Genf/Mannheim. Als sich Caterina Valente Anfang der 1950er Jahre in Eric van Aro verliebte, mit ihm bei einem Pariser Gastspiel durchbrannte, die familiäre Musikclown-Gruppe verließ und von der Seine an Rhein und Neckar reiste, kam die Ortswahl nicht von ungefähr: Der Jongleur und Schlagzeuger war in Mannheim bei Lorenz K. W. Reich unter Vertrag. Und der hatte mit seinem Büro an den Planken Europas größte Künstleragentur aufgebaut. „LKW-Reich“, so sein Spitzname, war sofort von Caterinas Gesangstalent begeistert – „aber keiner wollte sie haben“, erzählte er Jahrzehnte später unserer Zeitung.
Deshalb trat die 23-Jährige erst einmal an der Seite ihres Ehemannes – geheiratet hatten die beiden in Berchtesgaden – im Zirkus Grock auf. Als dort eine feste Programmnummer ausfiel, überredete Reich das Artistenunternehmen, die Jongleurs-Assistentin singen zu lassen. Die unbekannte Frau mit großartiger Stimme unter der Zeltkuppel sorgte für Schlagzeilen.
Vorsingtermin beim Südwestfunk Baden-Baden
Die ganz große Chance kam, als der Impresario, der sämtliche Big Bands unter Vertrag hatte, einen Vorsingtermin beim Südwestfunk Baden-Baden vermittelte: Kurt Edelhagen suchte damals für sein Jazz-Orchester eine Sängerin, die wie die von ihm verehrte Ella Fitzgerald auch improvisieren konnte. Die junge Frau mit dem Pferdeschwanz griff zur Gitarre und interpretierte „All of me“ – der alte Fuchs Edelhagen erkannte sofort das musikalische Potenzial und produzierte mit ihr die erste Schallplatte „Istanbul“.
Drei Jahre lebte das Paar in Mannheim, zunächst in einer Pension. Als es endlich im Neubau Rathenaustraße 6 eine Wohnung fand, musste Agent Reich bürgen – weil der Hauseigentümer fürchtete, Artist und Sängerin könnten nicht für die Miete aufkommen. Und weil das Domizil zunächst nur spärlich möbliert war, brachte bei der Einladungsparty jeder Gast einen Stuhl mit. Dafür gab es ein Klavier nebst Gitarren, so dass die halbe Nacht gejazzt werden konnte.
Sohn Eric kam im Mannheimer Lanz-Krankenhaus auf die Welt
Als 1958 im Mannheimer Lanz-Krankenhaus Sohn Eric auf die Welt kam, da wohnte die Familie bereits im Odenwälder Oberflockenbach. Längst „jonglierte“ van Aro nur noch mit Terminen und Verträgen seiner Frau, die Artistenlaufbahn hatte er aufgegeben. Den für die damalige Zeit hypermodernen Bungalow mit dem Spitznamen „Caterinenburg“ kaufte bei dem schon baldigen Umzug nach Lugano der Boehringer-Unternehmer Curt Engelhorn.
In jene Zeit, Ende der 1950er Jahre, fiel auch ein Prozess mit Pioniercharakter in puncto Promi-Persönlichkeitsrechte: Vor dem BGH obsiegte die Valente gegen einen Weinheimer Gebisshaftcreme-Hersteller, der in Reklameanzeigen unerlaubt ihren Namen benutzt hatte. Die erstrittenen 10 000 Mark Schadensersatz hat Valente wohltätigen Projekten zugutekommen lassen.
In die Quadratestadt, insbesondere zu Konzerten im Rosengarten, kehrte die Valente immer wieder gern zurück – jedenfalls vor den Plänen einer Mannheimer Show-Schule, bei der sie Aufbauarbeit leisten sollte. Für das Projekt hatte die baden-württembergische Landesregierung 1990 „grünes Licht“ gegeben – worauf unsere Zeitung, den Musikfilm zitierend, titelte: „Bonjour, Kathrin als Professorin!“ Daraus wurde zu ihrer großen Enttäuschung nichts – bekanntlich scheiterte das Projekt nach dem politischen „Aus“ des einstigen Ministerpräsidenten Lothar Späth. Als 13 Jahre später in Mannheim die Popakademie gegründet wurde, da galt die Valente bereits als Weltstar einer vergangenen Epoche.
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