Film „Als ob die Welt tanzt“

Mannheimer Regisseur Mario Di Carlo zeigt: Musik vereint die ganze Welt

Der Mannheimer Regisseur Mario Di Carlo hat aus einem Treffen von 40 Musikern und Tänzern aus aller Welt einen Film gemacht. Darüber, wie sich kulturelle Kluft überwinden lässt.

Von 
Georg Spindler
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Überbordender Spaß am miteinander Musizieren: Abschlusskonzert bei „Ethno Germany“. © Klaus Woller/Harald Keuter

Es ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Menschen aus allen Kontinenten treffen sich zehn Tage lang, bringen sich Lieder und Tänze aus ihren Heimatländern bei, führen sie gemeinsam auf und überbrücken so alle kulturellen Unterschiede. Was märchenhaft klingt, wird bei „Ethno Germany“ auf der Burg Lichtenberg bei Kusel Wirklichkeit. Seit 2013 leitet der Posaunist Bernhard Vanecek aus Limburgerhof alljährlich dieses Projekt. Der Mannheimer Regisseur Mario Di Carlo hat darüber unter dem Titel „Als ob die Welt tanzt“ einen eindrücklichen Film gemacht.

In intensiven Aufnahmen bannt er den besonderen Zauber dieser Veranstaltung. Ja, man sieht nur strahlende Gesichter. Die 40 Mitwirkenden schauen aus, als seien sie, man kann es nicht anders beschreiben, von einer höheren Macht gesegnet: leuchtende Augen, lachende Münder. Der Spaß am Miteinander ist in jeder Minute dieses Filmes spürbar.

Film lässt Protagonisten ihre Geschichten erzählen

Das ausgelassene Treiben beleuchtet Di Carlo in schnellen Schnitten zwischen Musikdarbietungen, Interviews, Tanzaufführungen und atmosphärischen Bildern, die das Geschehen stimmungsvoll einfangen. Vor den alten Steinmauern der mittelalterlichen Burg erklingen Instrumente von überall her: Bambusföte, Klarinette, Rahmentrommel, Akkordeon. In einer Einstellung wabert Nebel durch das Nordpfälzer Bergland, dazu ertönt melismatischer Gesang, und die Szenerie wirkt, als könnte sie sich auch irgendwo in Indien abspielen. Kulturelle Gegensätze? „Wir denken daran, wie wir die kulturelle Kluft überwinden können“, sagt der indische Musiker Arghya.

Voller Lebensfreude: Teilnehmer beim Projekt „Ethno Germany“. © Klaus Woller/Harald Keuter

Schlaglichtartig zeigt der Film die Proben und lässt die Protagonisten ihre Geschichten erzählen. „Die Musik und der Tanz öffnen Türen. Was sich dahinter verbirgt, ist das, was ,Ethno Germany‘ ausmacht“, betont Projektkoordinator Cédric Berner die Bedeutung der zwischenmenschlichen Begegnungen. Und so erzählt Bonnie aus Australien von ihrer anfänglichen Skepsis, das Kinderlied „Kookaburra“ mitzubringen, am Schluss hört man es in einer Version mit Samba-Rhythmen, die während der gemeinsamen Arbeit unversehens Eingang in die Präsentation gefunden haben.

Das internationale Treffen ist auch politisch

Geschickt zieht der Film eine dramaturgische Linie von der überbordenden Begegnungsfreude hin zum politischen Aspekt des Festivals. Justine aus Frankreich etwa sagt: „Ich komme aus den Vogesen, spiele mit Deutschen, und unsere Großväter kämpften gegeneinander.“ Eine andere Musikerin erklärt, dass bei allem Miteinander auch Spannungen wichtig seien: „Wenn wir keine Probleme haben, dann haben wir nichts, was wir gemeinsam lösen können.“ In einer starken Collage erzählen zwei Ukrainerinnen zu den Klängen eines wehmütigen Liedes von ihren schmerzvollen Erfahrungen beim Ausbruch des russischen Angriffskrieges. Ein indischer Musiker beschwört die Kraft der Kultur: „Kriege, Naturkatastrophen, Covid – die Musik überlebt all diese Dinge.“ Er strahlt. Es ist schön – und wahr.

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Von
Roland Schmellenkamp
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Der Film „Als ob die Welt tanzt“ wird am Mittwoch, 22. Oktober, 19 Uhr, im Mannheimer Cinema Quadrat gezeigt. Am 18. Oktober, 20.30 Uhr, gibt es im Musiktempel, Mutterstadter Weg 12, in Limburgerhof das Abschlusskonzert des aktuellen kleineren „Ethno Studio Camps“ mit zwölf Mitwirkenden.

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