Fotografie

In der Mannheimer Galerie C7 sind Schmeißfliegen zu sehen

Faszinierende Einblicke in eine Realität jenseits der Sehfähigkeit des menschlichen Auges bietet Lothar Schillak mit seinen Fotografien, wie eine Mannheimer Ausstellung jetzt unter Beweis stellt

Von 
Helmut Orpel
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Kleines Wesen als Fantasy-Figur: eine von Schillaks Fliegen. © Lothar Schillak

Faszinierende Einblicke in eine Realität jenseits der Sehfähigkeit des menschlichen Auges bietet Lothar Schillak mit seinen Fotografien. Schillak, in Ladenburg lebend, ist Meeresbiologe und fotografiert seit 45 Jahren. Zunächst unter dem naturwissenschaftlichen Aspekt, im Zuge der intensiven Auseinandersetzung mit dem Medium aber zunehmend künstlerisch. „Und zwischen diesen beiden Aspekten gibt es einen himmelweiten Unterschied“, erklärte er bei der Eröffnung seiner Ausstellung in der Mannheimer Galerie C7 am Beispiel einer Calliphoridae, zu Deutsch Schmeißfliege.

Die wissenschaftliche Fotografie sei analytisch, während es der künstlerischen darauf ankomme, die Ästhetik des Sichtbaren hinter der Oberfläche der Erscheinung zur Geltung zu bringen. Um diese zu erkennen, fehlt es uns an der nötigen Sehkraft und vielleicht auch Aufmerksamkeit, denn die Schmeißfliege schlagen wir in der Regel meistens tot. Vielleicht ändert sich das angesichts der Arbeiten Schillaks in Zukunft. Die Technik der Ultramakrofotografie, wie Schillak sie betreibt, ermöglicht es nämlich, in geheimnisvolle Bereiche der Existenz vorzudringen, in denen das kleine Wesen als Fantasy-Figur erscheint, wie sie kaum eindrucksvoller mit künstlerischen Mitteln hergestellt werden könnte. Die Fotos lassen Erstaunen.

Schillak sieht sich als Fotokünstler in der Tradition des Fotografen Karl Blossfeld (1865-1932). 1928 veröffentlichte dieser seinen Bildband „Urformen der Kunst“, mit dem er sich als fotografischer Pionier des neuen Sehens ein Denkmal setzte. Auf dem Gebiet der künstlerischen Wertschätzung solcher Einblicke hatte jedoch auch Blossfeld bereits Vorläufer. An erster Stelle wäre hier der Mediziner und Naturforscher Ernst Haeckel (1834-1919) zu nennen, der bereits im 19. Jahrhundert mit dem Mikroskop erschaute Mikrostrukturen zeichnerisch erfasste und in Bildbänden veröffentlichte. René Binet, der Architekt der Pariser Weltausstellung 1900, verwendete die Zeichnungen Haeckels als Vorlagen für den 35 Meter hohen Eingangspavillon.

Bis 28.6. in C7,1 Mannheim (Di 16-18, Sa 14-18 Uhr).

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