Comedy

Im Mannheimer Schatzkistl wird die Zukunft der Ehe verhandelt

Tim Poschmann vom Boulevardtheater Deidesheim strapaziert im Mannheimer Schatzkistl die Lachmuskeln mit der Bühnen-Adaption von Stephan Bauers Buch „Vor der Ehe wollt' ich ewig leben“

Von 
Christina Altmann
Lesedauer: 
Tim Poschmann vom Boulevardtheater Deidesheim. © Lukas Thudium

Forschung, Entwicklung und neue Ideologien haben unsere Gesellschaft rasant verändert – zum Kummer der älteren Generation, die mit der modernen Technik und der überall geforderten Online-Kommunikation völlig überfordert ist. Eines aber haben unsere Großväter und -mütter geduldig ertragen: die Institution Ehe. Heute hat sie andere Dimensionen erreicht, die alte Rollenverteilung ebenso abgelegt wie die Forderung der Treue. Hat die Institution Ehe ihre Bedeutung verloren? Ja macht sie sogar unfrei und unglücklich? „Vor der Ehe wollt ich ewig leben“ bekennt der Kabarettist Stephan Bauer in seinem gleichnamigen Buch. Tim Poschmann vom Boulevardtheater Deidesheim hat ein dem Buch angelehntes Programm entwickelt, mit dem er nun in dem bis auf den letzten Platz vollgestopften Mannheimer Schatzkistl ein Riesenvergnügen bereitete.

Ist die Institution Ehe passé? Poschmann zieht nach vielen Jahren Ehe Bilanz und versucht neue Wege im Single-Dasein. Er weiß, so bekennt er, dass er konservativ ist und der Frau rhetorisch unterlegen, vor allem, wenn es um Therapeutinnen oder Online-Dates geht. Gerade die letzte Partnervermittlung bringt ihm manche Enttäuschung ein und das wundert nicht, wenn er einer Vegetarierin eine fleischfressende Pflanze schenkt oder einer Feng-Shui-Anhängerin das wohldurchdachte Schlafzimmer umbaut.

Ja, der ehefrustrierte Poschmann versucht alles, um eine neue Frau kennenzulernen. Vorbereiten will er sich durch Joggen – allerdings in Flip-Flops, weil er das klatschende Geräusch so liebt – und mit dem Gang ins Fitness-Center. Dort trifft er die erstaunlichsten durchtrainierten Menschen – 85-Jährige, die glattrasiert und lückenlos tätowiert sind.

Unter Lachsalven des Publikums springt Poschmann von einem Thema zum anderen, kennt sich aus in den aktuellen statistischen Untersuchungen und überrascht durch Erfahrungen im Online-Dating, bei dem ihm eine Deutsch-Lehrerin die Mails korrigiert und ihm einen Deutschkurs bei der VHS vorschlägt: „Dort lernst du alles, nur nicht Deutsch“, hat Poschmann gemerkt.

Am Ende steht die Hochzeit

Hemmungslos rutscht er bei seinen Erkenntnissen unter die Gürtellinie, nutzt die Werbung für Produkte der Unterwäsche, kennt sich aber auch aus mit den drei beliebtesten Sexstellungen und den drei Beziehungstypen, die in der idealen Konstellation greifen: Wenn die Frau blind ist und der Mann taub, klappt jede Beziehung. In seinem Programm rechnet Poschmann eindeutig mit den ehemals geltenden Werten einer Ehe ab und gesteht, dass ein Single-Dasein auch nicht die Lösung ist. So überrascht er am Ende mit seiner Rückkehr zur alten Institution Ehe und geht gutgelaunt zur Hochzeit.

Ein unterhaltsamer Abend mit einem begabten Schauspieler und Komödianten, der sein Publikum mitreißt. Und der nicht vergisst, an den Gründer seines Deidesheimer Theaters und des Mannheimer Oststadttheaters, Hans-Dieter Willisch, zu erinnern.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen