Interview

Sänger Patrice hält wenig von falschem Handy-Aktivismus und "woker Musik"

Der Reggae-Songwriter spricht vor dem Start seiner Tournee am 19. Februar 2024 im Heidelberger Karlstorbahnhof zum neuen Album „9“,  die Plattenproduktion auf Jamaika sowie im Senegal, Philosophie und privilegierte Perspektiven der "Ersten Welt"

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Patrice beginnt seine Tournee am Montag in Heidelberg. © Supow Music

Heidelberg. Patrice, Sie sind einer der originellsten Songwriter, die ich kenne. Heißt Ihr neues Album nur deshalb „9“, weil es das Neunte ist und neun Songs enthält? Oder spielen Sie auch mit der Symbolkraft der Zahl?

Patrice: Fangen wir mal ganz einfach an. Also: Es ist das neunte Album. Ich habe am 9. Juli Geburtstag – und ich bin an dem Tag geboren, an dem mein Großvater gestorben ist. Da kam mir erneut der Gedanke „der Kreis schließt sich, der Großvater kommt wieder“. So sehe ich die Zahl auch. Wenn man sich den Verlauf ansieht, sieht man, dass man von einem Kreis in den nächsten übergeht – natürlich auf dem nächsten Level. Das steht für mich für Geburt und Wiedergeburt, und neun Monate dauert eine Schwangerschaft: 270 Tage. Wir haben neun Systeme in uns, neun Körper in unserem Sonnensystem, für Nikola Tesla war neun die Schlüsselzahl für das Universum. Aber der Gedanke von Geburt und Wiedergeburt ist für mich dabei zentral.

Auch musikalisch scheint sich ein Kreis geschlossen zu haben. „9“ liegt nah am Sound Ihrer Anfänge. Oder liege ich da falsch?

Patrice: Sie liegen nie falsch. Jeder hört sein eigenes Lied. Wenn, dann liege ich falsch. Mir ist immer wichtig, auch etwas Neues zu machen und jeder Sache etwas Neues abzugewinnen. Ich habe mich deshalb für diese Produktion aus dem gewohnten Umfeld herausgenommen, bin woanders hingezogen, nach Jamaika. Und habe versucht, neue Realitäten zu leben, neue Erfahrungen zu machen, mir Zeit zu nehmen, mit neuen Leuten zusammenzuarbeiten, an die Quelle zu ziehen, wo die Dinge passieren. Um eine neue Perspektive zu gewinnen auf mich und alles. Und daraus wollte ich wieder Musik machen. Das neue Album ist das Ergebnis.

Das Cover des neunten Patrice-Albums "9" enthält neun Songs und zeigt neun Lichter. Im Interview erklärt der Songwriter, was die Zahl für ihn bedeutet. © Supow Music

Auf Jamaika war die Reise aber noch nicht zu Ende ...

Patrice: Ich bin dann mit diesen Songs zurück nach Deutschland während der Pandemie, und habe daran weitergearbeitet. Im Senegal habe ich das Album dann fertiggestellt und das Ganze noch einmal überarbeitet, damit es auch homogen wird – und um aus 100 Songs neun zu machen.

Spannend ist schon der erste Titel „Become Who You Are“. Das erinnert an „Wie man wird, was man ist“, den Untertitel von Nietzsches „Ecce homo“. Ist Philosophie ein Steckenpferd von Ihnen?

Patrice: Philosophie ist auf jeden Fall ein Ding für mich. Meine Aufgabe war immer, einen Nenner zu finden, zwischen den komplett verschiedenen Welten, in denen ich zurechtkommen musste. Im Internat Salem einerseits und dann wieder zu Hause in der Nähe von Köln. Auch mit den verschiedenen Kulturen. Ich habe immer versucht, Wahrheiten zu identifizieren in den verschiedenen Dingen, die ich spannend fand und diese auf einen Nenner zu bringen. Das war damals noch ungewöhnlicher, als es heute ist. Heute ist Fusion normaler. Ich finde schon, dass Nietzsche zu Afro-Beats, Reggae und Bob Marley passt. Ein Freund von mir hat einmal gesagt: „Wenn alle in ihrem Garten lange genug bohren, stoßen alle auf dasselbe Grundwasser.“ Und in diesem Nietzsche-Zitat habe ich mich wiedergefunden.

