Fürth. Angesichts der verheerenden Wetterprognosen und nasskühlen 17 Grad ist das liebevoll, aber professionell gestaltete Gelände beim Steinbachwiesen Open Air in Fürth erstaunlich gut gefüllt. Kein Wunder: Schließlich spielen die Söhne Mannheims das Auftaktkonzert am Freitag. Und das ist in dieser Besetzung ein seltenes Vergnügen: Das Tentett bestreitet am Steinbach seinen einzigen Auftritt in Heimatnähe im Jahr 2023, in der neuen Großformation mit Thilo Zirr als Gitarrist. Es ist der erste der Gesamtband in der Region seit dem Carstival auf dem Maimarktgelände im Pandemiesommer 2020.
Da hat auch das Wetter ein Einsehen, vor allem mit den sehr engagierten Veranstaltern vom örtlichen Fußballverein: Als die Söhne kurz nach 21 Uhr die Bühne betreten, nieselt es ein paar Tropfen – das war’s. Zuerst steigen die fünf Instrumentalisten ein: Keyboarder Florian Sitzmann, Drummer Ralf Gustke und Gitarrist Michael „Kosho“ Koschorreck sind – neben Rapper Metaphysics – die letzten Bandmitglieder aus der ernsthaften Anfangszeit der Band ab 1999. Dazu kommen Bassist Edward Maclean, live der musikalische Direktor, und der neue Band-Benjamin Thilo Zirr. Dessen Gitarrenspiel fügt sich so nahtlos ein, als könne er auf jahrelange Live-Erfahrung mit den Söhnen zurückblicken. Dabei war wie so oft wenig Zeit zum Proben. Gustke war eigens für den Auftritt aus Spanien angereist. Eindrucksvoll.
Großer Anteil neuer Songs
Auch die Stimmen sind nahezu durchgängig perfekt abgestimmt: Nach dem Abschied von Claus Eisenmann und Rolf Stahlhofen sind Dominic Sanz, Giuseppe „Gastone“ Porrello, Karim Amun und Michael Klimas die Frontleute. Der so charme- wie stimmstarke Amun führt eloquent durch den Abend, der Wahl-Wiener Klimas ist in die Rolle des Hauptproduzenten hineingewachsen. Was sich auf dem neuen Album „Kompass“ niederschlägt, das am 15. September erscheinen soll. Der Frankfurter Gastone hat beim Songwriting einen Löwenanteil.
Mit seinem Song „Moral“ startet das Konzert auf Anhieb fesselnd. Mit „Keine Eile“ und „Am andern Ende der Welt“ folgen zwei weitere Stücke aus der Phase der „neuen Söhne“. Eine klug gewählte Dramaturgie, um die Bezüge zur Ära des kontroversen Bandgründers Xavier Naidoo weiter in den Hintergrund treten zu lassen. Neun der 20 Songs fallen in die Amtszeit der „Söhne 3.0“. „Am andern Ende der Welt“, „Aus und vorbei“, „Miracle“, die am Freitag frisch erschienene, sehr tanzbare neue Single „New Fire“ und auf Anhieb das unveröffentlichte „Fragmente“ kommen exzellent an. Letzteres könnte der Hit werden, der dieser Formation zur Perfektion fehlt.
Es fehlt nicht an "Mut"
Aber sie hat „Mut“, eine perfekte Schlussnummer aus der Feder von Gastone. Dass der Frankfurter davon reichlich besitzt, zeigt sich bei der Hitballade „Und wenn ein Lied“. Seine rauchig-kratzende Stimme liefert im Duett mit dem Deutschpop-Belcanto von Sanz Gänsehautmomente. Genau wie die meisten der elf Söhne-Klassiker.
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