In der letzten Zeit war Eleonore Wilhelm (Bild) oft in Mannheim, unverdrossen unterwegs im Jungbusch, in Webers Wunderkammer etwa, dem neuen Ausstellungsraum im angesagten Künstler- und Ausgehviertel. Vergnügt und munter! Um so bitterer ist ihr trotz Krankheit überraschender Tod am 2. Mai.
Aber sie wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Ihr Nachlass aus 30 Jahren Kulturarbeit in Ludwigshafen sollte geordnet übergeben werden können und ist so teilweise schon im Stadtarchiv Ludwigshafen oder dem Marchivum. Denn sie hatte 1984 mit Ehemann Günther Wilhelm und Sohn Aron das alte Haus in der Hartmannstraße 45 bezogen und umgebaut: Zu einer Druckwerkstatt für den Grafiker Günther Wilhelm, einem Ausstellungsraum unter dem Dach und einem Konzert- und Performanceraum im Keller. Dazwischen ihre Privaträume, eine geniale Lösung. Aber eigentlich arbeitete sie die ganze Zeit, über 40 Jahre, in der Chemiefabrik Raschig, was sie aber nicht hinderte, ihre überbordende Kreativität in Kindertheater, Performances, Ausstellungen und Konzerte zu stecken.
Geboren wurde die umtriebige Künstlerin 1948 in Roxheim, war aber oft in Mannheim, weil eine Tante von ihr hier wohnte, die Ausrichtung der Familie war eher Nationaltheater und Reißmuseum. Auf dem zweiten Bildungsweg machte sie ihre Ausbildung, arbeitete immer in Ludwigshafen und verfolgte parallel ihre künstlerischen Interessen. Ab den 1980er Jahren etwa Kindertheater, gerne für migrantische Kinder.
Auch der Kultursommer Ludwigshafen geht auf Eleonore Wilhelm zurück, die ihn 1981 begründete (mittlerweile von Stadt und Land betrieben). Immer politisch interessiert und aktiv war sie auch Betriebs- und Gemeinderätin und wollte stets Hoch- und Alltagskultur verbinden. Ihre erste Performance war 1969 mit ihrem ersten Mann, Hans Reffert, im ehemaligen Haus der Jugend (heute Das Haus), ihre letzte fand 1997 im alten Straßenbahndepot statt.
Unvergessen sind die Konzerte, etwa von Hans Reffert, Schwefel, Bernd Köhler (Schlauch) oder Nova Express und die witzigen Ausstellungen, etwa von Bussi Buhs aus München. Und die Liebe zum Film. Sie drehte und schnitt ihre Filme selbst, bis zum Schluss im OK-TV Ludwigshafen, dem Offenen Kanal. Ihre freie, lebendige und offene Art bleibt unauslöschlich in den Köpfen derer, die sie kannten. kaepp (Bild: Blüthner)
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