Mannheim. Die Straßen stehen in Flammen. Wir hören Sirenen. Sehen in den grobkörnigen Schwarzweiß-Szenen des „Outrage“-Videos umgeworfene Container brennen. Sehen, wie Steine geworfen werden, wie sich Protestierende und Einsatzkräfte durch Rauch und Feuer bewegen. Ein angespannt kreiselndes E-Piano und flirrende Keyboardstreicher setzen ein, gefolgt von der Sprechstimme des Sängers, der Verständnis für die Wut äußert („I understand that you’re angry“). Der aber - wenn sich der Elektro-Pop-Song aus seiner Intro-Verankerkung gelöst hat und druckvoll nach vorne schnellt - eine Empörung kritisiert, die auf der Straße in blanke Gewalt umschlägt („Outrage in a negative, negative Way“).
Söhne Mannheim Mitglied hat Gastauftritt
„Outrage“ - Empörung - ist der erste Titel, den das Musikprojekt Radical Hope Collective am Freitag, 24. Februar, auf allen gängigen digitalen Plattformen veröffentlicht. Dahinter stehen der Sänger Markus Sprengler, Toningenieur und Multiinstrumentalist Tobias Katzenberger sowie der Keyboarder und Bassist David Heiner. An der Gitarre, die den Song mit schneidend rockiger Intensität durchdringt, ist als Gast das Söhne-Mannheims-Mitglied Kosho zu hören.
Was sich hinter "Outrage" verbirgt
„Empörung ist zum einen positiv besetzt, wenn man auf die Straße geht, um etwas zu erreichen“, sagt Sprengler, Ex-Sänger der bekannten Wieslocher Ska-Formation The Busters und Mannheimer Stadtrat. Aber, wie er es im Songtext auch andeute: „Ich persönlich bin der Meinung, es gibt viel zu viele Berufsempörte, die sich auf die Straße begeben, um in irgendeiner Form für irgendwas zu demonstrieren, aber entweder nicht wirklich dahinter stehen“ oder es nur „um des eigenen Befriedigungswillens“ tun.
„Und das sehe ich immer öfter, das sehe ich auch in Mannheim zum Teil“, fährt er fort. Und dazu wolle er etwas sagen - was er zum Teil natürlich als Kommunalpolitiker tue. Aber eben „grundsätzlich auch immer gerne in dem, was ich musikalisch mache.“
Live Auftritte stehen noch nicht fest
Mitten in der Pandemie, im Frühjahr 2021, wurde der Ideen-Grundstein für das Projekt gelegt, rekapituliert Sprengler. Er und Tobias Katzenberger, der in Mannheim das Maison Derrière Studio führt, beschlossen damals, zusammen etwas auszuprobieren und dabei „musikalisch auch ein bisschen in eine andere Richtung zu gehen“.
Und: „Ich wollte mal unbedingt etwas machen, was nicht Band-mäßig ist - was ich ja die letzten 30 Jahre immer gemacht habe“, erzählt Sprengler. Das Radical Hope Collective ist dagegen ein offenes Projekt. Seit den Busters sei er in den vergangenen Jahren nur unter seinem eigenen Namen unterwegs gewesen, „und jetzt habe ich es in einen Rahmen gestellt, wo es wirklich um die Menschen geht, die gemeinsam etwas machen“.
„Das weiß ich noch nicht genau“, entgegnet er auf die Frage, ob er mit dem Projekt auch live auftreten wolle. Radical Hope Collective haben bereits acht Stücke produziert, „aber die wollen wir nicht zwingend in ein Album packen, sondern sagen, in zwei Monaten oder in drei kommt vielleicht die nächste Nummer raus“, erklärt der Sänger. Das Projekt hat eine Instagram- und eine Facebook-Seite, auf denen man sich auf dem Laufenden halten kann.
Blues-Platte mit Timo Gross
Unterdessen wird sich der 57-Jährige einem anderen Musikgenre zuwenden, dem er sich bislang noch nicht gewidmet hatte: So soll, erzählt Sprengler, demnächst ein gemeinsames Blues-Album mit dem Gitarristen, Sänger und Komponisten Timo Gross folgen, der auch dabei ist, wenn „Sprengler & Friends of Blues“ am Donnerstag, 23. März, im Mannheimer Jazzclub Ella & Louis auftreten.