Hintergrund - Das Soziokulturelle Zentrum Community Art Center Mannheim ist nun Mitglied im Verein der sogenannten LAKS

Rückendeckung für freie Einrichtung

Von 
Julia Brinkmann
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Annette Dorothea Weber leitet das Community Art Center Mannheim in der Mittelstraße seit Gründung 2012. © CaCm

Es gleicht einem Ritterschlag: Das Community Art Center Mannheim (CACM), das seinen Sitz in der Neckarstadt-West hat, ist seit kurzem Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren in Baden-Württemberg e.V. (kurz LAKS BW e.V.). Es ist damit nach Zeitraumexit die zweite Einrichtung in Mannheim, die Mitglied des Netzwerkes ist.

Annette Dorothea Weber, die künstlerische Leiterin des Community Art Centers, studierte in Berlin Regie, kam 1998 als Regieassistentin und für ihre Erstregie nach Mannheim und war bis 2002 im Schnawwl, dem Kinder- und Jugendtheater am Nationaltheater Mannheim (NTM), tätig. Dann machte sie sich selbstständig.

„Erst da habe ich so richtig die Neckarstadt mitbekommen“, erzählt Weber, „ich habe hier auch gelebt, und dann kam eins zum anderen“. Schon vor der Gründung des CACM haben Weber und viele andere Kunstschaffende im Stadtteil, der sonst oft als Problembezirk bezeichnet wird, soziokulturelle Projekte durchgeführt. Im Rahmen eines bundesweiten Städtebauförderungsprogramms wurde 2012 dann auch der Ort des Community Art Centers in der Mittelstraße 17 gefunden – und im Mai das Soziokulturelle Zentrum als gemeinsames Projekt des Kulturamts der Stadt Mannheim und der Freudenberg-Stiftung gegründet.

Heimat für Kunst aller Sparten

In einem stetigen Prozess wurde der Wirkungskreis der Einrichtung größer: „Zunächst waren wir nur in der Neckarstadt-West aktiv, das weitete sich nach und nach auf ganz Mannheim und darüber hinaus aus“, so Weber. Das Zentrum vernetzte sich mehr und mehr bundesweit: Bereits 2013 tourte etwa das mobile Kinderstück „Zwerg Nase“ durch Deutschland, mit dem Stück „Rechts: ex und pop“ ging ein Ensemble des Community Art Centers 2017 und 2018 auf Gastspielreisen. Auch neue Stifter kamen hinzu, etwa die Open Society Foundation.

Künstlerisch beheimatet das Community Art Center Mannheim alle Sparten, etwa 70 Freischaffende wirken mit: Theater und Tanz, Fotoprojekte wie „livingRooms“ (2016), das Einblicke in die Lebensweisen der Bewohner der Neckarstadt-West zeigt, auch interaktive Performance-Veranstaltungen im öffentlichen Raum, etwa die bereits mehrmals vom Künstlerduo Illig & Illig inszenierten „Gerüchteküchen“. Verarbeitet werden vor allem politische Themen. „Oft werden uns die Themen direkt aus dem Stadtteil zugeführt“, berichtet Weber. „Der Zigeunerboxer“ wurde sowohl als Theaterstück aufgeführt und von einer Ausstellung begleitet, als auch im Oktober 2020 als Kurzfilm mit anschließendem Vortrag im Mannheimer Atlantis-Kino gezeigt. Das Stück handelt von Diskriminierung gegenüber Sinti und Roma, auch in der Neckarstadt-West ein Problem.

Unter Lockdown-Bedingungen verlagert sich derzeit naturgemäß viel ins Digitale. „Labor: Arbeit 4.0“ wurde eine Online-Ausstellung. Die „Winter Musik Welten“ sollen jedoch, wenn möglich, im April corona-konform wie auch in Vorjahren in der Lutherkirche stattfinden. Zudem ist ein Projekt mit einem Comic-Illustrator in der Planung, ebenso eins zur Debattenkultur, das Gentrifizierungsprozesse im Stadtteil widerspiegeln soll.

Als partizipatives Kulturangebot richtet sich das CACM sowohl an (Hoch-)Kulturkenner als auch an alle anderen Bewohner Mannheims. Meist ist der Eintritt komplett kostenlos oder freiwillig auf Spendenbasis. „Wir wollen Kultur für Menschen aller Herkünfte und Lebensweisen schaffen“, erklärt Weber.

Vernetzung in der Kulturszene

Und eben dies ermöglicht dem CACM nun die Mitgliedschaft in der LAKS – die darauf achtet, dass ihre Mitglieder das Vereinsstatut erfüllen. In der LAKS findet Austausch und Vernetzung statt. „Für uns ist das eine große Rückendeckung“, erklärt Weber. Sie sorgt sich, dass in der nahen Zukunft die Kommunalverwaltung, ebenso wie Stiftungen ihre Fördersummen für die freie Kulturszene kürzen werden, um die Verluste aus der Coronakrise auszugleichen. Die Mitgliedschaft im LAKS biete Kultureinrichtungen mehr finanzielle Sicherheit. Sie erleichtere es, Förderungen des Landes zu kriegen, da der Verein seine Mitglieder dem Kunstministerium dafür empfiehlt. „Gerade in der Krise tut es gut, Teil eines sehr starken Verbandes zu sein“, freut sich Weber.

LAKS-Mitglieder in der Region

In Mannheim gibt es zwei Soziokulturelle Zentren, die Mitglied im LAKS sind: Der Zeitraumexit im Jungbusch sowie das Community Art Center Mannheim mit Sitz in der Neckarstadt-West.

Drei weitere Kulturinstitutionen in der Rhein-Neckar-Region sind Mitglieder des Vereins: das Kulturfenster und das Kulturhaus Karlstorbahnhof in Heidelberg sowie der Weinheimer Blues- und Jazzclub Muddys Club.

Institutionen müssen Anforderungen erfüllen, um in die LAKS aufgenommen zu werden. Laut Vereinswebsite: Basis- und Nutzerorientierung, demokratische Entscheidungsstrukturen, Offenheit und Transparenz, Zugang für alle, nicht-profitorientierte Ausrichtung, Förderung kultureller und künstlerischer Bewegung „von unten“, Betonung des demokratischen und humanistischen Gehalts von Kultur sowie Widerstand gegen faschistische und menschenverachtende Bestrebungen.

Der LAKS ist basisdemokratisch organisiert: Die Mitgliederversammlung entscheidet einmal im Jahr über die Aufnahme neuer Institutionen. julb

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.

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