Es wuselt und funkelt, es sprüht, kracht und faucht, wenn das Freiburger Barockorchester Mannheimer Schule spielt. Tatsächlich wird die radikale Revolution (be-)greifbar, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vom Hofe Carl Theodors ausging. Die „Armee der Generäle“, wie der Musikgelehrte Charles Burney die Mannheimer Hofkapelle voller komponierender Virtuosen nannte, wird nun sogar in einer Reihe der altehrwürdigen Deutschen Grammophon (DG) mit zahlreichen Weltersteinspielungen gewürdigt. Für die Mannheimer, dessen Kurpfälzisches Kammerorchester (KKO) sich traditionell ebenfalls um dieses Erbe müht, das Mozart zu Mozart, dem Weltstar, gemacht hat – für die Mannheimer fühlt sich das freilich an, als trage jemand Eulen nach Athen. Dennoch ist das Vorhaben interessant.
Die Freiburger mit ihrem Primus inter Pares Gottfried von der Goltz spielen schließlich – im Gegensatz zum KKO – auf alten Instrumenten und kommen wohl dem Sound von damals etwas näher, wenn sie Georg Joseph Voglers Ouvertüre zum „Kaufmann von Smyrna“ spielen, Christian Cannabichs 55. Sinfonie oder das Violinkonzert F-Dur des Mozartschülers Christian Danner, das in der Interpretationsqualität aber etwas abfällt – zumal von der Goltz gleich im Allegro moderato bisweilen doch Intonationsschwierigkeiten hat – erstaunlich und fast schon sympathisch, dass das bei der DG trotzdem durchgeht.
Das Projekt ist gut, beleuchtet doch erstmals das wohl bekannteste Klassiklabel diese wichtige Epoche, die leider 1777 mit Carl Theodors Ruf als Erbe Bayerns zu Ende ging. Was Mozart mit den musikalischen Anregungen aus den Quadraten gemacht hat, hört man am Ende: Nicole Chevalier singt Rezitativ und Arie „Alcandro, Io confesso …“, danach folgt eine frühe C-Dur-Sinfonie, die Bärbel Pelker teils rekonstruiert hat. Und da klingt Mozart eher noch weniger revolutionär als die Mannheimer.
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