Mannheim. Lässiger Dreitagebart, ein verschmitztes Lächeln und eine warme Stimme, die auch mal rauchig klingen kann: Max Giesinger ist ein Sänger/Songwriter, der Herzen erobert. Bei seinem Auftritt im Mannheimer Reitstadion feierte der 32-Jährige mit rund 650 Gästen eine ausgelassene Party. Sein Konzert bedeutete den krönenden Abschluss der fünften Auflage des Zeltfestivals Rhein-Neckar, das dieses Mal als Open-Air stattfand.
Mit „Auf das, was da noch kommt“ beginnt die Show. „Monnem, was geht?“, ruft er. Er sei froh, dass er wieder vor Publikum spielen kann: „Ich hoffe, ihr habt Bock?“ Ohrenbetäubender Jubel beantwortet Giesingers Frage, bevor er die Uptempo-Nummer „Legenden“ präsentiert. Ein Konzert in Mannheim löst bei Giesinger Heimatgefühle aus. Schließlich hat der Sänger aus Waldbronn eine Weile hier gelebt. Außerdem hat er die Mitglieder seiner Band hier kennengelernt. Bald babbelt er mit badischem Dialekt. „Durch die Zeit in Mannheim und Karlsruhe habe ich einen krassen Hybriddialekt“, frotzelt der Sänger.
Stilistisch bewegt sich der Wahl-Hamburger zwischen Pop, Rock, Reggae und mixt Sambaklänge dazu. Die sechsköpfige Band spielt die Songs in Akustikversionen. Damit erfüllt Giesinger sich einen Traum. Der Akustiksound verleiht dem Gesang einen besonders puren Ausdruck – was Giesingers verletzliche Seite unterstreicht. Vor allem wenn er mit Balladen Einblicke in sein Innerstes gewährt. Singt er das melancholische „Deine Zweifel“, möchte man ihn am liebsten in den Arm nehmen. Unsicherheit drückt er mit dem ruhigen Liebeslied „Wenn ich leiser bin“ aus. Das emotionale „In meinen Gedanken“ hat der Sänger seiner Großmutter gewidmet. Zu seinem Hit „Wenn sie tanzt“ hat ihn seine Mutter inspiriert.
„80 Millionen“ als Zugabe
Der Badener hat nicht nur eine schwermütige Seite. Er scherzt gern, plaudert aus dem Nähkästchen und würzt seinen Auftritt mit spontanen Tanzeinlagen. Der Sänger versucht, trotz Corona, seinen Fans so nah wie möglich zu kommen. Dabei läuft er zur Begrüßung durch den Innenraum, zur Freude der Gäste. Er verlässt die Bühne, um „Junimond“ zu singen, bei dem er sich mit der Gitarre begleitet. Der funkige Gute-Laune-Popsong „Irgendwann ist jetzt“ versprüht Heiterkeit. Darin singt Giesinger, dass er keine Lust mehr hat, alles auf später zu verschieben.
Sein Enthusiasmus überträgt sich auf das Publikum, das jeden Track mit viel Beifall honoriert. Giesinger nimmt seine Fans mit einem Medley auf eine musikalische Weltreise. Der 32-Jährige sorgt mit „Despacito“, „Englishman In New York“ und „Griechischer Wein“ für Urlaubsstimmung. „Die spanischen Moves habe ich drauf als Karlsruher“, schäkert er. Sein Ohrwurm „80 Millionen“ darf bei der Zugabe nicht fehlen. „Danke für den schönen Abend, Mannheim. Es hat uns großen Spaß gemacht“, sagt er nach rund zwei Stunden, bevor er mit der Ballade „Für immer“ zum letzten Mal auf die Tränendrüse drückt.
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