Mannheim. Es gibt auch noch Personalien in der Mannheimer Kulturpolitik die trotz Urlaubszeit und pandemiebedingt mitunter eingeschränkter Bewerbungslage zügig abgewickelt werden: Christian Handrich (32) soll ab 1. November 2022 Geschäftsführer der Alten Feuerwache (AFW) werden. Diese Entscheidung des Aufsichtsrats des Kulturzentrums teilte Kulturbürgermeister Michael Grötsch am Dienstag mit.
Nach zehn Jahren als Geschäftsführer der AFW, wo er vor 18 Jahren seine berufliche Karriere als Auszubildender begonnen hat, will sich Sören Gerhold (38) beruflich neu orientieren. Er bleibe noch bis Ende des Jahres tätig, hieß es auf Nachfrage, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Ausgeschrieben hatte die Stadt die zunächst auf fünf Jahre befristete Stelle im Frühjahr ursprünglich für den 1. Oktober 2022. Nach Informationen dieser Zeitung fiel die finale Entscheidung zwischen zwei Bewerberinnen, einem Bewerber und Handrich.
Der designierte AFW-Geschäftsführer gilt als gut vernetzt in der Region, aber auch als verwaltungserfahren. Seit 2019 ist Handrich Leiter des Kulturbüros und stellvertretender Fachbereichsleiter Tourismus bei der Stadtverwaltung in Bad Dürkheim. In dieser Funktion ist er für die kulturellen Einrichtungen der Kurstadt verantwortlich, entwickelt und plant die städtischen Veranstaltungsformate. Nach seinem Studienabschluss für Angewandte Medien sammelte er zuvor vielfältige Erfahrungen als Freiberufler im Co-Working-Space in Mannheim, wo er ein breites Netzwerk in der regionalen Kultur- und Eventbranche aufbauen konnte.
Mit diesem für 32 Lebensjahre schon recht breiten Erfahrungsschatz antwortet Handrich im Gespräch mit dieser Redaktion trotzdem zurückhaltend auf die Frage, mit welcher Idee für die Feuerwache er den Aufsichtsrat überzeugt hat. „Das ist natürlich die Frage, die mir jetzt häufig gestellt wird: Was wird denn das Erste sein, was man ändert? Wie ist denn die Vision? Mir geht es im ersten Schritt erstmal um Ankommen, Zuhören, Lernen, Verstehen – was ist in der Alten Feuerwache aktuell Status quo? Was möchten die Mitarbeitenden, was möchten die Akteure?“ Er wolle erst einmal hinter das Gesamtkonzept blicken. Deshalb sei er auch sehr froh, dass Vorgänger Gerhold ab November noch zwei Monate da sei. „Das ist gut für die Übergangsphase. Nach dem ersten Schritt Verstehen und Ankommen geht es dann darum, zu schauen: Wo kann man ansetzen, wo noch etwas entwickeln und wo kommt man hin?“ Die Entwicklung dieser Institution mit dem gesamten Team gestalten zu dürfen, sei ein absolutes Privileg, der er sich mit Begeisterung stellen werde.
Zur Person: Christian Handrich
- Christian Handrich wurde am 3. Juni 1990 in Bad Dürkheim geboren, wo er ab 2006 bei der Kreisverwaltung eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolvierte und anschließend eine Festanstellung erhielt.
- In Mannheim und im sächsischen Mittweida absolvierte er von 2012 bis 2015 ein Studium der Angewandten Medien.
- Ab 2015 folgten freiberufliche Tätigkeiten mit Büro in Mannheim in Bereichen wie Kommunikationsmanagement, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Design, Programmplanung oder Kulturmanagement. Unter anderem für Jazztrompeter Thomas Siffling, Timo Kumpfs Festival Maifeld Derby sowie seine Agentur Delta Konzerte, die Cosmopop Eventagentur, David Maiers Pop Up Festival Worms und weitere Akteure in der Region.
- 2019 übernahm Handrich die Leitung des Kulturbüros Bad Dürkheim und die stellvertretende Fachbereichsleitung Tourismus.
Sein eigenes kulturelles Profil definiert Handrich auf Nachfrage offen: „Ich versuche schon, da sehr breit aufgestellt zu sein. Der Fokus liegt ein Stück weit auf der Musik. Wir haben auch immer geschaut, dass wir Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Metropolregion in die Pfalz nach Bad Dürkheim bringen.“ Etwa durch eine Kooperation mit der Popakademie, mit der die Abschlussjahrgänge auf die Bühne gebracht worden seien. In den letzten Jahren habe er in Bad Dürkheim die komplette Planung des Veranstaltungsprogramms etwa vom Kultursommer verantwortet. „Sprich: alle kulturellen Sparten von Musik, Theater, Literatur, Kino, Ausstellungen.“ Davor habe er unter anderem in Mannheim im Hafen 49 oder im Zimmer Veranstaltungen kuratiert. Oder beim Pop Up Festival in Worms: „Da hatten wir einen Schwerpunkt auf Zwischennutzung: Wie bekommt man junge Kultur in leerstehende Räume?“
Man hört im Gespräch heraus, dass sich die Fans der etablierten Reihen und Projekte in der Feuerwache von Lesen.Hören und Stadt.Wand.Kunst über Enjoy Jazz und Planet Ears bis zur Sommerbühne keine Sorgen machen müssen, dass „der Neue“ erstmal aus Prinzip Tabula rasa macht: „Ja, natürlich nicht. Mein Blick – noch – von außen sieht so aus, dass die Feuerwache als kultureller Leuchtturm für die ganze Metropolregion sehr gut dasteht. Die programmatische Ausrichtung finde ich persönlich außerordentlich gut.“ Nicht nur, was die Reihen angehe, sondern auch die Einzelprojekte und die zusätzlichen Themen. „Das ist ein toll aufgestelltes Programm. Das ist erstmal der Rahmen, den es gilt, weiter zu bespielen.“
Was die Außendarstellung angeht, was bei Sören Gerholds Arbeit nicht immer die allerhöchste Priorität hatte, gibt sich Handrich wiederum offen: „Ich versuche, natürlich in erster Linie mit Leistung und Inhalten zu überzeugen. Aber natürlich ist es wichtig, so ein Haus auch nach außen zu vertreten. Das war in Bad Dürkheim auch der Fall.“
Kulturbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Grötsch sagte zum Wechsel an der AFW-Spitze: „Ich freue mich, dass wir mit Christian Handrich einen erfahrenen Kulturmanager und Netzwerker in der Region gefunden haben. Mit seinem Fokus auf kultureller Stadtentwicklung, Veranstaltungskonzeption und Kommunikation bringt er die notwendigen Voraussetzungen mit, die Alte Feuerwache mit neuen kreativen Impulsen weiter zu bereichern und erfolgreich zu führen.“ Grötsch dankte Gerhold ausführlich: „Ihm verdanken wir kreative Projekte mit bedeutender positiver Außenwirkung.“
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