Die Donaueschinger Musiktage, das bedeutendste Festival für Neue Musik weltweit, feierten am Wochenende ihren 100. Geburtstag. Ursprünglich fanden diese unter dem Namen „Donaueschinger Kammermusiktage zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ im kleinen Rahmen 1921 statt. Werke auf den Donaueschinger Musiktagen lösten immer mal wieder Skandale aus, so wie 1951 „Polyphonie X“ von Pierre Boulez.
Was zeichnet die Musiktage inzwischen aus? Zahlreiche Uraufführungen und Klanginstallationen an drei bis vier Tagen. Die Festivalbesucher - in diesem Jahr rund 12 000 - begeben sich in Donaueschingen jeweils von Konzertort zu Konzertort und von Installation zu Installation, um Neues zu erleben, Provokantes zu sehen und zu hören. Dieses Jahr gab es so viele Konzerte, Performances, Lectures und Klanginstallationen, dass es kaum möglich war, alles zu besuchen. Die letzten Angebote starteten um 23 Uhr und dauerten bis in die Morgenstunden, so wie die Konzertinstallation „Ephémère enchanté” von François Sarhan. Für alle, die bei der knapp neunstündigen Installation durchhielten, gab es Croissants, Kaffee und Orangensaft. Morgens um acht zeugten nur noch Turnmatten und Kissen auf dem Boden sowie eine verlassene Bühne von der Performance, die es gegeben hatte.
Musikalisches Donaurauschen
Was vielen als Erlebnis in Erinnerung bleiben wird, ist das DONAU / RAUSCHEN von Daniel Ott und Enrico Stolzenburg in der Donaueschinger Innenstadt bis zur Donauquelle: Sämtliche Musikgruppen, vorwiegend mit Bläsern und Schlagwerk aus Donaueschingen der Region, waren beteiligt und spielten unter anderem von den Balkonen der Wohnhäuser und Geschäfte. Daneben gab es aus Lautsprechern Zuspielungen aus Ländern, durch die die Donau fließt. Das Spektakel begann mit dem Rauschen der Donau aus Lautsprechern, die in Fenstern oder auf Balkonen positioniert waren. Darunter mischten sich einzelne Klänge von Instrumenten, die allmählich lauter wurden, wieder verschwanden und von Wasserplätschern aus den Lautsprechern abgelöst wurden. Die Straße zwischen Rathausplatz und Donauquelle war voll mit Menschen, die den Klängen lauschten. Das Spektakel bezog neben den Besuchern auch die Donaueschinger Bevölkerung ein.
Publikumsliebling war das Oratorium „The Red Death“ von Francesco Filidei, das im Abschlusskonzert am Sonntag uraufgeführt wurde. Es überzeugte mit einer schönen klanglichen Atmosphäre zum Eintauchen, teilweise ähnlich einem Disneyfilm. Dann wiederum gab es dramatische und beängstigende Stellen, bei denen der rechts und links von der Bühne verteilte Chor, bestehend aus SWR Vokalensemble und Chorwerk Ruhr, klatschte und weitere wilde Geräusche erzeugte. Das Stück erhielt den Preis des SWR Symphonieorchesters.
Ein Mitglied des Orchesters dankte nach diesem Konzert dem künstlerischen Leiter der Musiktage, Björn Gottstein, für dieses Jahr und die letzten Jahre der Zusammenarbeit seit 2015 und freute sich auf eine gute Zusammenarbeit mit der künftigen Leiterin der Musiktage, Lydia Rilling.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-konzert-mit-fruehstueck-100-jahre-donaueschinger-musiktage-_arid,1866729.html