Inwiefern?

Patrice: Mir wird nachgesagt, dass es mir schwerfällt mich festzulegen, mich zu definieren, weil ich mich mehr in Bewegung und weniger als festes Statement sehe. Dazu habe ich den Refrain geschrieben: „I am running around myself … to be someone else“ – ich überhole mich selbst, um jemand anderes zu werden, nur, um wieder bei mir selbst anzukommen. Eine Sisyphos-Arbeit, die aber die Essenz des Menschseins birgt.

Zur Person und zum Tourstart

  • Gaston Patrice Babatunde Bart-Williams wurde geboren am 9. Juli 1979 in Köln als Sohn einer Deutschen und des Schriftstellers Gaston Bart-Williams aus Sierra Leone.
  • Seit 2000 hat der Songwriter, Sänger und Produzent neun Alben veröffentlicht – zuletzt „9“. Seine kreative Mixtur aus mit Soul, Folk, Jazz, Pop und Funk angereichertem Reggae macht ihn zu einer Live-Attraktion.
  • Karten für den Start der „The 9 Tour“ im Heidelberger Karlstorbahnhof am Montag, 19. Februar, 20 Uhr, gibt es unter reservix.de (39,80 Euro). An der Abendkasse kosten sie – falls noch vorhanden – 43 Euro. Mehr unter karlstorbahnhof.de.
  • Außerdem spielt Patrice u.a. am Montag, 4. März, im Frankfurter Zoom (eventim.de, 41,55 Euro plus Gebühren).

Also ist ihr persönliches Ziel nicht fertig zu werden, Ihre Entwicklung nicht abzuschließen, im Fluss zu sein?

Patrice: Ja, genau. Siddhartha hat mich sehr geprägt, auch Zarathustra. Ich glaube nicht einmal, dass ich so sein will, sondern es ist einfach so. Ich versuche, mich zu finden, es perfekt zu machen, aber natürlich schaffe ich es nie. Jedes Album ist ein Versuch. Ich habe gemerkt, das Wichtigste ist der ehrenhafte Versuch und zu schauen, war das ein guter ehrenhafter Versuch. Manchmal gelingt es besser, manchmal weniger. Aber so lange man es aus der richtigen Motivation tut, ist es gut.

Gilt das auch fürs Scheitern?

Patrice: Ja. Ein Beispiel: Mein Sohn hatte Schwierigkeiten mit dem Lernen. Ich habe ihm dann gesagt: „Okay, lass uns mal lernen, wie man am besten lernt.“ Ich habe dann einen Freund, der supergut im Lernen war, nach seinem System gefragt. Er hat sich dann bereiterklärt, eine Art Seminar zu machen mit meinem Sohn. Was vor allem dabei hängenblieb, war: Wenn wir uns eine Aufgabe stellen, die noch außerhalb unseres Könnens liegt, und wir scheitern daran, ist auch das ein Gewinn. Denn wenn du nach einem gescheiterten Versuch die Aufgabe weglegst und dich anderen Dingen zuwendest, arbeitet dein Gehirn weiter daran. Das nächste Mal, wenn du dich an die Sache begibst, kannst du es besser. Das funktioniert aber nur, wenn du es wirklich versuchst und danach strebst. So kommst du der Sache immer näher. So ist das mit dem ehrenhaften Versuch zu verstehen.

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Schon in den ersten Zeilen des Albums sprechen Sie die dunklen, angespannten Zeiten an, in denen wir leben. Das verbinden Sie aber mit positiven Sichtweisen  wie in "Stamina" oder "Sentinel"und Sounds. Ist das der Einfluss der Zeit auf Jamaika?

