAP Arena unter 0621/18 19 03 33 oder unter eventim.de. Es gibt noch Tickets für den Innenraum und Sitzplätze im Oberrang für 59,50 Euro plus Gebühren – oder Business-Seats zum Preis von 199 Euro.
Sie haben seit 2015 kein Album mehr veröffentlicht. Lohnt es sich nicht mehr, oder finden Sie im Schlagerkontext schlicht keine Lieder, die Sie noch interessieren?
Kuhn: Bei dem Thema bitte ich noch um etwas Geduld. Und trotzdem muss man sich auch die Frage stellen: Wer kauft heutzutage überhaupt noch ein Album?
Der Deutschpop gäbe ja Einiges her, was Coverinterpreten wie Il Volo, Scala und auch Heino zeigen. Ist das nichts für Sie? „Denkmal“ von Wir sind Helden, der Apache-207-Partyhit „Neunzig“ oder AnnenMayKantereits „Pocahontas“ würden doch perfekt passen? Sie singen ja auch Kraftwerks „Das Modell“ manchmal …
Kuhn: Das stimmt, aber wie sagt man so schön: „Schuster bleib bei deinen Leisten.“
Oder ist es schwierig mit den Rechten? Eigentlich nicht, oder?
Kuhn: Ich glaube, man darf heute nahezu alles machen, solange man das Original nicht komplett kaputtmacht.
Reinhard Mey hat mir mal in einem Interview erzählt, wie sehr er Ihre Version von „Über den Wolken“ hasst. Ärgert Sie das?
Kuhn: Ach, das ist Schnee von gestern.
Künstler wie die Söhne Mannheims ärgern sich, wenn manche Lieder nah am Schlager verortet werden. Wie sehen Sie den Schlagerfaktor von „Und wenn ein Lied“ oder „Eine Million Lieder“?
Kuhn: Ist denn nicht alles irgendwie Schlager (lacht)?
Eigentlich haben Sie und Guildo Horn den Anfang dafür gemacht, dass der Begriff Schlager heute kaum noch negativ besetzt ist.
Kuhn: Wer ist Guildo Horn?
Viele Stücke aus den von Ihnen favorisierten 70er Jahren sind ja auch einfach gute, eingängige Poplieder, oder? Oft waren es auch Coverversionen von Pop-Hits.
Kuhn: Das stimmt. Damals kam sehr viel aus dem Englischen zu uns rüber - das waren einfach tolle Songs.
Können Sie verstehen, dass Rex Guildo, der Mannheimer Bernd Clüver oder Roy Black in Depression oder Suchtverhalten verfallen sind - bei so fröhlicher Musik?
Kuhn: Ha, na klar verstehe ich das! Keiner ist davor gefeit! Ein Star zu sein, ist nicht immer einfach. Aber mir geht es noch ganz gut dabei (lacht).
Könnte es Sie noch mal reizen, es wie 2001 ein zweites Mal mit eigenen Songs zu versuchen?
Kuhn: Hmmm, ich glaube eher nicht.
Gibt es im zarten Alter von 58 Jahren eine Art Karriereplan für „Die singende Föhnwelle“ DTK?
Kuhn: Weitermachen, weitermachen, weitermachen und nicht auf böse Stimmen hören.
Sie waren in der Rhein-Neckar-Region lange mit Demi Promotion aus Hirschberg als Veranstalter verbandelt. Jetzt arbeiten Sie in der SAP Arena es Semmel Concerts … wie kommt es dazu?
Kuhn: „The Times Are A-changing “, wie schon Bob Dylan sang.
Also spielen Sie nie wieder Open Airs auf der Ladenburger Festwiese? Das war doch fast Tradition, vor allem das Tanzen ihrer Fans im Regen.
Kuhn: Ja, den Regen und Ladenburg vermisse ich sehr - und überhaupt: Wer sagt denn, dass es nie wieder Ladenburg sein wird? Wer weiß, was die Zukunft bringt.
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