Mannheim. Morgens eröffnen Bundespräsident Steinmeier, außerdem Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann die Mannheimer Bundesgartenschau - und abends steht Michl Müller im knallvollen Capitol auf der Bühne. Der Unterfranke begründet unter Beifall des Publikums gewitzt, warum er sich an diesem Tag als den eigentlichen Stargast in der Quadratestadt sieht. Jedenfalls was das Amüsement betrifft.
"Dreggsagg", der fast drei Stunden lang begeistert
„Verrückt nach Müller“ heißt sein neues Soloprogramm. Und ziemlich verrückt ist in der Tat, wie es dem 51-Jährigen plaudernd gelingt, ohne durchgängigen Handlungsstrang und auch ohne in Szene gesetzten Gags nahezu drei Stunden zu begeistern. Und dabei können sich Fans aussuchen, ob sie ihren Michl vor allem als Comedian sehen oder eher als ganzjährigen Fasnachter _ schließlich hat seine Bühnenkarriere im fränkischen Karneval begonnen.
Auch als Sänger schräger Lieder beliebt
Andere lieben vor allem den Sänger mit den schrägen Liedern, in denen mal die Feinripp-„Unnerhos“ geadelt wird , dann wieder das gute alte Lagerfeuer derart lodert, dass davon entflammte Capitol-Gäste bereitwillig das Knistern brennenden Holzes wie das Säuseln des Windes in Baumblättern akustisch nachahmen.
Überhaupt versteht sich der selbst ernannte „Dreggsagg“ - „eine Auszeichnung“, wie Müller gern betont – darauf, das Publikum geschickt in seine Auftritte einzubeziehen. Wie bei dem Mannheimer Gastspiel Wilfried und Gerlinde aus der ersten Reihe.
Außerdem gehört zu seinem Erfolgsrezept, dass er Beobachtungen und Erlebnisse stets so erzählt , dass sich seine Fans trotz abenteuerlicher Übertreibungen darin wieder finden. Ob es nun um den einstigen Wellensittich Hansi geht, der mit „Jod-S11-Körnchen“ von Trill gefüttert wurde, oder ob der Wassereis-Flutschfinger aus Kindheitstagen mit einer heißen Hommage bedacht wird. Und bei seinen skurrilen Schilderungen rund um den Umbau des dörflichen Elternhauses mit Fliesen in Betonoptik und viereckigen Bohrlöchern kann Michl Müller aus dem Vollen schöpfen:
Er bleibt Umformtechniker
Schließlich hat seine Berufslaufbahn handwerklich begonnen - als gelernter Werkzeugmechaniker mit Schwerpunkt Umformtechnik. Und diese ist bis heute (leicht abgewandelt) seine Spezialität geblieben. Nämlich grauen Alltag in bunte Geschichten umformen.
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