Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern ist ein Geheimtipp, wenn es um die amerikanische Kunst der Moderne geht. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Museumschefin Britta Buhlmann auf diesen Ausstellungs- und Sammlungsschwerpunkt und sorgt immer wieder für Überraschungen. Im Jahr 2010 gelang mit der Präsentation der New Yorkerin Carmen Herrera eine kleine Sensation, und nun wartet das Haus erneut mit einer ungewöhnlichen Künstlerpersönlichkeit aus der deutsch-amerikanischen Kunstszene auf: Hans Hofmann (1880-1965).
In Deutschland ist der Vater der amerikanischen abstrakten Expressiven nahezu unbekannt, denn seine Arbeiten sind hauptsächlich in Privatsammlungen der USA präsent. Umso reizvoller ist nun der chronologische Ausstellungsparcours, in dem der Besucher allen Werkphasen dieses geradezu faustischen Malertalents begegnet. Gleichzeitig ist es eine Begegnung mit einem ungewöhnlichen Weg, der bodenständig mit realistischen Zeichnungen im bayerischen Weißenburg beginnt und - geprägt vom französischen Impressionismus, von Fauvismus und kubistischer Abstraktion - in den USA das Fundament zum American Painting legen soll.
Die frühen Jahre zeigen den Lehrer Hans Hofmann, der 1915 in München eine Kunstschule gründet, die bereits in den 20ern durch ihren guten Ruf Interessenten aus ganz Europa anlockt. 1930 wird er zu Vorlesungen an amerikanischen Unis eingeladen, und 1932 - kurz bevor seine Kunst 1933 in Deutschland als "entartet" gilt - zieht er endgültig nach New York. Und wieder ist er zunächst Lehrer: ein charismatischer Mensch, der es versteht, für die Schönheit der europäischen Moderne mit dem Blauen Reiter, mit Matisse und für die Farbklänge seines Vorbildes Kandinsky zu begeistern.
Hans Hofmanns amerikanischer Durchbruch als Künstler beginnt mit den zart skizzierten Atelier-Interieurs der 1930er und 40er Jahre. Aber dann löst er sich von der Figuration seines Frühwerks und widmet sich surrealen Bildwelten und einer farbenprächtigen Abstraktion: Rot, Gelb, Blau und Schwarz in mächtigen wogenden Flächen und Linien. Diese dynamischen Tableaus arbeiten bewusst mit der emotionalen Wirkung der Farbe und sprechen von subjektiven Stimmungen aus dem unmittelbaren Erleben.
Ausgangspunkt war oft die Begegnung mit der Natur, ihren Farben und dem Licht im Wechsel der Jahreszeiten. Aus Hofmanns sprechenden Bildern - etwa "Autumn Gold" (1957) oder "Flowering Desert" (1953) - strahlt Optimismus und Lebensfreude pur! "Artist of the Century", so urteilte Künstlerkollege Frank Stella einst über sein Spätwerk. Bis heute immer noch irritierend wirken seine informellen Bildtafeln, bei denen er in gestisch bewegte Malflächen monochrome Rechtecke unterschiedlichster Farben einbaut. Ein heftiges Rot, ein grelles Gelb und ganz viel Grün vor zartem Frühlingsblau - da begreift man die Goethesche Maxime: "Am farbigen Abglanz haben wir das Leben." Schön und wild und unverwüstlich.
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