Konzert in SAP Arena (mit Fotostrecke)

Justin Timberlake in Mannheim: Dauerbad im Weltstar-Jubel

Von 
Jörg-Peter Klotz
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US-Superstar Justin Timberlake (Mitte) bei seinem Konzert in der Mannheimer SAP Arena. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Ein Popsuperstar steht im Walde ... zumindest fast. Denn beim ersten Deutschland-Konzert seiner „Man Of The Woods“-Tournee hat „Waldmann“ Justin Timberlake zumindest ein halbes Dutzend künstliche Bäume nach Mannheim mitgebracht. Die geben dem Auge Halt, wenn der US-Sänger nach einem eindrucksvollen Lasershow-Intro mit seinen sechs Tänzern zu den wuchtig-raffinierten Beats von „Filthy“ über den Laufsteg schwebt. Der schlängelt sich in nie da gewesener Manier von der rundum einsehbaren Hauptbühne tatsächlich bis ans andere andere Ende der ausverkauften SAP Arena. Die geschätzt 12 000 Fans, eine genaue Zahl blieb Veranstalter Live Nation auf Anfrage dieser Zeitung schuldig, steuern dazu waschechten Weltstarjubel bei: ohrenbetäubend, ekstatisch und voller Vorfreude. Schon bei den Auftritten der animierfreudigen Vorgruppe The Shadowboxers und eines fachkundigen Anheizer-DJs hatten sie sich extrem begeisterungsfähig gezeigt.

Mehrere Konzerte auf einmal

Als ob das nicht spektakulär genug wäre, nutzt die Show für „Midnight Summer Jam“ auch den Luftraum. Nicht für Akrobatik-Einlagen wie Pink oder Helene Fischer. Timberlakes Team verwandelt beim zweiten Song quasi die gesamte Halle in einen Nadelwald. Durch Projektionen auf mehrere bannerartig nach unten ausfahrbare, durchsichtige Flächen an beiden Arena-Enden und kreisrund angeordnet in der Mitte der Halle. Ein Spielfeld für die Optikkünstler, das sie zwei Stunden lang abwechslungsreich nutzen. Und das an Timberlakes erste, damals extrem innovative SAP-Arena-Show am 29. Mai 2007 erinnert - nur ist es heute etwa doppelt so groß und steht nicht so total im Mittelpunkt wie seinerzeit.

Die „FutureSex/LoveShow“ war optisch tatsächlich noch umwerfender - aber die „Man Of The Woods“-Tournee bietet definitiv das bessere Konzert. Denn plötzlich stehen noch im selben Song die meisten der 15 (!) Musiker mit am Bühnenrand und geben Vollgas, als wären sie Bruce Springsteens E-Street-Band - druckvoll, kompakt, für jeden rasanten Rhythmus- und Dynamikwechsel gewappnet. Besonders eindrucksvoll: Kevin Williams, der aus dem bockstarken Bläserquartett noch herausragt, der Tuba, Posaune und Querflöte spielt, als wären sie Kinderspielzeuge. Der aus Memphis stammende Timberlake nennt seine Band verniedlichend die Tennessee Kids, dabei ist jede Position auf Topniveau und meist doppelt besetzt.

Mit solch einem Kraftwerk im Kreuz gelingt Timberlake das Kunststück, gleich mehrere Konzerte auf einmal zu liefern: Dem hitträchtigen Beginn mit ambitioniertem Funkpop, der Earth Wind & Fire, dem „Off The Wall“-Michael-Jackson, James Brown, Prince, Chic, Daft Punk, Pharrell Williams und immer wieder Hip-Hop huldigt, folgt der Superhit „Cry Me A River“ als Powerballade à la Guns N’ Roses folgt „Mirrors“ als geradezu episch opulente Pophymne. Zu „Drink You Away“ versammeln sich die vier Backgroundsänger, Tänzer und die meisten Musiker mit Akustik-Instrumenten in Camping-Klamotten in der Hallenkutte, um Timberlake auf ungewohntes Blues-Terrain zu begleiten.

Für den wundervollen Harmoniegesang von „Flannel“ wandern sie weiter zu einem Lagerfeuer - im Licht Hunderter Smartphones, die unaufgefordert den passenden Sternenhimmel erstrahlen lassen. Dort rücken die Chormitglieder kurz mit Coverversionen von Songklassikern ins Rampenlicht. Wobei Nicole Hurst mit Lauryn Hills „Ex-Factor“ und Jack E. Kings soulgewaltiges „Thank God I’m A Country Boy“ die Lichter ausschossen. „Morning Light“ und das gänsehauterregend schön vom Publikum mitgesungene „What Goes Around ... Comes Around“ beschließen den fantastischen Mittelteil.

Nach dem gefeierten „Rock Your Body“ versetzen die mächtigen Club-Sounds von „Supplies“ die restlos begeisterten Fans in eine Großraum-Disko, in der sie zu „Like I Love You“ und „Can’t Stop The Feeling“ am liebsten noch die ganze Nacht weitergetanzt hätten. Aber nach zwei Stunden ist Schluss. Ohne erkennbare Zugabe. Was der Euphorie keinen Abbruch tut. Denn Timberlake hat nicht nur bewiesen, dass er ein Weltklasse-Entertainer ist. Er hat sich auch gesanglich enorm weiterentwickelt und unterstricken, dass man auch ohne absolute Ausnahmestimme ein großer Sänger sein kann.

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Mannheim: Justin Timberlake begeistert Fans in SAP Arena

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