Patrice: Jamaika ist ja beides: düster, aber auch „Peace and Love“ – zumindest wenn man da lebt. Ich sehe für mich mehr Sinn darin, die Dinge positiv zu sehen. Wenn man das tut, zieht man eine andere Zukunft an und geht man auch in eine andere Zukunft. Mein Start in die Musik und das Schreiben war ja die Reaktion auf so eine Art Nahtoderfahrung von einem Angehörigen. Ich habe mich mit dem Tod auseinandergesetzt. Anstatt, dass darüber ein Trauma, eine Urangst entstand, habe ich das eher interpretiert als Privileg, dass ich hier sein darf, dass es das Leben gibt. Was für ein Wunder das ist und wie unwahrscheinlich, dass das überhaupt stattfindet. Wenn das die Basis ist, aber überall Krieg herrscht – dann ist es trotzdem immer noch krass gut. Wir nehmen Anteil an den Unruhen, den Dingen, die falsch laufen, vor allem in der weltpolitischen Lage aus der komfortablen Situation unserer Wohnzimmer und Cafés mit unseren Handys et cetera und posten eventuell etwas „Mutiges“. Aber gerade in diesem Moment geht es uns persönlich relativ gut. Wir nehmen dabei nur Anteil an den Dingen, und wie echt diese Anteilnahme ist, steht auch noch einmal auf einem anderen Blatt. Jedes Zeitalter hatte düstere Seiten und auch gute. Geändert hat sich da großartig nichts, nur dass alles so omnipräsent ist in den Medien. Dass zum Beispiel im Kongo in letzter Zeit so viel Schlimmes passiert ist, das hat niemanden interessiert. Das Leid dort, wird nicht so wahrgenommen.

Wie gehen Sie selbst damit um?

Patrice: Entweder man nimmt an allem gleich stark Anteil, oder man sagt sich, ich tue das, was ich in meinem Bereich tun kann oder was vielleicht auch in meiner Verantwortung liegt. In unserer Verantwortung mag es liegen, dass wir erst einmal bei uns aufräumen und dann den Kreis größer ziehen und sagen, wir nehmen unserer Politiker oder Menschen, die Dinge liefern, in die Verantwortung. Das können wir nämlich wirklich tun. Sich komplett runterziehen zu lassen von der weltpolitischen Lage ist verschenkte Zeit.

Sie haben in vielen Ländern gelebt. Wie nehmen Sie mit diesen Erfahrungen die identitätspolitischen Debatten um Rassismus, kulturelle Aneignung oder andere „woke“ Themen wahr?

Patrice: Diese Themen werden aus einer Perspektive besprochen … es ist ein Diskurs aus der privilegierten Bubble. Das merkt man, wenn man in die Länder selbst fährt. Es geht so weit, dass man sagen muss: „Black Lives Matter“ hört ja am Mittelmeer auf. Es ging nie um alle Black Lives, nur um die im Westen. Ich verstehe, warum sich die Woke-Bewegung durchgesetzt hat, denn das ist eine Reaktion auf etwas anderes. Und jetzt haben viele da dran gehängt nach dem Motto, hier habe ich jetzt endlich einen Sinn für mich gefunden. Es ist wichtig als Reaktion, aber ich denke, es wird sich einpendeln. Es hat gute Seiten, aber am Ende muss sich alles am Inhalt entscheiden.

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Heute wird sogar über die Inregrität der Reggae-Legende BOb Marley gestritten, dessen "One Love" Sie zum Start des Films über ihn neu aufgenommen haben. Kann politisch völlig korrekte Kultur originell sein? Oder ist eine kreative Gleichschaltung zu befürchten?

Patrice: Woke Musik ist in weiten Teilen schlechte Musik. Ich saß schon in Panels, in denen es darum ging, dass ein bestimmter Anteil nonbinär sein musste. Dabei würde ich gern beurteilen dürfen, ob das Teilnehmerlied oder der Künstler gut oder schlecht ist. Aber wenn ich einen guten männlichen Künstler und eine gute weibliche Künstlerin hätte, die beide gleich gut sind, würde ich es der weiblichen geben. Ich finde, dass der Raum geschaffen werden muss, damit talentierte Frauen gefunden werden.

