Ludwigshafen. Kriege wüten in vielen Teilen unserer Welt, die Herrschenden streiten sich um Macht und Anerkennung und debattieren oft ergebnislos um eine Lösung, während Männer im Kugelhagel sterben und Frauen mit ihren Kindern vor zerstörtem Hab und Gut stehen. Das ist heute noch so wie vor tausenden von Jahren.
Von 431 bis 404 vor Christus tobte der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta, das Staatswesen zerfiel allmählich, das öffentliche Leben - die Polis - drohte zusammenzubrechen. Der Komödiendichter Aristophanes, geboren um 445 v. Chr., machte sich Gedanken, wie eine friedliche und gerechte Gesellschaft geschaffen werden könnte. In vier seiner Stücke entwirft er Vorschläge zu einem Ausweg aus dem Krieg, der von habsüchtigen, unfähigen Regenten geprägt ist.
Pfalzbau-Intendant Tilman Gersch hat mit dem Ensemble seiner Bürgerbühne ein Stück in Szene gesetzt, das überzeugend die revolutionären Ideen des attischen Dichters aus dessen „Friedenskomödien“ vor Augen führt. Dem Titel „Frieden, Frauen, Volksversammlung“ in Anlehnung an die gleichnamigen Stücke und an das bekannte „Lysistrata“ könnte man noch Bauernschläue hinzufügen, die im Stück „Die Acharner“ eine raffinierte Kriegsstrategie eröffnet. Hier handelt der attische Bauer Dikaiopolis durch seinen Friedenswein einen Privatfrieden mit Sparta aus.
Die Aussagen aus vier Komödien in 1 Stunde und 45 Minuten auf die Bühne zu bringen ist eine enorme Leistung des hoch engagierten Bürgerensembles. Viele Szenenwechsel, Lärm und Streit, aber auch Debatten zwischen Frauen und Männern oder Einigkeiten in Sprechchören beherrschten die Handlung. Begleitet wurde sie von aufreibendem Trommelschlag (Matthias Lang), der verkündenden Posaune (Ruth Externbrink) und der besänftigenden Akkordeonmelodie (Frank Rosenberger, der die Musik zusammenstellte). Daneben sorgten Sängerinnen des Beethovenchors mit ihren persiflierenden, kommentierenden Songs für heitere Ruhepole im turbulenten Bühnentreiben.
Mit spielfreudigem Einsatz demonstrierten die Frauen ihre Ideen, den Männern den Sex zu entziehen oder die Kriegskasse zu verstecken („Lysistrata“), als Männer verkleidet die Regierungsbeschlüsse zu leiten und Gleichheit einzuführen („Die Volksversammlung“). Aber auch das männliche Volk hat den Krieg satt. So reitet der Winzer Trygaios auf einem stinkenden Mistkäfer (herrlich bunt gegenüber der in Weiß-Schwarz gehaltenen Kostümierung von Petra Straß) zum Olymp, um bei Zeus ein Ende des Krieges zu erreichen („Frieden“). Doch alle Strategien der schlauen attischen Bürger haben einen Haken und scheitern. Was letztlich allen Streit vergessen lässt, ist bei Aristophanes Essen und Trinken. So endet der Abend mit einer fröhlichen Feier, nachdem der Chor die Hymne der Friedensbewegung von John Lennon („Imagine“) angestimmt hat. Langer Applaus im gut besetzten Saal des Pfalzbaus.
Info: wieder am Montag, 27. 5., 19.30 Uhr. Tickets telefonisch unter 0621-504 25 58
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