Mannheim. Herr Fontagnier, Sie sind quasi Mannheims dienstältester Naidoo-Kritiker. Spätestens seit seinem Ausstieg aus dem Mainstream im März 2020 weiß jeder, was mit ihm los ist. Warum ist er trotzdem noch gefährlich?
Gerhard Fontagnier: Er ist schon noch gefährlich. Weil es Menschen gibt, die nicht differenzieren können zwischen Politik und Kunst. Das sehe ich an den Kommentaren, die ich jetzt wieder abbekomme, nachdem ich zu dem Thema einiges gepostet habe. Da wird noch auf die Kunstfreiheit gepocht und nicht verstanden, dass es längst nicht mehr um seinen Gesang und seine Studioproduktionen geht. Er unterstützt massiv eine Bewegung, die in höchstem Maße demokratieschädlich ist. Da besteht meiner Meinung nach immer noch eine Ansteckungsgefahr.
Das ist eine politische Argumentation, rechtlich ist ein Verbot schwierig. Erwarten Sie vom Veranstalter DeMi Promotion, dass er einen wirtschaftlichen Totalschaden riskiert, indem er den Auftritt absagt?
Fontagnier: Ich gehe nicht davon aus, dass es einen Totalschaden bedeutet, kann das ehrlich gesagt aber wirtschaftlich nicht überschauen. Ich würde auch nicht für ein Verbot durch die Stadt plädieren. Es war ein Fehler, das Thema Naidoo überhaupt noch anzufassen. Nur, damit keine Verluste entstehen, darf man ihm keine Bühne bieten. Weiß der Teufel, was er da jetzt anstellt. In der Politik ist es nötig, Zeichen zu setzen. Nicht nur, um aktuell etwas zu bewegen oder zu stoppen, sondern auch für die Zukunft. Damit etwa klar wird, dass auch Veranstalter über den Tellerrand ihres Geschäfts hinausblicken sollten.
Bislang sind für das Konzert am 9. Oktober nur rund 5000 Karten verkauft. Wäre eine halb leere SAP Arena nicht auch ein wichtiges Signal an die implodierende Querdenker-Szene?
Fontagnier: Es geht doch darum, dass Hallenvermieter und Veranstalter zeigen, dass man mit Naidoo nichts zu tun haben will. Es reicht nicht, das nur zu sagen. Man muss es auch ausdrücken, indem man zumindest alles versucht, so ein Konzert abzusagen. Weil es wirklich wichtig ist, keine Bühne mehr zu bieten für Xavier Naidoo und die Leute, die er womöglich im Gepäck hat. Da geht es längst nicht mehr um Kunst, sondern darum, dass Stimmung gemacht wird, um Leute einzusammeln und eine die Gesellschaft spaltende Bewegung zu fördern.
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