Mannheim. Die 70er Jahre sind zurück. Zumindest am Samstag in der SAP-Arena. Blinkende Leuchtkränze, Blumen im Haar, bunte Sonnenbrillen, Schlaghosen und Sonnenblumen, so weit das Auge reicht. Aus den Lautsprechern tönt das fröhliche „Musik ist Trumpf“, die Titelmelodie der gleichnamigen TV-Show. Dann eröffnen Dieter Thomas Kuhn und seine siebenköpfige „Kapelle“ die Show mit dem temperamentvollen „Sag mir Quando, sag mir wann“.
„Nach dreieinhalb Jahren sind wir endlich wieder da, bei euch, in Mannheim“, sagt der Tübinger. Nach der Durststrecke ohne Auftritte habe man sich sogar überlegt: „Gehen wir überhaupt noch mal raus?“ Doch die Angst davor sei unbegründet gewesen. Eigentlich habe er sich vor der Tour noch in Form bringen wollen, verrät er fröhlich und fügt hinzu: „Es ist mir nicht ganz gelungen.“ Der viele Prosecco in der Pandemie habe seine Spuren hinterlassen.
Mit Glimmer und Konfetti
Das Zusatzkonzert in der Quadratestadt bildet den Abschluss seiner „Hello Again! Viel zu lang war die Zeit“-Tour. Kuhn scheint zum Finale noch eine Schippe draufzulegen. Denn der 58-Jährige ist nicht nur in Bestform, sondern sprüht vor Energie. Drei Stunden lang zelebriert er Musik, Spaß, Lebensfreude.
Kuhn, der mit seiner markanten Stimme Schlagerhits covert und ihnen einen modernen sowie leicht ironischen Touch verleiht, ist ein Phänomen. Spielend gelingt es ihm, Fans jeden Alters mitzureißen. Gemeinsam singen sie aus voller Kehle mit und feiern ausgelassen eine bunte Party mit Glimmer und Konfetti. Ob das flotte „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, die Hymne „Michaela“ oder der ruhigere Schunkelsong „Die kleine Kneipe“, jeder Song sitzt. Aus Reinhard Meys leicht melancholischem Lied „Über den Wolken“ wird ein tanzbarer Partyhit.
Bevor er loslegt, steigt Kuhn aus einem Flieger der „Lusthansa“, der auf die große Leinwand projiziert wird und erzählt, er habe einen therapeutischen Flug gegen Flugangst mitgemacht - um fast schon entschuldigend zu sagen, dass man heutzutage ja nicht mehr so viel fliegen sollte. Bei „Amore Mio“ gibt er sich mit den Hüften kreisend als Latinlover, während er bei der Ballade „Ti amo“ seine romantische Seite zeigt. Die Achterbahn der Gefühle, vom heiteren „Wunder gibt es immer wieder“ bis zum schwermütigen „Am Tag, als Conny Kramer starb“ beherrscht Kuhn ebenso wie seine Rolle als Entertainer.
Dieter Thomas Kuhn freut sich über BHs, die ihm zufliegen
Optisch scheint die Zeit beinahe spurlos an ihm vorbeigegangen zu sein. Sein Haar mit der Föhnwelle sitzt perfekt, im Glitzeranzug samt Schlaghose macht er noch immer eine gute Figur. Er freut sich über BHs, die auf die Bühne fliegen und strahlt eine besondere Art von Virilität aus. Der Frauenmagnet mit dem Brusthaartoupet, der auch selbst zur Gitarre greift, hat nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Charmant tanzt er mit Besucherinnen. Als Star zum Anfassen gibt er sich, wenn er durch die Zuschauerreihen läuft.
Spezial-Effekte gehören ebenfalls zur Show. Mal in Form von Pyrotechnik, dann als brennender Konzertflügel, an dem Kuhn „Merci, Chérie“ intoniert. Zum Ende umhüllt er sich mit einem übergroßen Mantel. Zweimal kommt Kuhn für insgesamt sechs Zugaben zurück, darunter „Anita“ und „Butterfly“, bevor er sich nach „Tränen lügen nicht“ verabschiedet. „Wollt ihr uns nächstes Jahr wiedersehen?“, will er wissen.“ Ein ohrenbetäubendes „Ja“ schallt ihm entgegen.
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