Performance-Kritik

"Hearty" in Mannheim: „Sie stellen Listen zusammen"

Die britische Künstlerin Emma Frankland verarbeitet im Theaterhaus G7 Erfahrungen von trans Menschen in Brasilien, Sulawesi und auf Turtle Island - und ihre eigene

Von 
Martin Vögele
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Engel mit Messerflügeln: Emma Frankland in Mannheim. © Miriam Stanke

Mannheim. „Sie stellen Listen zusammen“, sagt der Engel mit den Messerflügeln. „Sie treiben die Frauen zusammen, sie wollen Kontrolle über unseren Körper. Sie verbreiten Falschinformationen und Angst.“ Er warnt: „Da sind wir schon einmal gewesen“ und hofft, dass wir dorthin nicht zurückkehren. Die britische Künstlerin Emma Frankland ist Stimme und Körper dieses apokalyptischen Engels, der Metallschwingen auf dem Rücken trägt, die in Klingen enden, und der einen Echsen-artigen Schwanz umgegürtet hat.

„Hearty“ heißt ihre Performance, mit der sie als „Spotlight“ auf das englischsprachige HereAndNow-Festival bei zwei Vorstellungen am Mannheimer Theaterhaus G7 gastiert. „Hearty“, in die sie Erfahrungen und (vergrabene) Geschichten von trans Menschen in Brasilien, Sulawesi und auf Turtle Island eingearbeitet hat, ist zugleich die fünfte und letzte Solo-Show ihres Projekts „None of Us is Yet a Robot“, in dem sich Frankland mit ihrer eigenen Gender-Transition auseinandersetzt.

Immense Intensität im Theaterhaus G7

Sie empfängt uns an einem endzeitlich anmutenden Schauplatz - Sperrholzplatten bedecken die Bühnenwand, ein „Open“-Schild leuchtet verloren auf. Klingen kratzen über Holz, Sirentöne heulen, Noise-Punk-Fetzen krachen immer wieder überlaut in die Performance, in der sich Frankland mit immenser Intensität, Kraft und Leidenschaft durch ein loderndes Inneres und eine brennende Außenwelt bewegt, in der die Zukunft nicht kommt, wo Gewalt von Hass befeuert wird. Sie erzählt von Schmerz und Sehnsucht und Verletzlichkeit: „Please don’t hurt me“ - „tut mir nicht weh“ - wird sie wie ein Mantra wiederholen.

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Aber Frankland ist eben auch die Frau, die manchmal das Gefühl habe, sie könne Feuer aus ihren Fingerspitzen schießen (und nebenbei einen feinen Humor besitzt), und sagt: „Everything can change“ - alles kann sich ändern. Ein wildes, starkes Stück.

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