Konzert

Herbert Grönemeyers Ouvertüre zu Schlosslichtspielen Karlsruhe

Die Schlosslichtspiele in Karlsruhe sind ein Kunstwerk aus Videokunst auf der Schlossfassade und Musik. Nach Kraftwerk 2023 liefert in diesem Jahr Herbert Grönemeyer die Ouvertüre. Das Doppelkonzert ist ein Hingucker

Von 
Bernhard Zinke
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Mit viel Lichtschau war Herbert Grönemeyer die Ouvertüre zu den Schlosslichtspielen in Karlsruhe. © Bernhard Zinke

Karlsruhe. Zum 300. Geburtstag von Karlsruhe im Jahr 2015 bescherte Peter Weibel, Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien, der Stadt die Schlosslichtspiele. Die 170 Meter lange Südfassade des Stadtschlosses wurde zur Leinwand für spektakuläre Videoprojektionen.

Bildkünstler toben sich seitdem auf den Mauern aus. Vier Wochen lang gibt’s das Spektakel - kostenlos - als abendliche, mehr als zweistündige Show zu sehen. Im vergangenen Jahr gab’s zum Auftakt ein grandioses Konzert der Band Kraftwerk als optisch-akustisches Gesamtkunstwerk.

Quirliger Grönemeyer zieht in Karlsruhe alle Blicke auf sich

In diesem Jahr nun zum zweiten Mal eine musikalische besondere Ouverüre: Herbert Grönemeyer ist zum Doppelkonzert am Freitag und Samstag mit einer 13-köpfigen Band angerückt. Der Aufbau ist zwangsläufig ungleich größer als bei Kraftwerk, als die 170 Meter breiten Projektionen der Star waren. Das ist in diesem Jahr anders.

Herbert Grönemeyer feiert sich, das Publikum und die Atmosphäre in Karlsruhe. © Bernhard Zinke

Grönemeyer zieht als quirliger Derwisch alle Blicke auf sich. Zuweilen lenkt die Lichtshow aber von der Videokunst ab. Allerdings erschließt sich auch hier das Zusammenspiel von Bühne und Fassade, je weiter der Betrachter entfernt ist. Und es sind große Entfernungen im Fächer vor dem Schloss!

Doch manchmal erschließt sich die Kombination von Bild und Musik nicht wirklich. Warum schippert ein großes Containerschiff über die Schlossfassade, während Grönemeyer „Vollmond“ intoniert?

Grönemeyer ist von der Atmosphäre in Karlsruhe begeistert

Das 68-jährige Energiebündel indessen fühlt sich pudelwohl in dieser lauen Sommernacht. Grönemeyer jauchzt und stößt immer wieder - „Yieehah“ - Begeisterungsschreie aus. „Fantastisch! Herrlich!“, ruft er wiederholt. Auch musikalisch ist das Konzert mit lauter Ausnahmemusikern - die meisten davon aus der Metropolregion - vom Feinsten.

Herbert Grönemeyer mit Gitarrist Jakob Hansonis in Karlsruhe. © Bernhard Zinke

Kein Grönemeyer-Konzert gleicht dem anderen. Immer wieder intoniert und arrangiert er die Songs in Variationen. „Flugzeuge in meinem Bauch“ startet beispielsweise als zarter Jazz-Blues. Es gibt kaum gespielte Perlen wie „November“, einen Blues vom 2016-er Album „Alles“ mit der tragenden Textzeile „Ich bin gern allein“. „Kann man auch mal spielen, vor allem wenn man Gäste hat“, flachst Grönemeyer. Eine Konstante gibt es freilich: der Stakkato-Gesang. Grönemeyer singt nicht, er wirft Tonfolgen. Dabei blitzt trotzdem immer wieder seine durchaus variantenreiche Stimme durch.

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Von
Jörg-Peter Klotz
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Dass Grönemeyer ausgerechnet in diesem Jahr die Ouvertüre zu den Schlosslichtspielen bestreitet, ist kein Zufall. Das Event rückt den 75. Geburtstag des Grundgesetzes in den Mittelpunkt, neben dem Schloss steht das Bundesverfassungsgericht als Verteidiger des in Gesetze gegossenen Wertekanons. Grönemeyer zeigt immer wieder Haltung gegen Rechts. Der Song „Angstfrei“ ist die auch optisch stärkste Nummer des Abends. Diese Projektion ist zwangsläufig auch während der Schlosslichtspiele (15. August bis 15. September) zu sehen.

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