Rein künstlerisch mag dieser bewegende Abend in Mannheim wenig Neuland bedeuten, menschlich wird er als bedeutender Anstoß der Veränderung in Erinnerung bleiben. Denn musikalisch knüpft das Benefizkonzert von Peter Maffay und seiner Band fast nahtlos dort an, wo das gefeierte Konzert seiner „So Weit!“-Tour Ende August in der SAP Arena sein Ende nahm. Auf der ausladenden Bühne setzt die üppig besetzte Band mit „1000 Wege“ zu einem prall arrangierten Opener an - und ein bestens gelaunter Peter Maffay stürmt den Steg nach vorne. Allein die Tatsache, dass so kurz nach seinem letzten Gastspiel wieder 8800 Besucher dem Deutschrock-Routinier zujubeln, spricht Bände. Und macht deutlich, worum es an diesem Abend tatsächlich geht.
Echter Weltverbesserer
Denn Peter Maffay steht an diesem Abend im Wortsinn als Weltverbesserer auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Bereits, bevor die ersten Akkorde durch die Boxen schallen, macht ein Interview mit dem Charity-Chef des Fernsehsenders RTL, Wolfram Kons, deutlich, wie wichtig der Gedanke des Gebens ist - und wie schnell er in einer überhitzten Gesellschaft voller Egoismen auch verlorengehen kann. Dieser Abend, und das spürt man tatsächlich ab dem ersten Augenblick, will da einen Kontrast schaffen. Da spielt es am Ende auch keine Rolle mehr, dass mehrere coronabedingte Verschiebungen überstanden werden mussten: Die Begeisterung hat sich gehalten.
So, wie die Nöte, die die gesammelten Spenden ganz aktiv lindern wollen. Denn offiziell findet das Benefizkonzert zwar unter dem Titel „Gemeinsam für unsere Kinder“ im Rahmen des RTL-Spendenmarathons statt, allein: Die Ziele der gesammelten Gelder stehen bereits jetzt fest. Und die führen - neben der bundesweit programmierten Aktion „step“ für mehr Bewegung - direkt in die Metropolregion Rhein-Neckar. Einerseits nach Heidelberg. Am Hopp-Kindertumorzentrum haben Forscher und Ärzte mit „Inform“ ein Projekt angestoßen, das jungen Patienten bei einem Krebs-Rückfall die bestmögliche Behandlung zur Verfügung stellen will - und zwar ebenso schnell wie individuell. Andererseits mitten im Herzen des Drei-Länder-Ecks. Denn traumatisierte, schwer kranke oder benachteiligte Kinder gibt es schließlich allerorten. Und denen will sich Peter Maffay nun noch intensiver auch selbst widmen. Mit den Tabaluga-Einrichtungen seiner Stiftung will der 73-jährige Rockstar Orte schaffen, an denen die ausgewählten Kinder in Erlebnisaufenthalten pädagogisch betreut nachhaltige Anreize für ein glücklicheres Leben sammeln können. Die Realisierung des Projekts in der Region, das neben Deutschland auch im Spanien und Rumänien Wandel bewirken will, ist laut Veranstalter Alexander Lübenoff für Mitte 2023 vorgesehen.
Der mit solchen Projekten verbundene Anspruch, klingt im Verlauf der Stunden immer wieder durch, wird bisweilen aber auch in klaren Worten benannt: Kräfte zu schenken, die Biografien von Kindern und Jugendlichen auf Dauer prägen - oder in besonders schweren Fällen sogar den entscheidenden Unterschied zwischen Leben und Tod machen können.
Rockmusik also als Lebensretter? Ohne Zweifel. Schon seit Jahrzehnten vermittelt Maffays Musik Hoffnung auch in dunklen Zeiten, ruft zum Handeln auf, motiviert und spendet Zuversicht. Und getreu dem Motto des jüngsten Maffay-Albums („Die Zeichen steh’n auf jetzt“) speist sich auch die Setlist des Abends ganz bewusst aus jenem melodischen Material, das mit Enthusiasmus und Tatkraft nach vorne blicken lässt. Allein schon Nummern wie „Größer als wir“, „Jedes Ende wird ein Anfang sein“ oder „Königreich der Liebe“ orchestrieren sich zu ganzen Suiten des Glücks - die Hoffnung auf einen heilen Planeten inklusive („Die Welt ist wunderbar“). „Weil es dich gibt“ und „Du“ führen schließlich in romantische Gefilde - und wem der Puls an dieser Stelle noch nicht schnell genug schlug, musste nur noch auf „Sonne in der Nacht“ warten, das bei den Fans die letzten Dämme der Begeisterung brechen ließ. Musikalisch ist das an diesem Abend in Großbesetzung oft hervorragend, an einigen Stellen herausragend, aber immer bewegend gespielt. Manchmal so sehr, dass man glauben möchte, der Wandel geschehe gleich hier und jetzt. Doch nicht nur mit dem legendären Karat-Cover „Über sieben Brücken musst du gehn“ macht der Protagonist des Abends deutlich, dass er seinen Einsatz keineswegs naiv, sondern ebenso geduldig wie beharrlich anzugehen gedenkt.
400.000 Euro Ertrag
Der Grundstein jedenfalls scheint gelegt. Denn zum Finale freut sich Peter Maffay mit all den anderen Verantwortlichen nicht nur über satte 400 000 Euro, die an Spenden und Einnahmen in Mannheim zusammenkommen - es ist auch das euphorische Wie, das fasziniert. Zum einen, weil eine erhabene Leichtigkeit wie die dieser drei Stunden selbst bei imponierenden Großveranstaltungen und ganz besonders seit Corona zur Seltenheit geworden ist. Zum anderen, weil sich genau dieser Geist durch die geförderten Projekte konkret fortsetzen soll. Oder wie RTL-Mann Kons es nach drei Stunden treffend zusammenfasst: „Danke an Peter, seine Band und jeden einzelnen Fan, der mit seinem Besuch hier in Mannheim nicht nur sich selbst beschenkt hat, sondern auch so vielen Kindern nachhaltig hilft.“
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