Rätselgewinn

"MM"-Leserin trifft Krimiautorin am Weinheimer Marktplatz

Die Weinheimer Schriftstellerin Ingrid Noll trifft sich mit der Gewinnerin des Weihnachtsrätsels der "MM"-Kulturedaktion. Die Autorin verrät beim Essen, warum sie mal ein bisschen Chinesisch sprechen konnte

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Gut gelaunt: die Schriftstellerin Ingrid Noll (rechts) mit Lilli Blatt, der Gewinnerin des Weihnachtsrätsels der „MM“-Kulturredaktion beim Preisessen. © Dettlinger

Weinheim. Sie morde ja sehr feinsinnig und subtil, meint Lilli Blatt zu Ingrid Noll und meint damit freilich nicht die Weinheimer Schriftstellerin selbst, sondern ihre Protagonistinnen. Es stimmt: Subtil mordet am Schluss des Romans sicherlich so jemand wie „Die Apothekerin“ Hella Moormann, andere aber weniger, etwa Charlotte in „Kalt ist der Abendhauch“, die ihren aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrenden und nach Sex verlangenden Mann von sich weist, schubst und – huch – ihn dabei tödlich verletzt.

Es entstehen interessante Gespräche bei diesem Aufeinandertreffen der beiden. Lilli Blatt, literarisch bestens informiert, hat 2021 das Weihnachtsrätsel der „MM“-Kulturredaktion gewonnen. Lange war der Pandemie wegen nicht klar, ob das Treffen bei einem opulenten Essen noch zustande kommt oder nicht. Jetzt ist es so weit. Getroffen haben sich die beiden im Weinheimer Restaurant La Cantina, beide kannten es, Blatt, die mit ihrem Mann in Birkenau lebt, kommt regelmäßig hierher, und Noll hatte es sich ja ausgesucht.

Protagonisten stammen aus dem Leben

Noll hat auch ein signiertes Buch und ein Hörbuch als Präsent für Blatt dabei. Eine schöne, eine nette Geste. Alkoholfreier Aperitif, Aperol Spritz, Vitello tonnato, gebratene Artischocken, Caprese – so steigen die beiden in die kulinarisch begleitete Konversation ein. Blatt fragt Noll nach ihren Figuren, wie sie auf sie komme, und merkt an, dass Nolls Protagonistinnen und Protagonisten ja so „aus dem Leben gegriffen“ seien, fast, meint sie, könne man ihnen auch vor Ort oder in der Nachbarschaft begegnen. Noll gibt freudig Auskunft.

Keineswegs dreht sich hier alles nur um Literatur. Blatt, die auch einiges von sich, ihrem ehemaligen Beruf als Bio-Chemikerin für ein Mannheimer Pharmaunternehmen und ihrem Leben an der Bergstraße erzählt, interessiert sich auch für die Biografie Nolls – zum Beispiel für Schanghai, Ingrid Nolls Geburtsort. Blatt selbst war schon in Schanghai gewesen. Die Stadt hat sie und ihren Mann fasziniert. Ob Noll denn Chinesisch spreche, ob sie es lesen und schreiben könne, will Blatt denn auch wissen. Doch Noll winkt, fast etwas peinlich berührt, ab. Nur das Sprechen habe sie in ihrer frühen Kindheit in China ein wenig gelernt, ist sie damals doch weitgehend in einem deutschen Umfeld als Kind von Deutschen dort aufgewachsen.

Vom neuesten Roman wird nicht zu viel verraten

Die Gespräche bei einem solchen Essen verlaufen durch die Zeit und die Themen, es geht um Hunde und Katzen, um das Leben der beiden Gattungen in friedlicher Zuneigung, um Russland und die Ukraine, und Blatt sagt, sie habe auch ukrainische Wurzeln, doch die Sprache spreche sie nicht, man habe in ihrer Kindheit immer nur mit dem ukrainischen Personal Ukrainisch gesprochen, ansonsten Russisch.

Und natürlich geht es auch um „Teatime“, Nolls neuesten Roman, der am 26. Oktober erscheinen wird und der – fast fühlt es sich gruselig an – direkt am Marktplatz von Weinheim spielt, also in unmittelbarer Nachbarschaft des Restaurants La Cantina. Mehr will Noll freilich nicht verraten – nur dass es um einen Club von Spinnerinnen geht, die versponnene Ideen verfolgen. Aber Lilli Blatt wird das Buch sicherlich ohnehin lesen.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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