Kunst - Der "Revolutionär und Malerfürst" Andreas Achenbach ist bei einer Ausstellung im Baden-Badener Museum LA8 zu erleben

Erinnerung an einen Star und kritischen Kopf

Von 
Karin Leydecker
Lesedauer: 

Andreas Achenbachs "Twilight" (1859, Öl auf Leinwand).

© Privatsammlung/Mus. LA8

Der Maler Andreas Achenbach (1815-1910) war ein Glückskind. Aus reichem Elternhaus und kosmopolitisch aufgewachsen, erhielt er früh Zeichenunterricht und besuchte schon mit Zwölf die Kunstakademie Düsseldorf. Seine Bilder - romantisch inspirierte Landschaften und Seestücke - verkauften sich wie von selbst. Er nahm Platz auf dem Thron des Malerfürsten, genoss künstlerische und gesellschaftliche Anerkennung, dauerhaften Erfolg und verstand es dennoch, sich bei alledem persönliche Unabhängigkeit zu bewahren.

Eine Ausstellung im Museum LA8 Baden-Baden zeigt den Künstler in seiner ganzen Komplexität: als gefeierten Star, als kritischen Kopf. Zunächst begegnet man dem jungen Maler, der erst später den Weg in den Realismus fand. Wichtige Inspirationsquellen für die Landschaftsbilder waren lange Studienreisen nach Skandinavien, Russland, England und ins sonnige Italien. Diese Auseinandersetzung mit dem südlichen Licht bilden eine solitäre, von starker Farbigkeit geprägte Werkphase.

Die unberührte Natur ist in vielen Arbeiten ein Thema, aber Achenbach verfolgt auch mit realistischem Blick den wachsenden Konflikt zwischen Mensch und Natur, der sich im frühindustriellen Zeitalter des 19. Jahrhunderts anbahnte. Sein Werk hält die ungelöste romantische Frage offen: das Paradox einer Sehnsucht nach unberührter Natur bei deren gleichzeitiger rationaler und industrieller Nutzung.

Politische Karikaturen von 1848

Diese unterschiedlichen Charaktere der Landschaften entsprechen der vielschichtigen Künstlerpersönlichkeit, der man nun in der reich inszenierten Ausstellung nachspüren kann: Grandiose, opernhaft inszeniert Landschaftsgemälde sind zu sehen, aber auch viele Reiseskizzen und Korrespondenzen mit Künstlerkollegen. Die Werke stammen aus einer Privatsammlung. Das metaphernreiche Schlüsselwerk in der Ausstellung, mit dem Achenbach als Zwanzigjähriger der künstlerische Durchbruch gelang, ist "Die große Marine mit Leuchtturm" (1838).

Deutlich wird, dass Achenbach souverän den Weg vom Abbild zur freien Bilderfindung beschreitet. Wichtiger Aspekt der Schau sind die Druckgrafiken und die scharfen politischen Karikaturen aus der Revolutionszeit um 1848. Obwohl das preußische Herrscherhaus und der Großherzog von Baden zu seinen Auftraggebern gehörten, demonstriert Achenbach seine freiheitliche Gesinnung öffentlich. Die mehrmals angebotene Erhebung in den Adelstand lehnte er beharrlich ab und blieb sich selber treu.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen