Mannheim. Wenn man das erste Stück „Feed My Soul“ hört, traut man seinen Ohren kaum: Authentischer Southern-Rock-Sound - und das kommt aus Mannheim? Wenn man den Hintergrund des Sängers der Band Horsefly Rocket kennt, nimmt das Erstaunen ab: Kevin Holloway wuchs im Süden der USA auf, bis er mit seiner GI-Familie als Kind in die Quadratestadt mitversetzt wurde.
Echter Südstaaten-Hintergrund
Sonst käme wohl auch keiner auf die Idee, eine Band nach blutsaugenden Pferdebremsen zu benennen. „Break The Ceiling“, der Titel des zweiten Albums von Horsefly Rocket, verspricht auch nicht zuviel: Die zehn Songs rocken erfreulich wuchtig durch die Decke.
Der Titelsong bietet sofort Kontrastprogramm zum orgelbefeuerten Südstaatenrocker, der das Werk eröffnet: Hier türmen sich düstere Gitarrengebirge im Stil von Soundgardens Kim Thayil auf. Und auch Holloways Gesang orientiert sich hier Richtung der dramatischen Eindringlichkeit von Grunge-Ikonen wie Chris Cornell. „Wir versuchen, die Rock-Wurzeln aus den 70ern um Einflüsse der 90er zu erweitern“, erklärt dann auch Gitarrist Michael Fassl im Gespräch mit dieser Redaktion.
Auf eigenen Label Bug Valley Records
Das Album erscheint am 24. Februar auf seinem 2018 für das Debütalbum „Horsefly Rocket“ gegründeten Label Bug Valley Records. Die Plattenfirma ist allerdings nicht - wie der englische Name andeutet - in Mannheim-Käfertal angesiedelt, sondern im Stadtteil Wallstadt. Den Vertrieb hat die in Rock-Kreisen bestens bewährte Firma SPV übernommen.
Fassl und Holloway firmieren beide als Lead-Gitarristen. Wobei der Label-Chef eher für „das Brett“ und den Großteil der Soli verantwortlich zeichnet, während der Sänger häufiger die Rhythmus-Parts übernimmt. Dass Holloway in Mannheim gerade als Gitarrist den Jazz-Studiengang an der Mannheimer Musikhochschule mit der Note 1,3 absolviert hat, klingt dabei so gut wie nie durch. Auch wenn Akustikelemente auch mal eine Rolle spielen (am stärksten in „Times Of Trouble“ und der Schlussballade „The Great Forsaker“).
Songdienliche Gitarrenarbeit
Wie songdienlich und ausgefeilt die Gitarrenarbeit ist, erinnert teilweise an die vor allem soundverliebten neueren Platten von Deep Purple im Steve-Morse-Zeitalter. Aber auch wenn sich das im Studio um Keyboarder Tim Budavaeri erweiterte Quartett explizit der New Wave Of Classic Rock , huldigen sie nicht nur der Vergangenheit. Beim Songwriting, Gesang und der Rhythmusgruppe Mario Brodeßer (Bass) und Jonas Wickenhauser Schlagzeuger herrscht erstaunlich viel Abwechslung - das entspannt, aber brodelnd groovende „Cat Calls“ ist neben der Ballade „The Game“ die eingängigste Nummer und setzt in den Strophen fast auf Sprechgesang. „Hold On“ scheint kernig Richtung Mainstream zu rocken, schielt danach aber kompetent Richtung Arctic Monkeys.
Das rhythmisch noch spannendere „Red Moon“ hat ähnlichen Appeal, bis es Richtung Monumental-Rock abhebt. Eine erstaunlich mehrdimensionale, durchschlagskräftige Rockplatte, die ein großes Live-Publikum verdient hätte. „Aber das ist Moment nicht leicht“, sagt Fassl. Stimmt. Aber manchmal setzt sich Qualität ja doch durch.
Horsefly Rocket: "Break The Ceiling", ab 24. Februar 2023 bei Bug Valley Records im Vertrieb von SPV