Geburtstag - Der Wirtschaftschef der Popakademie wird 70 Jahre alt – Hubert Wandjo war vor seiner Karriere in der Quadratestadt einer der erfolgreichsten Musikmanager der Republik

Der Kopf hinter der „Mannheim Mafia“

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Hubert Wandjo leitet seit 2003 extrem erfolgreich den Fachbereich Musik- und Kreativwirtschaft der Mannheimer Popakademie. © Uwe Anspach/dpa

Das zweite Lebenswerk von Hubert Wandjo ist tatsächlich noch beachtlicher als das erste: In der deutschen Musikwirtschaft nennt man das Resultat seiner erfolgreichen Arbeit an der Popakademie „Mannheim Mafia“– und das ist extrem respektvoll gemeint. Denn seit Gründung der Popakademie Baden-Württemberg 2003 in Mannheim haben die Studierenden im Fachbereich des Business Direktors und Geschäftsführers Musik- und Kreativwirtschaft eindrucksvolle Karrieren hingelegt. Am 27. April wird der gebürtige Lampertheimer 70 Jahre alt, was er im relativ kleinen Kreis der Familie feiert.

„Man trifft die Mannheimer überall“, ist ein geflügeltes Wort in der Branche. Wandjo ist dabei wichtig: „70 Prozent unserer Studierenden haben bei Zeugnisübergabe schon Jobs. Wenn man Management-Talente haben will, kommt man zu uns.“ Das unterstreicht eine Untersuchung der FU Berlin vor anderthalb Jahren über den Status quo der Musikmanagement-Ausbildung in Deutschland: „Da hätten wir besser nicht abschneiden kennen.“

Einige prominente Beispiele von vielen: Maximilian Kolb ist als Europa-Chef bei BMG für den Label- und Verlagsarm der vielleicht hochkarätigste Musikbusiness-Absolvent bisher. Maria Heimer stieg beim Streaming-Marktführer Spotify bis in die Direktorenebene auf. Seit 2018 betreut sie mit ihrer Digitalagentur Ease Größen wie Rammstein. Kerstin Ganzemüller managt bei Google die Beziehungen zur Musikbranche. Benjamin Hetzer stieg im März zum Director Festival Production beim Branchenriesen FKP Scorpio (Southside) auf. Apropos Festival: Timo Kumpf (Maifeld Derby, Zeltfestival) und Fritz Krings (Sound Of The Forest) sorgen in der Region für mehrtägige Live-Events mit Klasse.

Formal betrachtet war der größte Erfolg der Popakademie 2017: Da konnten Wandjo und Kreativdirektor Udo Dahmen die wichtigsten Preise der deutschen Musikindustrie für ihr Haus entgegennehmen – den Echo als „Partner des Jahres“ und den Live-Entertainment-Award (LEA) für die „Künstler- und Nachwuchsförderung“. Als Signal nach außen fand Wandjo das seinerzeit auf Nachfrage zwar wichtig, stärker inhaltlich getriebene Momente seien ihm noch wichtiger: „Wir waren ja auch schon beim LEA, als Studenten wie Konrad Sommermeyer oder Sebastian Andrej Schweizer für ihre Arbeit mit Tim Bendzko, Frida Gold oder Cro den Preis für Nachwuchsförderung erhalten und sich dann von der Bühne herunter für ihre Ausbildung bedankt haben.“

2017 wurden die Verträge des Führungsduos vom Stuttgarter Wissenschafts- und Kunstministerium proaktiv bis 2022 und damit bis ins Pensionsalter verlängert: „Dass es gleich noch mal fünf Jahre sind, hätten wir gar nicht vermutet. Das ist das Maximum.“ Dementsprechend endet nach diesem Sommer eine Ära. Die Popakademie-Gründer bleiben im Amt, bis die Nachfolger eingearbeitet sind.

Chef von Columbia und Eastwest

Wie an Akademien üblich, kommt Wandjo aus der Praxis – und brachte als einer der erfolgreichsten deutschen Musikmanager Erfahrung und ein großes Netzwerk mit. Nach dem BWL-Studium von 1973 bis 1979 in Mannheim startete der Diplomkaufmann 1980 bei CBS (später Sony Music) in Frankfurt durch: bis zum stellvertretenden Geschäftsführer und Chef des Labels Columbia (Michael Jackson, Bruce Springsteen, Bob Dylan). Dort beförderte Wandjo auch die Karrieren deutscher Stars wie Spliff, Nena, Nina Hagen oder den Fantastischen Vier. 1997 übernahm er die Leitung von Eastwest Records.

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