Herr Habekost, am 1. Dezember startet ihr neues Weihnachtsprogramm. Sie versprechen dabei quasi die Quadratur des Lebkuchenherzens: „Ein satirisch-besinnliches, bös-liebevolles Comedy-Special für Weihnachts-Lover und -Muffel, Feuerwerksverächter und Raketen-Rowdies gleichermaßen“. Wie geht das?
Chako Habekost: Weihnachten ist die beste Vorlage und die beste Bühne, die man sich als Satiriker wünschen kann. Alles soll perfekt sein und vieles geht schief, Familie und Kapitalismus und Religion und die verbrannte Gans un de krumme Baum… Egal, ob man Weihnachten liebt oder net so liebt, ob man gerne feiert oder lieber in Urlaub fährt, ob man Christ ist oder anderer – vielleicht sogar finanzieller – Gläubiger: Weihnachten und Silvester, das sind die Events des Jahres.
Sie sind weihnachtsprogrammtechnisch Wiederholungstäter. Wie kommen Sie bei diesem alten Thema immer wieder auf neue Ideen?
Habekost: Es ist mein viertes Weihnachtsprogramm und nach all den schweren Corona-Jahren free isch misch ganz arg druff! Wie ist das zum Beispiel mit der Schenkerei, wer hat uns das alles eingebrockt? Die Heiligen Drei Könige! Die haben damit angefangen, Sachen zu schenken, die niemand wirklich braucht. Oder hat es in der Geschichte der Menschheit schon mal Geschenke gegeben, die weniger kindgerecht waren, als Gold, Weihrauch und Myrrhe?
Und das bleibt immer aktuell?
Habekost: Ich habe mir die Weihnachtsgeschichten aus meinen früheren Programmen mal angeguckt und dabei auch gemerkt, dass man vieles heute gar nicht mehr spielen kann. Weil sich so viel verändert hat: Energiekrise, kulturelle Aneignung, Feinstaub, Online-Shopping … Für uns Menschen ist es komplizierter geworden, für den Comedian aber noch reizvoller. Und es gibt ein Comeback …
Von wem?
Habekost: Auf vielfachen Wunsch habe ich jetzt endlich eine Figur aus vergangenen Zeiten re-aktiviert, den Baptistenprediger The Reverend. Der wird der gemeinen Gemeinde of Germany mal wieder auf gut Kurpälzisch-Denglisch die Leviten lesen.
Chakos viertes Weihnachtsprogramm
- Christian „Chako“ Habekost wurde am 27. März 1962 in Mannheim geboren. Er studierte in seiner Geburtsstadt, London sowie Kingston Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft. Er schloss sein Studium 1991 mit einer Promotion über afro-karibische Performance-Stile ab.
- Seit 2016 veröffentlicht der in Bad Dürkheim heimisch gewordene Kabarettist mit seiner Ehefrau, der Autorin Britta Habekost, die Regionalkrimis der „Elwenfels“-Reihe.
- Termine von „Chakos GoschpelShow (Auswahl): 1. und 2. Dezember BASF Feierabendhaus Ludwigshafen. 14. Dezember Festhalle Brühl. 20. Dezember Stadthalle Weinheim. 26. und 27. Dezember sowie 6. Januar: Capitol Mannheim. 4. Januar: Stadthalle Hockenheim.
- Komplette Termin-Übersicht und Vorverkauf im Internet unter: chako.de.
Der Titel „GoschpelShow“ klingt auch nach Musik …
Habekost: Ja, musikalisch wird’s auch. Mein Produzent und persönlicher Gitarrenheld Stefan Kahne aus Bad Dürkheim ist mit dabei, wir werden mit dem Publikum zusammen Weihnachtslieder singen – nicht immer mit dem richtigen Text und viel Spaß dabei haben, die Kurpälzer Gosch den Goschpel verkünden zu lassen. Bei der GoschpelShow singen wir klassische Weihnachtslieder, „Kling Glöckchen“ zum Beispiel. Das eignet sich hervorragend für eine Parodie. Oder eine Lachgas-Version von Schneeflöckchen, Weißröckchen … ou, fast schon zu viel verraten.
Die Tournee beginnt mit zwei Terminen im BASF Feierabendhaus. Werden da vor allem Aniliner sein – und brauchen die eine besondere Behandlung?
Habekost (lacht): Sehr provokante Frage vom rechtsrheinischen Redakteur. Die Shows sind ja frei verkäuflich. Das Feierabendhaus ist sicherlich eine der schönsten Hallen in unserer Region. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, dort die GoschpelShow ins Rollen zu bringen.
Es besteht die sehr große Gefahr, dass der Krieg im Heiligen Land auch im Dezember noch die Schlagzeilen beherrscht. Gibt es auch einen ernsten Teil im Programm oder wollen Sie gezielt zwei Stunden eine Auszeit von den tristen Themen aus den Nachrichten bieten?
Habekost: Eigentlich möchte ich uns allen eine Auszeit bieten … aber an mehreren Stellen wird dann wohl doch so ein bisschen Frustabbau betrieben. Und die Message vom Reverend ist ohnehin klar: Peace & Love and always high the Carrot Nose.
Bis 7. Januar gibt es 21 Auftritte. Sind noch Zusatzshows denkbar?
Habekost: Eine Zusatzshow ist bereits fix, der 6. Januar 2024 im Mannheimer Capitol. Ansonsten bleibt’s bei dem bestehenden Tourplan.
Was macht das Ehepaar Habekost am spielfreien 24. Dezember? Lesen Sie sich schon mal aus einem unveröffentlichten „Elwenfels“´-Weihnachtskrimi vor?
Habekost: Wir feiern mit unseren Eltern, die schon ein bisschen älter sind. Und dann, spät in der Nacht stoßen wir beide noch mal ganz privat an, weil gerade die Nachricht vom Piper-Verlag aus München kam, dass es weitergehen kann mit Elwenfels. Also, der sechste Band ist in Planung. Das ist unser schönstes Weihnachtsgeschenk.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-christian-habekost-weihnachten-ist-die-beste-vorlage-fuer-satiriker-_arid,2149599.html