Mannheim. Es herrschen Optimalbedingungen. Das Wetter ist (endlich!) zauberhaft, die Seebühne im Mannheimer Luisenpark - zumindest bis zur Pause - sehr gut besucht. Kein Wunder, versprach man sich doch einen netten Sommerabend mit regionalen Künstlern.
Wenn Theaterkritiker zum Einstieg in eine Rezension mit dem Wetter beginnen, ist Vorsicht geboten. Stets hat es seinen Grund. Meist den, dass manchmal trotz schönsten Open-Air-Wetters kein wirkliches Freilufttheatervergnügen aufkommen will, wenn „der Rest“ nicht stimmt. Dieser Rest ist die Kunst - und somit die Hauptsache, eigentlich.
Manchmal - im Theater passiert das nicht selten - steht aber nicht die Kunst, sondern der Anspruch, Kunst zu machen im Vordergrund. Meist kommen dazu noch besonders hohe Ansprüche einzelner Kunstschaffender, zum Streite für eine bessere Kultur, alte Elfenbeintürme erobern zu wollen.
Zähe Aufführung wegen zu vieler Anforderungen
Zu ihnen gehört bekanntermaßen auch Buga-Kulturchef Fabian Burstein. Statt also bei dem sinn- wie ehrenvollen Unterfangen, Mannheims Freie Theaterszene in das kulturelle Sommervergnügen zu integrieren, auf ihre Erfahrungen und Kompetenzen mit leichter Muse und guter Unterhaltung zu setzen und ihr dabei möglichst freien Lauf zu lassen, muss das Ganze auf ein repräsentables Niveau gehoben werden, relevant, zeitkritisch und nachhaltig sein - und natürlich auch lokalen Bezug haben.
Wo die Quadratur des Kolumbus-Eis ansteht, wird es oft zäh. Das gebilligte Ergebnis heißt nun „Die Bugadisten - Eine unberechenbare Nacht“ und ist 15 Mal auf der Buga und danach im Programm der beliebten Kabarett- und Musikbühne Schatzkistl zu sehen.
Mehr Schwächen als ein Schultheater
Dass Anspruch und Wirklichkeit nicht immer deckungsgleich sind, ist hinlänglich bekannt. Nachhaltig sind wacklige, jedweden Schultheaters unwürdige Stellwände, Küchentische und Ikea-Hocker fraglos, ein spielförderndes Bühnenbild ergeben sie indes nicht. Der Zwei-Mann-Abend ist zudem „zu klein“ für die Seebühne, da kann auch die wahrlich erfahrene Oststadttheater-Regisseurin Petra Förster nur heftig strampeln.
Weihnachtsmärchen im Grünen
Zähe Momente, verlegene Gänge zu Türen und Fenstern lassen das Spiel von Boris Ben Siegel (Theater Oliv) und Thomas Koob (Oststadttheater) zerfasern und stocken. Auch Parlando-Pop-Arrangements (Michael Quast, noch ein Profi) mit gewollten Textumdichtungen bringen keinen Pep in die Sache. Grund: Das Stück von Autorin und Schauspielerin Jeanette Rosen will zu viel.
IT-Spezialist Peter Cortmeier („PC“, haha) ist nicht nur Nerd und Nörgler, sondern auch ein armer Kerl, der mit Computerwesen Alexa zwar eine gute Bluetooth-Verbindung, darüber hinaus aber wenig Beziehungen zu Menschen hat.
Wie „PC“ (Thomas Koob) Umweltschützer, Nachbarn und Paketboten abkanzelt, findet zumindest Alexa „ganz großes Kino“. Das macht sich allerdings in zwei mal 40 Theaterminuten rar. Boris Ben Siegel obliegt es, den DHL-Boten als guten Geist zu spielen, der diesen SAP-Scrooge aus Charles Dickens’ „A Christmas Carol“ in die digitale und woke Gegenwart führt - und in ein glücklicheres Leben. Puh. Der Humor dabei ist zaghaft, die Setzung klischeebeladen, die Wortspiele überbordend, die Handlung mäßig, der Ausgang absehbar: schöne Bescherung!
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