Festival des Deutschen Films

Neuer Dokumentarfilm „Als ob die Welt tanzt“ hat Premiere

Der Film von Mario Di Carlo feiert Premiere beim Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen. Der Regisseur nennt sein Werk einen Gegenentwurf zum Nationalismus.

Von 
Roland Schmellenkamp
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Der Regisseur Mario Di Carlo. © Roland Schmellenkamp

Ludwigshafen. Der neue Film von Mario Di Carlo „Als ob die Welt tanzt“ wird beim 21. Festival des Deutschen Films auf der Parkinsel Ludwigshafen Premiere haben. Wir treffen uns im „Kaffee Kult“ in der Schwetzinger Vorstadt zum Interview und sprechen über die Botschaft des Films, wieso er überhaupt gedreht wurde und was er mit der Familiengeschichte zu tun hat.

In Ihrem neuen Film geht es darum, dass sich 40 junge Tänzer und Musiker aus aller Welt zu einem sogenannten Ethno treffen, also gemeinsam ein Programm mit traditioneller Musik und Tänzen erarbeiten. Wieso haben Sie das Thema gewählt?

Mario Di Carlo: 2019 sah ich von denen eine Aufführung in Ludwigshafen, das hat mich geflasht. Ich habe mich gefragt, wie es ihnen gelingt, in zehn Tagen so eine Show auf die Beide zu stellen. Zufällig waren die Kameramänner Harald Keuter und Klaus Woller auch da. Fürs uns war klar, dass wir darüber einen Film machen wollen. Es war die richtige Entscheidung.

Mario Di Carlo

Mario Di Carlo wurde als Sohn italienischer Einwanderer 1970 in Mannheim geboren, er studierte Politische Wissenschaft, Italianistik, und Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Mannheim und Regie an der Dokumentarfilmschule Zelig in Bozen (Italien). Seit 2001 ist er als freier Regisseur tätig , außerdem arbeitet er als Angestellter in der Medien- und Jugendbildung. Dokumentarfilme von Di Carlo liefen auf diversen internationalen Filmfestivals.

Sein Dokumentarfilm „Als ob die Welt tanzt“ wird beim 21. Festival des Deutschen Films auf der Parkinsel Ludwigshafen am 21. und 22. August gezeigt. Es geht darin um 40 junge Musiker und Tänzer aus aller Welt, die sich im Sommer 2023 für 10 Tage auf der Burg Lichtenberg bei Kusel trafen um gemeinsam ein Konzertprogramm zu organisieren.

Filmografie: Catenaccio in Mannheim (33 Minuten), 2001; deutschland wäre meine richtige heimat… (32 Minuten), 2003; Heimspiel – Schiller zurück in Mannheim (87 Minuten), 2009; Ludwigshafen – Meine Stadt (52 Minuten), 2009; Mannemer sein (57 Minuten), 2012; Freundschaften – kommen um zu bleiben (65 Minuten), 2015; Feuerbrand – Gentrifizierung im Herzen Mannheims (25 Minuten), 2018; Als ob die Welt tanzt (70 Minuten), 2025.

Die erste Aussage, die im Film zu hören ist, lautet: „Ich denke, was wir hier hauptsächlich machen ist Gemeinschaft aufzubauen, es ist wie ein Experiment wie Gemeinschaft funktionieren würde von Tag null bis zehn.“ Soll der Film eine Botschaft haben?

Di Carlo: Über junge Leute wird oft abschätzig geredet, sie würden sich für nichts interessieren und nicht arbeiten wollen. Wir haben sehr sensible, intelligente Menschen getroffen, die eine Haltung haben und sich gesellschaftlich einbringen wollen. Es sollte kein Konzertfilm werden. Die Leute aus aller Welt kommen zusammen, sie bringen sich Musik gegenseitig über das Hören bei. Teilen und weitergeben ist das Prinzip. Jeder gibt sein Bestes und alle werden mitgenommen. Es gibt dabei auch Themen, die über Musik und Tanz hinausgehen. Das fand ich faszinierend.

Beispiel?

Di Carlo: Indische Musiker treten normalerweise individuell auf, also einzeln oder nur mit einer Begleitung. Ein Orchester ist für die komisch. Andererseits halten sie die westliche Gesellschaft für individueller als die in Indien.

Wie bereiten Sie sich auf solch einen Film vor?

Di Carlo: Wir haben einen Fragenkatalog gehabt. Wir wollten wissen, was sie antreibt, was ihnen Ethno gibt.

Diese Gruppe junger Leute trafen sich zur Ethno. © Ulrich F. Schmidt

Anderes Thema: In Ihren Filmen geht es oft um Heimat, sie spielen in Ludwigshafen und Mannheim.

Di Carlo: Ich bin Mannheimer ...

Das hört man!

Di Carlo: ... mit italienischem Migrationshintergrund. In meinen Filmen geht es oft um Migration. Für meine Eltern und andere Ausländer war die Anfangszeit in Deutschland schwer. Wussten Sie, dass es früher Schilder in Deutschland gab, auf denen stand „Zutritt für Italiener verboten“? Wir müssen mit Migration offen umgehen und sie für die Leute, die hier leben und für die, die kommen, gut gestalten. Unser Film „Als ob die Welt tanzt“ ist auch ein Gegenentwurf zum Nationalismus. Mir war es wichtig zu zeigen, dass wir gut zusammenleben können, wenn die Bereitschaft da ist. Bei dem Film steigen wir in das Thema nicht über ein Problem ein, sondern über ein tolles Projekt.

Wie haben Sie den Film finanziert?

Di Carlo: Den haben wir mit eigenen Mitteln gedreht und selbst produziert. Klaus Woller und Harald Keuter hatten die professionelle Kameraausrüstung und den entsprechenden Schnittplatz, meine Tochter Alba - damals 16 - machte den Ton. Wichtig ist mir, dass wir den Film gemeinsam gemacht haben.

Kameramann Harald Keuter. © Mario Di Carlo

Wird die Arbeit eines Regisseurs dabei oft überbewertet?

Di Carlo: Oft ist es der Regisseur, der den roten Faden in der Hand hält und das Ding auch zu Ende bringt. Ein Regisseur hat eine ähnliche Aufgabe wie ein Komponist. Andere kommen zu einem späteren Zeitpunkt dazu, zum Beispiel beim Schnitt. Die Kunst ist, einen Film gemeinsam zu gestalten.

Es hat zwei Jahre gedauert, bis der Film fertig war. Wieso so lange?

Di Carlo: Wir haben jeden Tag mehrere Stunden Material gedreht und zwei Konzerte gefilmt. Allein die Sichtung benötigt Wochen. Wir arbeiten alle Vollzeit, der Film wurde an Wochenenden, abends und in den Ferien fertiggestellt.

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