Hannover. Am Eröffnungsabend ist noch alles ganz cool. Es sind ja auch die Anderen, die reden, die singen müssen. Stefan Piendl, Geschäftsführer des Deutschen Musikrats, und zwei der Chöre, die den Deutschen Chorwettbewerb zuletzt gewonnen hatten. In Freiburg. 2018. Singende singen vor Singenden. Kein leichtes Unterfangen, zumal zwar alle Laien sind – aber Deutschlands beste Laien. Doch Heike Kiefner-Jesatko und Janette Schmid wirken auf dem Vorplatz der Markuskirche in Hannover entspannt. Es ist ja auch erst 22.15 Uhr. Noch mehr als 16 Stunden, bis sie in der Galerie Herrenhausen mit ihren Frauenchören aus Heidelberg und Mannheim rund 20 Minuten Zeit haben, um die Jury davon zu überzeugen, dass sie Deutschlands Beste sind. Man plaudert, scherzt und fachsimpelt. Doch irgendwann sind dann doch alle weg. Konzentration ist für diesen Moment doch existenziell.
Rund 60 Stunden nach diesem lockeren Get-together und rund 45 Stunden nach dem Einsatz auf der Bühne ist klar: Die Konzentration hat sich gelohnt. Von den acht Frauenchören, die sich deutschlandweit bei den Wettbewerben in den 16 Bundesländern qualifiziert haben, haben Mannheim und Heidelberg die Nase vorn: Janette Schmid gewinnt mit ihrem Frauenchor Carré Chanté der Mannheimer Liedertafel den ersten Preis (23 Punkte), knapp gefolgt vom 4 x 4 Frauenchor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Heike Kiefner-Jesatkos (22,6 Punkte). Den dritten Preis bekommt das Vokalconsort des Berliner Mädchenchores (22,3).
Der Weg dorthin führte etwa über ein Pflichtstück. „Der Falke“ von Wilhelm Weismann (1900-1980) mussten alle Frauen singen. Weismann, ein eher konservativer Non-Konformist, erweitert in seiner Musik die Tonalität. Nicht leicht zu singen. Vergleicht man nun dieses Stück von Carré Chanté und 4 x 4, dann mag vielleicht das lockerere, ja, fast kecke Augenzwinkern der Mannheimerinnen auffallen, das dem Stück guttut.
Ganz enge Entscheidung
Für das Jurymitglied Tristan Meister aus Mannheim war die Entscheidung „ganz eng“, wie er sagt. Er sei zunächst sehr glücklich, „dass zwei Chöre aus der Region die Nase vorn haben“. Letztlich hätten Details den Ausschlag gegeben, weshalb die Mannheimerinnen am Ende 0,4 Punkte vor den Heidelbergerinnen lagen: „Es hätte genauso so gut auch anders herum ausgehen können.“
Siegerin Janette Schmid jedenfalls ist es so herum lieber. „Carré Chanté und ich sind überwältigt von unserem Erfolg“, sagt sie nach der Bekanntgabe am Dienstag. „Ich freue mich sehr, dass ich es geschafft habe, den Chor auf meinem Weg zu diesem Erfolg zu bringen.“ Neben guter Probenarbeit sei es Schmid immer wichtig, dass die Stimmung gut sei und die Frauen Spaß hätten. Außerdem: „Ich lasse gerne Elemente aus Theaterpädagogik und Improvisationstanz mit einfließen: „Ich glaube, dass sich das bezahlt gemacht hat“, sagt sie. Kiefner-Jesatko, die den Wettbewerb mit ihrem Chor bereits 2014 gewonnen hatte und damals auch einen „Sonderpreis für die hervorragende Interpretation eines Deutschen Volksliedes“ bekam, sagte: „Ich freue mich riesig, dass wir den zweiten Platz in Hannover ersungen haben. Wir sind alle glücklich und freuen uns auch, dass die Metropolregion so klangstark und erfolgreich vertreten ist.“
Beim Deutschen Chorwettbewerb treten bis 11. Juni Deutschlands beste Laienchöre gegeneinander an. In diesem Jahr sind es mehr als 3000 Sängerinnen und Sänger in 94 Chören.
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