Mannheim. Das Video ist unvergessen: Wutschnaubend reißt sich Xavier Naidoo in seinem Auto die Maske vom Gesicht und wettert hasserfüllt gegen die Pandemiemaßnahmen. Die Impfung nennt er Gift, er wirkt in einem Musikvideo mit, in dem ein Impfzentrum gesprengt wird. So stieg er zum wohl prominentesten Corona-Leugner und Liebling der über das soziale Medium Telegram vernetzten Querdenker-Szene auf. Da erstaunt es schon, dass ausgerechnet sein Label Naidoo Records Corona-Hilfen in Millionenhöhe erhalten hat.
Randnotiz im „ZDF Magazin Royale“
Zunächst hatte ZDF-Komiker Jan Böhmermann darüber in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ kurz berichtet. Dabei spottete der Moderator: „Liest man irgendwie gar nichts drüber bei Telegram, ist auch ein anderes Thema, für den Herbst vielleicht.“ Eine Recherche in der Transparenzdatenbank der Europäischen Kommission belegt die Corona-Hilfen an das Label des 51-Jährigen: am 29. März 2021 flossen 183.005,38 Euro von der baden-württembergischen L-Bank nach Mannheim. Am 14. Mai 2021 folgten 251.455 Euro und am selben Tag sogar 692.352,63 Euro. Das ergibt zusammen mehr als 1,1 Millionen Euro.
Ein stolzer Betrag für eine Pandemie, die Xavier Naidoo zu dem Zeitpunkt für eine Verschwörung gehalten hat. Rechtlich stehen seiner Firma die Hilfen allerdings zu, weil sie zum Ausgleich der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Schutzmaßnahmen dienen sollen. Im April 2022 hatte sich der Sänger in einem YouTube-Video, wenn auch sehr unspezifisch, von Verschwörungstheorien distanziert. Seitdem meidet Naidoo die Öffentlichkeit.
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