Mannheim. Dass der überraschende Verlust ihres Lebensgefährten und musikalischen Mentors Michael Bundt (70) Ende Dezember 2019 ein schwerer Schlag für Silke Hauck war, liegt auf der Hand. Wie schwer der Tod des Mannheimer Rock-Pioniers bei Bands wie Nine Days Wonder, Medusa oder Sirius wirklich wiegt, legt die Mannheimer Sängerin auf ihrem neuen Album „Soul Striptease“ offen, das gerade auf den gängigen Streaming-Portalen erschienen ist. Fast alle der 13 Songs sind „ihrem Mike“ gewidmet und bilden den Facettenreichtum dieser langlebigen Beziehung ab.
Das Werk wird aber eingeleitet von relativ heftigem Crossover-Rock à la Living Colour: Hauck kanalisiert im Opener „Love Faith Hope“ sarkastisch ihre Wut über die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die ihr nach dem Schicksalsschlag auch noch das Lebenselixier Bühne fast zwei Jahre lang genommen hat.
Hommage an Rock'n'Roll-Helden
Hier merkt man schon: Die Produktion hat auch ohne Michael Bundt als Spiritus Rector mehr als Hand und Fuß. Den größten Anteil als Arrangeur, Gitarrist, Bassist und Co-Komponist von drei Songs hat der vielseitige Heidelberger Jochen Seiterle. Für den teilweise großartigen Sound zeichnen außerdem Koryphäen wie unter anderem Markus Born (Kleine Audiowelt) oder Bundts Nine-Days-Wonder-Mitstreiter Walter Seyffer verantwortlich.
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Was folgt, ist vielseitig und emotional oft sehr intensiv: Im rockigen „Your Heroes“ erinnert sich Hauck daran, wie Bundt ihr seine musikalischen Helden aus Rock ’n’ Roll, Literatur und Film nahegebracht hat. Dazu gehörten natürlich auch die Beatles, deren „Lucy In The Sky With Diamonds“ im dritten Song facettenreich-psychedelisch anklingt. Der gesprochene Titel-Track ist tatsächlich ein Seelen-Striptease und eine direkte letzte Liebeserklärung von Silke Hauck an ihren Partner.
CDs nur "vor Ort" erhältlich
Im Blues-Funk-Stück „I Am Yours“ schildert die Sängerin über exzellenter Gitarrenarbeit, wie aus der professionellen Beziehung zwischen Künstlerin und Manager nach einem Amsterdam-Trip mehr wurde. „Shut The F*** Up“ setzt dann einen fröhlichen klingenden Kontrapunkt, obwohl es eigentlich mit „oberflächlichen Affen“ in der Männerwelt abrechnet. Wie der Titel es andeutet, hat „Don’t Stop Believing“ eine spirituelle, fast gospelhafte Bedeutung – wiederum unterstrichen von geschmackssicherem Gitarren-Sound, der auch von John Frusciante kommen könnte. „Magic Rhymes“, „I Got It From You“, „Starboy“ und „Venus And Mars“ runden das Bild der Beziehung Hauck/Bundt ab. Die Sängerin verzichtet bewusst auf einen kommerziellen Vertrieb, so dass man die CD „Soul Striptease“ nur bei ihren Konzerten „live vor Ort kaufen kann“.
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