Gerade in der auch von Hippies geprägten Rock-und Popkultur gab es eine Art Heilsversprechen durch die Kraft der Liebe: Bis zum Abschluss des Prozesses der Aufklärung wird alles immer toleranter, vernünftiger und besser. Am Ende stehen in einer vernunftgeprägten Weltgesellschaft alle jeden Morgen auf und singen aus freien Stücken „All You Need Is Love“. Es wird wohl anders kommen, oder?

Patrice: Nein, auf keinen Fall. Es gibt so viel Gutes. Das Problem sind eigentlich die Guten. Denn die Schlechten sind supermotiviert, gerissen und viel besser organisiert. Ich glaube aber, es ist jetzt an der Zeit, dass um Kultur gekämpft wird, und die Guten sich auch organisieren. Mit den Guten meine ich, Leute, die den Versuch starten. Die müssen gar nicht perfekt sein. Sie müssen nur auf ehrliche Art und Weise versuchen, etwas für die Sache zu tun. Die konstruktiv sein wollen aus der richtigen Motivation heraus. Das ist wirklich eine Art spiritueller Kulturkrieg. Denn wenn es mehr gute Künstler gibt, gibt es mehr gute Kultur – und in der Konsequenz eine bessere Welt. Das ist das Ziel.

Von dem sind wir gerade weiter entfernt als noch 2015, oder?

Patrice: Die Welt, in der wir jetzt Musik machen, belohnt eigentlich, dass man sich nicht treu bleibt. Dass man aus Marketinggründen Kompromisse macht. Und wer seinen eigenen Weg geht und eigene Fehler machen und wachsen will, wird bestraft. Ich nehme das in meinen Leben inzwischen viel ernster. Ich will einen Raum schaffen für Künstler. Die Institutionen rund um die Kreativen sagen: „Cool, was Du gemacht hast, aber wenn Du das so machst wie wir sagen, ist es noch viel krasser.“ Damit gerät Deine eigentliche Motivation und Intention immer mehr in den Hintergrund. Denn Du traust mehr den anderen als Dir, denn die haben das ja schon tausendmal gemacht. Ich werde einen Raum schaffen, in dem wir mehr dem Instinkt des Künstlers vertrauen: „Hier hast Du den Raum, entwickle Dich und wachse – und zwar ohne diesen Erfolgsdruck, sondern nur mit deinem eigenen Druck, dass Du der Beste sein willst.“ Ich habe jetzt sieben Jahre kein neues Studioalbum produziert, mache jetzt eine Kampagne und sehe, wie sich die Szene entwickelt hat. Ich merke, dass da ein unglaublicher Bedarf ist. Denn es gibt so viel von dem Anderen, dass es total einfach ist, wenn man jetzt etwas wirklich Gutes macht. Das wird so herausstechen. Und wenn es richtig blöd läuft, gibt es doch immer noch eine riesige Chance, es richtig zu machen. Deshalb darf man nie die Positivität aufgeben. Hier sehe ich auch wieder Relevanz für mich, einen Grund, warum ich mich da engagieren sollte. Es gibt auch andere, die das so sehen, glaube ich. Und es geht so schnell, dass alles kippt. Warum soll es da nicht einmal in eine gute Richtung kippen?

Wir erleben einen Rechtsruck, auch in ihrer Neben-Heimat Frankreich. Ist die Spaltung in den USA und Europa auch ein „Luxusproblem“ privilegierter westlicher Gesellschaften?

Patrice: Auch das ist vor allem in der sogenannten „Ersten Welt“ so. In den anderen weniger. Man lebt so in seiner Bubble, das ist dann ähnlich wie in einem Stammeskrieg. Die einen stellen sich hinter diese, die anderen hinter jene Meinung und verharren ganz extrem in ihren Gräben. Das ist schon so ein Phänomen hier. Und es ist eigentlich unvernünftig. Vielleicht war das früher in den Religionskriegen so. Natürlich haben wir das Problem, dass jeder eine andere Information bekommt. Das ist sehr riskant, weil Demokratie nur funktionieren kann, wenn wir alle Zugang zu relativ neutraler Information haben und hoffentlich die Tools, die Informationen auch gut zu verarbeiten und zu verstehen. Und die Tools zur Täuschung wie etwa KI werden zunehmend besser und fähiger. Das ist das Problem.

