Interview

Michael Herberger über "Die Passion": „Der Star ist die Geschichte“

Der Businessdirektor der Popakademie ist am  27. März 2024  für die Musik des RTL-Live-Events verantwortlich. Ein Gespräch am Rande der Produktion in Kassel über Ostern, das neue Ensemble und Mannheim als Spielort

Von 
Jörg-Peter Klotz
Lesedauer: 
Das letzte Abendmahl bei der RTL-„-Passion“ 2024 (von links): Zsolt Sandor Cseke, Stefanie Hertel, Mola Adebisi, Linda Teodosiu, Bella Lesnik, Ben Blümel als Jesus, Timur Ülker(Petrus), Jimi Blue Ochsenknecht als Judas, Joey Heindle, Larissa Marolt, Lisa Küppers, Vincent Gross und René Casselly. Das Live-Event wird am Mittwoch aus Kassel übertragen. © RTL / Stefan Gregorowius

Mannheim/Kassel. Herr Herberger, was bedeutet für Sie die Passionsgeschichte?

Michael Herberger: Als Christ ist mir das Osterfest natürlich besonders wichtig und umso schöner, dass ich die Feier der Auferstehung von Jesus Christus mit einem TV Format verbinden kann.

Dann fügt es sich ja für Sie als Familienmenschen, dass die Arbeit an der zweiten Auflage der aufwendigen Live-Show vor Gründonnerstag endet. Was genau ist Ihr Job, wer aus dem Rhein-Neckar-Raum ist noch beteiligt?

Michael Herberger verantwortet zum zweiten Mal die Musik des RTL-Events „Die Passion“. © Thommy Mardo

Herberger: Mir wurde die Musikproduktion übertragen. Das heißt, die Redaktion stimmt mit mir zum Beispiel die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler ab – oder welche Songs gespielt werden. Mein Team und ich erstellen die Arrangements. Außerdem sind wir mit Band und Toncrew vor Ort in Kassel. Mitverantwortlich ist allen voran, wie auch schon 2022, Felix Schüler, ein Absolvent der Popakademie. Obendrein haben Thilo Zirr, Mathias Grosch und Winnie Leyh mitarrangiert.

Stressig, oder? Zumal Sie zuletzt in Südafrika mit „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ und in den USA unterwegs waren.

Herberger: Ein wenig, aber ich halte es für ein Privileg, das alles machen zu dürfen. Ich war zum Beispiel in der vergangenen Woche für die Popakademie zu Besuch bei einer unserer Partneruniversitäten in Tennessee und danach bei einem internationalen Kongress für Musikhochschulen in Atlanta. Das war für mich ja völlig neu und sehr spannend.

Die Premiere der „Passion“ 2022 war inhaltlich gelungen, mit Laith Al-Deens Version von „Still“ als musikalischem Höhepunkt und hatte mit 3,14 Millionen Zuschauern auch eine gute Einschaltquote. Warum hat es zwei Jahre bis zur zweiten Auflage gedauert?

Herberger: Die Passion ist ein sehr umfangreiches Projekt, bei dem sehr viele Einzelheiten aufeinander abgestimmt werden müssen. So wird jedes Jahr die Besetzung vollständig gewechselt, ebenso wie die Songs, die von den Protagonisten gesungen werden. Außerdem muss auch jedes Mal eine andere Stadt gefunden werden, in der alle Entscheider an einem Strang ziehen, um so ein großes Projekt ausrichten zu können.

Michael Herberger: Musikalischer Direktor des Live-Events in Kassel

  • Der Produzent, Komponist, Studiobetreiber und Keyboarder Michael Herberger wurde am 25. Dezember 1971 in Mannheim geboren. Seit 15. September 2022 ist er Business-Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg.
  • 1995 gehörte der Urgroßneffe von Fußball-Trainerlegende Seppl Herberger zur Gründungsformation von Xavier Naidoos Band Söhne Mannheims, die er bis zum ersten Ausstieg des Führungsduos im Februar 2012 leitete. Zusammen mit dem Sänger führte er u. a. die Naidoo Herberger GbR, zu der ihr gemeinsamer Studiokomplex gehört. Inzwischen geht das lange befreundete und erfolgreiche Songwriting-Duo getrennte Wege.
  • Der durch TV-Musikshows wie „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ erfahrene Herberger ist als Musikalischer Direktor bei der RTL-Show „Die Passion“ engagiert, die am Mittwoch, 27. März, 20.15 Uhr, live aus Kassel übertragen wird.
  • Die 8000 kostenlosen Tickets für die Live-Show in Kassel sind laut RTL inzwischen nicht mehr verfügbar. Mehr Informationen gibt es über die Web-App visit.kassel.de, auf der Website www.kassel.de/die-passion sowie vor Ort in der Kassel Tourist Information.
  • Das Format „Die Passion“ läuft seit 14 Jahren in den Niederlanden (u. a. in Rotterdam, Den Haag, Enschede, Amsterdam). Es gilt als die erfolgreichste Live-Event-Show im dortigen Fernsehen.
  • Bei der zweiten deutschen Auflage folgt Schauspieler Hannes Jaenicke auf Thomas Gottschalk als Erzähler. Nach Alexander Klaws spielt Ben Blümel Jesus. Nach dem Mannheimer Laith Al-Deen übernimmt Timur Ülker die Rolle des Petrus. Jimi Blue Ochsenknecht folgt als Judas auf Mark Keller.
  • Die Jünger werden verkörpert von Schlagersängerin Stefanie Hertel, Moderator Mola Adebisi, Popsänger Joey Heindle, Schlagersänger Vincent Gross, Profitänzer Zolt Sándor Cseke, Sängerin Linda Teodosiu, Model Larissa Marolt, RTL-Moderatorin Bella Lesnik, Schauspielerin und Sängerin Lisa Küppers sowie Zirkus-Artist und „Ninja Warrior Germany“-Gewinner René Casselly.

