Kunst - Studierende der Hochschule für Gestaltung stellen Ergebnisse des Festivals Captcha aus

Design ist gleich Dasein

Von 
Helmut Orpel
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Bei Captcha ist auch dieses Plakat von Sophia Hall zu sehen.

© Rinderspacher

Gigantische Videoinstallationen, quer durch den Raum gespannte Seile, Zustandsdrucke und rätselhafte Fotografien; wer die Abschlussausstellung des vierten Captcha-Designer Festivals im Mannheimer Kunstverein besucht, ist beeindruckt von der überwältigenden Ideenvielfalt in unterschiedlichen Medien. Materialisiert wurde dies alles von Studierenden der Mannheimer Hochschule für Gestaltung. In einem einwöchigen Workshop an verschiedenen Orten arbeiteten sie allein, in Gruppen und mit international anerkannten Designern zusammen. Unter dem Oberbegriff "Nexus" sind diese Arbeiten noch bis zum 3. September im Kunstverein zu sehen.

"Nexus" steht für "Verbindung". "Die Zusammenarbeit war uns wichtig, aber auch die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Medien, zwischen Individualität und Gruppe, zwischen Gestaltung und Gesellschaft", erklärt Niklas Winterfeld, einer der Studierenden, die die Ausstellung organisiert haben.

Design, wie es an der Hochschule gelehrt wird, hat eine gesellschaftliche Funktion. Dies merkt man auch bei den ausgestellten Arbeiten im Kunstverein, denn sie hinterfragen anschaulich die Funktion der Medien und reflektieren den Verfall der individuellen Entscheidung, den zunehmenden Einfluss von Robotern auf die Meinungsbildung über soziale Netzwerke oder die veränderte Sichtweise auf den Menschen. Der berühmte Fingerzeig Gottes auf Adam aus Michelangelos Sixtinischem Fresko erscheint symbolträchtig als Icon auf dem Display eines IPhones.

Die meisten der etwa zwanzig unterschiedlichen Arbeiten veranschaulichen Gruppenprozesse, die während der Workshops im Kunstverein, an der Hochschule und in den Räumen von Zeitraum Exit im Jungbusch entstanden sind, so bei einer Reihe großformatiger siebdruckartig wirkender Fahnen auf der Empore, die sich als Umsetzung von Internetstrukturen in analoge Drucktechniken herausstellen. Oder auch bei den Exponaten des Workshops "Typographie". Bei diesen schwarz-weißen Fahnen wurde das Prinzip der Camouflage zugrunde gelegt und die Wechselwirkung zwischen Schrift und Umfeld thematisiert.

Mehrere individuelle Arbeiten beschäftigen sich mit dem Medium Fotografie bzw. Video, so hinterfragt Saskia Stirn in ihrer Arbeit "Camera" den Wechselprozess zwischen Produktion und Erscheinung einer Selbstdarstellung auf einem Video-Clip fürs Internet und Christina Enders setzt sich in der Fotoserie "Portrait of a Stranger" mit dem konstruierten Erscheinungsbild der Deutschen auseinander.

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