Mannheims Freie Theaterszene ist um einen prägenden Protagonisten ärmer: Schauspieler Dirk Mühlbach verstarb am 30. Januar mit 56 Jahren in Heidelberg, wie seine Frau Annette bestätigte. Unter Mannheims renommiertem Schauspieldirektor Jürgen Bosse spielte der gebürtige Hockenheimer ab 1985 auf der Bühne des Nationaltheaters, wo er etwa 1988 in Johann Kresniks legendärer Heiner-Müller-Inszenierung „Germania Tod in Berlin“ mitwirkte. Mühlbach wechselte mit Bosse nach Stuttgart, der ihn am Staatsschauspiel gut zehn Jahre lang als Dauergast, schließlich auch ins Ensemble engagierte.
Mühlbach, der in Wiesbaden Schauspiel studiert hatte, stand in den 1990er Jahren sowohl bei den Burgfestspielen Jagsthausen unter Vertrag als auch in über 30 Fernsehproduktionen („Tatort“, „Ein Fall für zwei“, „Der Staatsanwalt“) vor der Kamera.
Auf vielen Bühnen aufgetreten
Präsent war der 1963 Geborene seither auf nahezu allen Mannheimer Bühnen: Theater Oliv, Oststadttheater, Felina Areal, TiG 7, Creative Factory oder Klapsmühl’ engagierten den energetischen Charakterdarsteller für Rollen in Werken von Fo, Bourdieu, Brecht, Reza, Kafka oder Wedekind. Mühlbach konnte sein Publikum mit fast beängstigendem Hochdruck und sprengendem Furor überzeugen, aber ebenso glaubwürdig und einfühlsam die Verletzungen des Gebrochenen und Haltlosen auf die Bühne bringen.
Auf der Neuen Studiobühne Ludwigshafen, ab 2009 auch als Gründungsmitglied in Arbeiten des Neuen Ensembles, brannte er für die Belange des Theaters. Eine Begeisterung, die ihn auch als Gesprächspartner auszeichnete und nur noch von seinem (köstlich schwarzen) Humor übertroffen wurde.
Beidem konnte auch sein Herzleiden nichts anhaben, das ihm über die Jahre mit 80 Operationen zusetzte. 2015 wirkte er – trotz externem Kunstherz – noch bei den „Abgang“-Lesungen im Felina Theater mit. Späten Komplikationen einer lang ersehnten Transplantation ist er nun doch erlegen. Seinem Publikum, seinen Kollegen und Freunden wird er fehlen.
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