Wie verändert sich die Geschichte beziehungsweise das Drehbuch? Oder spielen Sie dasselbe wie 2022 nur mit anderen Leuten?

Herberger: Die Geschichte ändert sich naturgemäß kaum, da wir uns ja an der Ostergeschichte orientieren. Ein wenig Spielraum bleibt aber, da man bei Bedarf auch mal eine andere Szene einpflegen kann.

Komplett verändert hat sich das Ensemble. Ehrlich gesagt, musste ich die Hälfte der Mitwirkenden googeln. Manche Kritiker spotten mit Blick auf den Promi-Faktor sogar über ein „singendes Dschungelcamp“. Sind Sie zufrieden mit der Besetzung?

Herberger: Wir haben fantastische Darstellerinnen und Darsteller sowie Sängerinnen und Sänger gefunden, die mit ungeheurer Motivation eine wunderbare Show abgeliefert haben. Davon abgesehen: Der Star der Show ist die Geschichte und das ist gut so.

Ist es schwierig, die Besetzung zu finden, weil in Deutschland nicht viele singen und schauspielern können wie der „erste Jesus“ Alexander Klaws? Anders als etwa in den USA, wo Musik eine große Rolle in der Schauspielausbildung spielt.

Herberger: Gerade bei der Besetzung von Jesus ist es in der Tat wichtig, dass der Darsteller beides kann. Das hat Alexander Klaws vor zwei Jahren hervorragend gemacht. Aber Ben Blümel gibt der Rolle wieder seine ganz eigene Note. Die Zuschauer dürfen gespannt sein.

Deutsche Popsongs spielten 2022 eine große Rolle. Bleibt das so und kann man schon konkrete Titel verraten?

Herberger: Das soll tatsächlich eine Überraschung bleiben. Bis auf die Titelmelodie wird die Musik komplett neu sein.

Bis auf den Bereich vor dem Fridericianum und Schloss Wilhelmshöhe ist das nordhessische Kassel nicht gerade die schmuckste Stadt der Republik. An welchen Orten läuft die „Passion“ denn konkret?

Herberger: Sie werden sich wundern. Wir haben tolle Locations gefunden, mit denen sich Kassel von seiner besten Seite zeigen kann. Die große Hauptbühne steht auf dem Friedrichsplatz, also mitten im Herzen von Kassel und wir erwarten 8000 Besucher. Für die übrigen Szenen haben wir uns einige eindrucksstarke Locations wie zum Beispiel das imposante Herkules-Denkmal oder das eher Industrie-geprägte Salzmann Gelände ausgesucht.

Nach dem mutmaßlich islamistischen Terroranschlag in Moskau könnte ein Live-Event wie „Die Passion“ gefährdet sein. Gibt es besondere Vorkehrungen?

Herberger: Sicherheit ist ja seit der Terrorattacke auf das Bataclan 2015 in Paris ein großes Thema. Unsere Produktion ist mit der Polizei im engen Austausch.

Kommt „Die Passion“ irgendwann nach Mannheim?

Herberger: Sehr gern natürlich. Gespräche gab es schon. Daran kann man sicher irgendwann anknüpfen. In diesem Jahr hätte es wegen der Bundesgartenschau nicht gepasst.

Kommen wir zu Ihrem Tagesgeschäft: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Derek van Krogh, Udo Dahmens Nachfolger als Kreativdirektor an der Popakademie?

Herberger: Derek hat sich inzwischen sehr gut eingearbeitet. Ich hatte ja bereits ein Jahr Vorsprung. Dadurch, dass wir uns schon einige Jahre kennen, ist es wie erwartet ein sehr angenehmes und produktives Miteinander.

Was machen Sie über die Feiertage, wenn die „Passion“ überstanden ist?

Herberger: Ich halte nächste Woche wieder eine Vorlesung. Sprich, ich bin dann auch mal zu Hause.
Ist Ostern vielleicht eine schöne Gelegenheit zur Versöhnung mit ihrem früheren Freund und

Geschäftspartner Xavier Naidoo? Aber dieser Passionsweg bleibt wohl kein leichter…

Herberger: Um auf die „Passion“ zurückzukommen: Für Gott ist nichts unmöglich.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke