Mannheim. Vor der Pandemie war es die Regel. Schön, dass es wieder eine Selbstverständlichkeit ist: Der Wahl-Mannheimer Rainer Schacht bestreitet mit seinem Musik-Comedy Duo Die Feisten ein Heimspiel – und das Capitol ist Wochen im Voraus restlos ausverkauft. Wie so oft in den letzten Wochen ist das Publikum regelrecht ausgehungert nach Unterhaltung – und springt auf jede Pointe wie Pumas. Da sind sie bei Schacht und seinem ebenfalls aus Göttingen stammenden Partner Mathias „C.“ Zeh zwei extrem kurzweilige Stunden lang an der richtigen Adresse.
"Kriech nicht da rein" räumt extrem ab
Schacht, wie C. mit Minimalfrisur ausgestattet, verkündet schon zu Beginn, er sei „adrenaliert bis in die Haarspitzen“, weil so viele bekannte Gesichter im Kuppelsaal säßen. Angesichts ihrer treuen Fanbasis ist es dabei immer wieder überraschend, wie überrascht und explosiv die Leute lachen über Lieder wie „Tiger“ oder „Kriech nicht da rein“ lachen. Denn im Feisten-Kosmos ist der Anfangssong ein goldener Oldie und die Adaption von Udo Jürgens „Griechischer Wein“ längst ein Klassiker. Wobei das Lied über Büroteam-Etikette auch ziemlich köstlich ist. „Das gefällt Euch also“, kommentiert Schacht. Und die Fans lachen herzhaft über sich selbst.
"Immer Groove am Start"
Trockener Humor mit gutem Timing und Zehs niedersächsische Moonwalks sind ein Teil des Erfolgsrezepts. Das andere ist ganz ernsthafte musikalische Qualität: Der rauchige Leadgesang von C. bleibt unverkennbar und lässt auch boshafte Textzeilen liebenswürdig klingen. Was Schacht auf diversen Saiten- und Schlagwerk-Instrumenten sowie mit A-capella-Elementen zuliefert, ist eindrucksvoll. Und er betont völlig zu Recht, dass sie zwar Liedermacher und Geschichtenerzähler seien, „aber wir haben immer Groove am Start“. Und sein Partner verblüfft mit Mundtrompeten oder -gitarren-Soli im Stil von Peter Frampton, Scat-Gesang und der Vorstellung, er könnte die Reinkarnation von James Brown sein.
Starke aktuelle Version vom Klassiker "Gänseblümchen"
Das Duo spielt vieles vom „Feinsten der Feisten“ wie den unverzichtbaren "Nussschüsselblues" oder "Junggesellenabschied" mit der wunderbaren Zeile "So wie in ,Hangover', nur eben in Hannover", auch wenn Fanfavoriten wie "Ranjid" fehlen, Dafür gibt es die großartigen neuen Versionen der beliebtesten beiden Dauerbrenner "Gänseblümchen" und Du willst immer nur f..." aus der Ära des Vorgänger-Trios Ganz schön feist vom immer noch aktuellen Album "Radio Uwe & Claus" (2021),
Ihre Themen speisen sich aus alltäglichen Absurditäten unseres Alltags: Nachmittags-Talkshows, Kreuzfahrten, Verkaufskanäle oder Die-Amigos-Konzerten. Überwiegend geht es um Beziehungen und Liebe - selten positiv, obwohl zumindest Schacht glücklich verheiratet ist.
Ein wenig wie Schobert & Black
Manchmal erinnern die Wortspiele der beiden sogar an Nonsense-Klassiker wie Schobert & Black. Wenn man den Schluss von Liebö ist" nur liest, mag man es kaum glauben - aber gesungen ist das A-capella-Duett zum Schluss des regulären Programms total witzig; "Die Liebe ist, wie die Liebe ist. Und weil sie ist, wie sie nun mal ist, ist die Liebe so, wie die Liebe ist. So wie sie ist, ist die Liebe ... Mist."
Am 7. Oktober folgt das neue Programm "Jetzt!" auf das "Feinste der Feisten"
Vor der wuchtig erklatschten Zugabe „Andrea“ (noch so ein Stiftung Warentest für die Liebe) bedankt sich Schacht: „Vielen Dank für eure Hilfe bei unserer Wiedereingliederung ins Berufsleben.“ Die ist in der Tat sehr gelungen. So gut, dass man sich wohl jetzt schon ranhalten muss, um die nächste „2MannSongComedy“-Show im Capitol am 7. Oktober zu sehen. Dann spielen Die Feisten kein „Best of“ mehr, sondern das neue Programm „Jetzt!“. Angesagt wäre wohl mal ein Doppelpack in Mannheim, den 9. Oktober hätten Capitol und Künstler noch frei.
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