Seine CD-Besprechung von „Elders“ im Musikmagazin „Rondo“ beginnt Werner Stiefele im Januar 2014 mit dem 4. Gebot „Du sollst Deinen Vater und deine Mutter ehren“. Pablo Held hat mit dieser Produktion nicht nur das Schaffen seines Vaters, dem Komponisten Peter Held, und anderen Vorbildern gewürdigt. Das „Enjoy Jazz“-Konzert im Mannheimer Klub „Ella & Louis“ beginnt sein Trio ebenfalls mit einer Hommage an Vaters Kreationen.
Obwohl bekannt als besonders gut eingespieltes Trio, ruckelt es anfangs zwar noch etwas hinsichtlich Synchronität in den Unisono-Passagen, was in Anbetracht der ungeheuren Dichte und rhythmisch-metrischer Komplexität der Kompositionen aber irgendwie verzeihlich ist und sich schon ab dem zweiten Stück bessert. Neben dem aus Brasilien stammenden und in Paris ansässigen Gastgitarristen Nelson Veras tritt das „Pablo Held Trio“ mit Bassist Robert Landfermann und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel in seiner langjährigen Stammbesetzung an, wobei sich Veras in seiner Feature-Rolle merklich zurücknimmt. Auch Landfermann, dessen subtiles Begleitspiel bis auf wenige Improvisationspassagen ebenfalls eher eine Unterstützerfunktion erfüllt, überlässt dem Flügel- und Schlagzeugspiel die Führungsrolle an diesem Abend.
Es ist vor allem die Kooperation, das nahtlose Ineinandergreifen von Piano und Schlagzeug, das bei allen Stücken den rhythmischen Weg vorgibt. Helds Kompositionen fordern ihren Zuhörern einiges an Aufmerksamkeit ab. Manchmal dauert es einen Moment, bevor man hört, wie Held seine Musik anlegt. Ob Balladen wie Monks „Crepuscule With Nellie“ (1957), die Held extrem modifiziert, oder ein brasilianischer Instrumental-Chôro für Veras „Nelson on the Beach“, bei dem sich das Schlagzeug regelrecht auslebt, Helds Spiel ist fast immer intensiv und oft etwas intellektuell. Rhythmische Verschnaufpausen gewährt diese Formation nur wenige. Wer hier nicht genau zuhört, hat schnell den Faden verloren. Doch wer sich auf seine Musik einlässt, sammelt nachhaltige Hörerfahrung.
Aus der im September erschienenen Produktion „Adventures“ stammen die beiden Kompositionen „Nocturne“ und das erneut eingespielte „Meta“, aber auch aus Stücken von der sechs Jahre alten CD „Lineage“ besteht ihr Programm, das zwar musikalisch eine Entwicklung zeigt, sich stilistisch aber ziemlich einheitlich anhört. Die Musik des „Pablo Held Trios“ ist kaum mit jener Tonkunst anderer Bands vergleichbar. Daher verbietet sich eigentlich eine stilistische Zuordnung. Dass es sich hier aber um kammermusikalische-, innovative- und improvisatorische Jazzkleinodien handelt, ist unbestreitbar.
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