Nach der Attacke der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober entwickelte sich schnell ein starker Druck auf Prominente und Institutionen, sich zu positionieren. Ging Ihnen das auch so?

Patrice: Also, ich spüre keinen Druck. Ich sehe zwar, dass das Thema oft angesprochen wird. Aber ich finde es immer schlimm, wenn zu wichtigen Themen zum Beispiel Fußballer befragt werden. Wenn ein Influencer noch seinen Senf dazu gibt, das bringt keinem irgendetwas. Ich glaube auch nicht, dass das ehrliche Anteilnahme, ist. Ich würde es nicht sehen wollen, wäre ich in der Situation der Opfer. Es bringt natürlich hier und da etwas, weil es die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema richtet. Aber wie gesagt, wir sollten bei uns anfangen, bevor wir anderen Leuten erzählen, wie sie zu leben haben. Ich finde, niemand in Deutschland ist in der Verantwortung, sich dazu zu äußern. Man kann es tun, wenn man will. Dann schließen sich wieder einige einer Meinung an, ich finde, das ist Fake-Handy-Aktivismus. Das hat sehr narzisstische Züge. Die einen sind dann hier dabei und das passt zu deren Image, die anderen dort… Aber davon hat niemand was dort in dem Krieg. Ich finde das toll, wenn sich Leute einsetzen, aber aus seiner Komfortzone da etwas dazu zu sagen… Ich finde, es wird viel zu viel geredet, es müsste aber viel mehr gehandelt werden. Man müsste die jeweilige Regierung viel mehr in die Verantwortung nehmen und auch die Firmen, die diese Lieferungen machen.

Als Sie um 2000 populär wurden, gab es eine richtige Welle mit Reggae aus Deutschland mit Seeed, Gentleman, Jan Delays erstem Soloalbum, D-Flame und auch Dynamite Deluxe kann man dazu zählen, ein Stück weit auch die Söhne Mannheims. Warum kam da keine zweite oder dritte Generation nach

Patrice: Das ist das Problem, dass da nichts nachkam, was auf dem Level war.

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Haben Sie auf Jamaika noch lebende Reggae-Ikonen getroffen? Mit Clive Hunt arbeiten Sie ja schon länger zusammen.

Patrice: Es waren viele. Mit Clive baue ich ein Studio. Er ist eine Legende, der als Produzent damals unter anderem Dennis Brown und Peter Tosh gemacht hat. Er ist eine Legende, mit der ich eigentlich fast täglich telefoniere und Sachen mache. Dann habe ich noch ein zweites Rocksteady-Weihnachtsalbum produziert, auf dem einige meiner Ikonen zu hören sind: etwa Ken Boothe, Judy Mowatt oder Lloyd Parks. Man kann das streamen, es heißt „Patrice Presents Rocksteady Christmas“. Es wurde nie an die große Glocke gehängt, ich hab das aus Spaß gemacht.

Apropos Spaß: „9“ klingt auf Vinyl sensationell – wohl, weil die Langspielplatte wie eine Single für 45 Umdrehungen pro Minute (UPM) gepresst wurde. Wie sind Sie auf die Idee gekommen? Das ist ja ein extrem audiophiles Vorgehen.

Patrice: Das ist die erste Platte, die auf 45 gepresst wurde. Das ging nur, weil sie so kurz ist. Manche machen farbiges Vinyl. Für mich ist es am wichtigsten, dass es gut klingt. Und schwarzes Vinyl klingt eben am besten. Ich versuche, audiomäßig alles rauszuholen, was geht. Dann kam noch das mit dem Bio-Vinyl aus Frittenfett dazu. Danach kam die Frage, was besser klingt: 45 oder 33? Ersteres klingt aber besser.

Lustigerweise funktioniert die Platte auch, wenn man sie langsamer, also bei 33 UPM abspielt. Was man normalerweise ja automatisch tut. Sie klingt dann natürlich tiefer, langsamer, die Beats dubbiger. Haben sich da manche Fans gewundert, was mit Ihrer Stimme los ist?

Patrice (lacht): Auf Instagram kamen schon viele Anfragen dazu.

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