Nachruf - Der Mannheimer Event-Discjockey Marcus Lanzendorfer ist im Alter von 50 Jahren verstorben

Partyszene trauert um Vollblut-DJ M-Lance

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Einer der beliebtesten DJs der Region ist nicht mehr zu hören: Marcus Lanzendorfer alias M-Lance ist im Alter von 50 Jahren gestorben. © Ulrich Schepp

Mannheim/Rimbach. Wer in den vergangenen drei Jahrzehnten in Mannheim und Umgebung gern nachts unterwegs war, hat mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann und irgendwo zur Musik von M-Lance getanzt. Das ist leider vorbei: Der Event-DJ Marcus Lanzendorfer ist am Samstag mit nur 50 Jahren gestorben, wie seine Lebensgefährtin Susanne Thoma dieser Redaktion am Montag bestätigte.

Er habe sich am Nachmittag im gemeinsamen Haus in Rimbach kurz hinlegen wollen. Mittagschlaf sei nicht ungewöhnlich für ihn gewesen: „Marcus war Frühaufsteher. Wir haben in der Nähe einen neuen Garten angelegt. Dort hatte er gearbeitet und sich auf das Dortmund-Spiel gefreut“, erzählt seine Partnerin. Als sie später nach ihm schauen wollte, lag er vor dem Bett: „Ganz friedlich, als hätte er sich dort schlafen gelegt.“ Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Susanne Thoma kann nur vermuten, dass er einen Herzinfarkt erlitten habe. „Aber er war gesund und fit.“ Lanzendorfer war vor knapp zwei Jahren zu seiner Freundin in den Odenwald gezogen.

Besonders tragisch: Nach monatelanger Zwangsauszeit am Plattenteller durch die Corona-Krise habe M-Lance „gerade wieder Hoffnung gesehen, dass das Partygeschehen wieder losgeht“, so Susanne Thoma. Erste Verhandlungen liefen, ein Impftermin war in Sicht.  Generell habe er aber auch „das Beste aus der Situation seit Corona gemacht und erfolgreich bei DHL in der Logistik angefangen“.  

Die üblichen Klischees um das schnelle Leben von DJs als Todesursache kann man in diesem Fall kaum heranziehen: „Er trank ja zuletzt nicht mal Alkohol“, sagte Thoma. Das Urgestein der Mannheimer Partyszene M-Lance galt schon immer als ausgesprochen bodenständig. So begann 1986 auch seine Karriere: "Ich habe bei der Tanzschule Lamadé einen Kurs gemacht. Die suchten gerade zufällig einen Discjockey, und ich wollte es einfach mal ausprobieren Thomas Hummel, in Mannheim ja auch kein Unbekannter, hat mir in einem halben Jahr alles beigebracht.", erinnerte sich  Lanzendorfer einmal im Interview  mit dieser Redaktion an seine ersten Schritte im altehrbaren Beruf des Schallplattenunterhalters, damals noch im Dienst des Disco-Fox. "Seitdem komme ich nicht mehr davon weg. Der Job macht halt einfach Riesenspaß." Schnell wurde er Resident, also fester Haus-DJ, im Mannheimer Tiffany.

Tiffany als Sprungbrett

Ein ideales Sprungbrett. Schnell stand der Künstlername M-Lance  für verlässlich unterhaltsame Partymusik im gesamten Rhein-Neckar-Delta:  Villa Drei, Meier‘s, Deep, Fischer ́s, Ludwiq, Playa del MA, KOI  Club, Baton Rouge,  zuletzt im Mannheimer Syte. Sein Name stand für die  überaus erfolgreichen „Disco, Disco“- und  "Formel-1"-80er-Fetenreihe mit langen Schlangen rund ums Mannheimer Bootshaus, die Award-Partys im Stadthaus und bei großen Schneckenhof-Events rockte die musikalische Allzweckwaffe bis zu 3000 feierwütige Studenten. Beim  Radiosender bigFM war er ebenso Resident DJ wie bei der Agentur Foreverdisco von Marco Kuhn. Nach ungezählten  Unifeten, Ü30-, Schneckenhof.de- und Mottopartys verlegte sich  M- Lance zuletzt verstärkt auf den  Disco- und House-Sektor.  

M-Lance in Aktion bei einer Schneckenhof-Party an der Mannheimer Schloss-Uni. © Forever Disco

Kuhn würdigt seinen langjährigen Mitarbeiter: „Marcus konntest du überall einsetzen, er hat sich überall zuhause gefühlt – egal ob 80er, 90er, House. Ein Vollblut-DJ.“ Für Bootshaus-Chef Sascha Ulrich war die Todesnachricht „ein Schock. Wir sind fast im gleichen Alter und haben mehr als 25 Jahre an verschiedenen Locations zusammengearbeitet. M-Lance habe sein Handwerk ganz oldschool-mäßig von der Pike auf gelernt und es „wirklich verstanden, sich auf die Leute einzustellen. Ein perfekter DJ, ein perfekter Mensch – sehr schade, dass  er nicht mehr da ist.“

Fast alles, nur kein Ballermann

"Persönlich lege ich besonders gerne Vocal House auf. In den Charts würde man das wohl als Disco-Musik bezeichnen", erzählte der notorische Nachtarbeiter 2003 im Vorfeld der „Party im Quadrat“ des „Mannheimer Morgen“.  „Aber auch die NDW-Sachen funktionieren großartig. Und wenn 1000 Leute den Refrain mitsingen, ist das schon der Wahnsinn", schwärmte der gelernte Sachbearbeiter. Lange war das Selbstverständnis und die Arbeitsweise des gebürtigen Käfertalers traditionell: „"Bei Disco- oder House-Songs mixe ich die Übergänge immer von Hand. Und natürlich nur auf Vinyl. Man muss doch das Gefühl zum Material haben. Im Extremfall könnte ich zwölf Stunden lang auflegen“, sagte er noch 2003. Natürlich war er zuletzt auch nicht mehr mit Platten- und CD-Koffer unterwegs, sondern griff zum Auflegen auf den Computer zurück. Dabei findet sich in seinem Profil auf dj-community.com nur ein No-go: „Kein Schlager/Ballermann“. Sein letzter Facebook-Eintrag stammt vom 30. April: „Ja, normalerweise wäre heute Großkampftag“, schrieb er mit Blick auf die pandemiebedingt ausgefallenen Tanz-in-den-Mai-Veranstaltungen.  Das M-Lance- Credo blieb bis zuletzt: „Nach all den Jahren hinter den Plattentellern liebe ich es immer noch Menschen zum Tanzen zu bringen.“ Sein Publikum dankt es ihm: Auf Facebook brachten viele ihre Trauer zum Ausdruck, unter anderem in dem sie  Bilder von oder gemeinsame Fotos mit M-Lance posteten.


Ressortleitung Stv. Kulturchef

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