Mannheim. Die neue Trio-Formation des Söhne Mannheims Jazz Department feiert im Mannheimer Schatzkistl beim Doppelkonzert-Wochenende einen fabelhaften Einstand - und kann sich sogar gegen starke EM-Spiel-Konkurrenz behaupten. Premieren-Gäste sind Star-Trompeter Joo Kraus und der Pianist und Keyboarder Martin Sörös.
Bei der Zugabe - in der auf Betreiben von Star-Trompeter Joo Kraus der Michael-Jackson-Hit „Black Or White“ eine neue Schwungrichtung erfährt - laufen konzentriert die Qualitäten zusammen, die das Spiel dieses Quintetts auf allen Positionen auszeichnen: Der Pop-Verstand, die Groove-Kompetenz, die Feinmechanik des Jazz und nicht zuletzt die pure Lust und der Spaß am Musizieren. Wobei der Begriff Quintett unsauber gewählt ist, schließlich geht es gerade darum, dass sich das Jazz Department der Söhne Mannheims an zwei aufeinanderfolgenden Konzerttagen im Schatzkistl mit neuem Konzept vorstellt; und das besteht eben aus einem Trio-Grundgerüst mit Gitarrist Michael Koschorreck (kurz: Kosho), Schlagzeuger Ralf Gustke und Bassist Edward Maclean, die mit wechselnden musikalischen Gästen zusammenarbeiten.
Konzert teilt den Abend mit EM-Auftaktspiel zwischen Deutschland und Schottland
Aber weil diese Zusammenarbeit auf Anhieb so bemerkenswert homogen verläuft, fällt es schwer, sich die Premieren-Gäste nicht als festen Teil des Bandgefüges vorzustellen. Neben Joo Kraus, bekannt nicht zuletzt durch sein famoses vormaliges Duo Tab Two, in dem er mit Bassist Hellmut Hattler grenzgängerisch den Raum zwischen Jazz, Hip-Hop und Pop durchmaß, musiziert der junge Pianist, Keyboarder und Komponist Martin Sörös mit auf der Schatzkistl-Bühne. Apropos Premiere: Das Konzert, mit dem sich die Jazz-Trio-Formation dem Publikum erstmals vorstellt, teilt den Abend mit einer anderen Eröffnung, die allerdings sportlicher Natur ist - dem EM-Auftaktspiel zwischen Deutschland und Schottland. Beide Partien, das wird sich alsbald zeigen, verlaufen für die Heimmannschaften höchst erfolgreich. Erfreulich ist dabei: Das Schatzkistl ist trotz der schwergewichtigen Spiel-Konkurrenz größtenteils gefüllt.
Ende 2018 war das Söhne Mannheims Jazz Department gleichsam als Tochterunternehmung der Pop- und Soul-Band auf den Weg gebracht worden. 2020 erschien dann das Debütalbum des Projekts, auf dem neben Kosho, Gustke und dem musikalischen Leiter McLean auch Söhne-Sänger Michael Klimas sowie Vokalistin Phalleé (alias Stephanie Neigel) zu hören waren.
Als Instrumental-Formation -wobei Kraus am Mikrofon Raps beisteuert - widmen sich die Musiker eigenen Solo-Kompositionen wie „All In One“ von Ralf Gustke, interpretieren Stücke illustrer Protagonisten wie „Palladium“ von Weather Report oder Stanley Clarkes „Quiet Afternoon“ und lassen daneben Neuarrangements von Söhne-Mannheims-Stücken wie „Zurück zu dir“, „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ und „Wie lange“ nicht vermissen: Ein hoher Funk- und Groove-Faktor trifft hier auch dynamische Pop-Eleganz und solistische Jazz-Finesse. Das neue Format feiert damit einen fabelhaften Einstand im Schatzkistl, wohin das Söhne-Trio auch bald schon - am 27. und 28. September - zurückkehren wird.
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