Es war in Köln vor 1700 Jahren, als Juden der Weg in öffentliche Ämter ermöglicht wurde. „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ heißt folgerichtig ein Leitgedanke, zu dem sich viele Künstler äußern. Gerade ist im Heidelberger Forum für Kunst eine sehenswerte Ausstellung zu Ende gegangen, für die sich deutschlandweit über 400 Künstler mit vielfältigen Werken bewarben. Auch Enjoy Jazz hat jetzt einen Beitrag initiiert, getreu der Idee seines Gründers Rainer Kern, das Themenspektrum von Enjoy Jazz zu erweitern.
„Gewöhn dich nicht“, so der Titel einer Szenenfolge im Nationaltheater-Schauspielhaus, in deren Mittelpunkt das Schauspieler-Ehepaar Katalin Zsigmondy/August Zirner stand. Deren mit gelesenen Texten unterfütterter Dialog versuchte, facettenreich, die Begriffe „fremd“ und „vertraut“ gegeneinander abzuwägen, ihre gegenseitige Durchdringung zu entschlüsseln, um anhand der gelebten Leitmotivik der Lyrikerin Hilde Domin zu verhandeln, was das Wesen der Humanitas ausmacht. Nur durch Lernen und offenes Miteinander wird der Mensch widerstandsfähig gegen Vorurteile und das Denken in verheerenden, einfachen Schablonen die uns soviel Unheil brachten.
Sensibel sein für Andersartigkeit
Das bedeutet aber auch tägliches Hinterfragen einer schleichenden Gedankenlosigkeit, die in Abwertung und Etikettierung des Anderen, des Andersartigen mündet. Identität und Ausgrenzung war denn auch Inhalt eines Dramoletts, das Jugendliche des "Werkraum“, ein inklusives Theater in Karlsruhe, in der Regie von Susanne Henneberger erarbeitet hatten. Die Uraufführung bestach durch die spielerische Zuspitzung jener Schulhof-Phrasen wie etwa das Wort „Jude“ für Kameraden, die nicht zur Clique gehören. Leichtfertig dahingesagt, mag sich der Schaden nicht mehr eingrenzen lassen. Die Musik des Abends stammte vom jungen Paul Rinneberg, der musikalisch an Sholom Secunda erinnerte. Bild- und Videoeinblendungen, unter anderem sang „Satchmo“ Louis Armstrong, gestatteten vielfältige Assoziationen. Viel Beifall im gut besuchten Haus. E.B.
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