Wer verspürte sie nicht, die Lust auf wonnigere Tage. Vorboten zumindest kulturell blühender Landschaften stellt nun schon mal der Intendant des Theaters im Pfalzbau vor. Dessen Frühjahrsprogramm, das früher gelegentlich als „Theaterfrühling“ untertitelt wurde, ist unter diesem Titel nun offiziell zum Festival-Label geworden, sozusagen als Sommerausgabe der Festspiele Ludwigshafen, die von Oktober bis Dezember durch den Pfalzbau funkeln.
Das hat natürlich einen Grund: Das Mannheimer Nationaltheater bespielt die Bühne des Pfalzbaus während seiner fünf Jahre währenden Sanierungszeit in zwei Blöcken jeweils von 2. Januar bis 10. März (und zeigt im Stagione-Prinzip die Opern „Die Hugenotten“ und „Der Barbier von Sevilla“) und dann wieder von September bis 10. Oktober. Dazwischen sind Theaterferien und eben zwei Terminstrecken, in denen der Pfalzbau sein eigenes Programm zeigen kann. „Wir machen damit sozusagen aus der Not eine Tugend und wollten unser exzellentes Frühjahrsprogramm nicht unter Wert verkaufen“, sagt Gersch.
Vielseitige Choreographenkunst
Und in der Tat kann es sich mehr als sehen lassen: So wirbelt die legendäre Grupo Corpo des Brasilianers Rodrigo Pedeneiras am 14. und 15. März mit zwei sehr unterschiedlichen Arbeiten durch den Pfalzbau, dem hart geschnittenen, archaisch schwarz-weiß gehaltenen „Breu“ und dem frühlingshaft bunten „Primavera“ – zwei Pole seiner weltweit geschätzten Choreographenkunst.
Einen Trommelwirbel verdient auch das Stuttgarter Ballett, das am 29. und 30. April den Cranko-Klassiker „Onegin“ mitbringt. Platz für Modernes schafft Anne Nguyen mit der Compagnie par Terre. Inspiriert von Szenen der französischen Banlieues zeigt sie „Underdogs“ (2.5.) und „A mon amour“ (4.5.).
Den guten Bürger mit seiner Körperspannung zwischen Anpassung und Individualität stellt Rami Be’er darauf in „A good citizen“ der israelischen Kibbutz Contemporary Dance Company am 13. Mai auf die Bühne. In der Verbindung von indischem und europäischem Tanz geht Bausch-Tänzerin Shantala Shivalingappa mit ihrer Pariser Truppe am 9. Mai spannende Wege, die sicher auch Dada Masilo mit „The Sacrifice“ aus dem südafrikanischen Johannesburg beschreiten wird.
Auch Freunde des Sprechtheaters kommen voll auf ihre Kosten, etwa mit der sensationellen Schauspielerin Lina Bleckmann in Karin Henkels „Richard the Kid & the King“ vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg (31. 3, 1.4.) oder Rainald Grebes launigem „Ach, Sisi“ vom Wiener Volkstheater (2., 3.6.). Das Schauspiel gibt sich also ebenso international, auch mit Gisèle Viennes außergewöhnlicher Literaturbearbeitung „L’Etang“ aus der Bretagne nach Robert Walsers „Der Teich“ (14., 15. 4) oder Asli Erdogans „Requiem für eine verlorene Stadt“.
Aus München reisen zwei Hochkaräter an: Jan Bosses hochdekorierte Kammerspiel-„Effingers“ (18., 19.3.) und Simon Stones „Resi“- Blick auf Tony Kushners 1980er-AIDS-Drama „Engel in Amerika“. Der Frühling kann kommen!
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