Heidelberger Frühling

Hinreißende Kunst der Bratsche

Konzert mit Antoine Tamestit

Von 
Eckhard Britsch
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Souveränes Spiel mit der Bratsche: Antoine Tamestit. © Manfred Rinderspacher

Als Zugabe eine robuste Polka von Alfred Schnittke. Der Bratscher Antoine Tamestit annonciert sie dem Publikum mit sanfter Ironie als „von Ihrem Lieblingskomponisten“. Dabei hatte er schon zuvor mit dem 1989 entstandenen „Monolog für Viola und Streicher“ ein hinreißendes Werbepaket für diesen Komponisten geschnürt, der intensiv Altes mit Neuem verbinden wollte, um einen individuellen musikalischen Ausdruck zu finden.

Sein „Monolog“ entwickelt aus nach innen gerichtetem Motiv einen aufgewölbten Kosmos, dem Tamestit mit höchster Energetik Gestalt gab, wobei die Kammerakademie Potsdam grundierte und kontrastierte. Tamestit spielte souverän auf, Doppelgriffsalven oder introvertierte, kantilene Einschübe, er bringt sein Instrument zum Leuchten.

Diese hohe Spielkunst belebte auch das Violakonzert (G-Dur) von Georg Philipp Telemann, mit dem die Musiker die These vom Vielschreiber Telemann widerlegten. Denn das Werk vereint Schönheit, subtil eingeführte Sanglichkeit und Vitalität bis hin zum mit Feuer ausgeführten Finale. Ein Stück zum Verlieben, das unbedingt in den Konzertkalender hineingehört.

Sensibles Spiel bei Bach

Wie sensibel die Kammerakademie musiziert, bewies sie auch in den Programm-Eckpunkten. Aus Bachs „Kunst der Fuge“ präsentierten sie vier Elemente. Im ersten Contrapunctus fielen die filigranen, fast gläsern-durchsichtigen Violinen auf, im zweiten die delikaten Holzbläser. Und als Schlusspunkt setzte die Kammerakademie die Kammersinfonie (op. 110a) von Dmitri Schostakowitsch in Szene. Ein Stück zwischen Schmerz und Hoffnung, Melancholie und Aufbruchstimmung, als Spiegel der Entstehungszeit und persönlicher Befindlichkeit.

Ein nachwirkender Abend mit entsprechender Publikums-Resonanz.

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