Schwetzingen. Einen durchgehenden Bass in Viertelnoten kennt man heutzutage primär in der Jazz- und Popmusik. Aber der „Walking Bass“ wurde bereits von Claudio Monteverdi eingeführt, nur hieß er zu Beginn des 17. Jahrhunderts anders – Anglizismen waren damals noch eher ungebräuchlich.
Katharina Bäuml und ihre Capella de la Torre freilich wollen bei den SWR-Festspielen trotzdem einen Monteverdi präsentieren, der fast unser Zeitgenosse ist und vieles Neue auf den Weg gebracht hat. Das Konzert in Schwetzingen wirft einen Blick in seine künstlerischen Tagebücher und zeigt „musikalische Memorabilien“ (wie es im Programmheft heißt), die er in seinen großen Werksammlungen publiziert hat. Manchmal nehmen sie sich wie ein Lebensrückblick aus.
Große Bühnenbesetzung bei Capella de la Torre bei den Schwetzinger Festspielen
Doch wehmütig wirkt der an keiner Stelle: Katharina Bäuml geht bereits besetzungstechnisch in die Vollen: 13 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten stehen auf der Bühne, dazu kommen stolze fünf Gesangssolisten. Die Capella de la Torre spielt auf alten Klangerzeugern, die eine bezwingende Präsenz vermitteln. Sogar Prunk und Pracht – wie beim Gebläse etwa Zink und Altpommer (aus der Schalmei entwickelt), die mit ihrem starken, scharfen Ton den Mozartsaal geradezu durchschneiden. Und die Orgel klingt manchmal schon fast wie ihre Hammond-Variante aus dem 20. Jahrhundert. Dazu passt, dass Lautenist Johannes Vogt an einer Stelle kurz die Jazzgitarre eines Wes Montgomery zitiert.
Das Lustprinzip regiert an diesem schönen Abend, und das gilt auch für die Vokalisten. Für den gleißenden Sopran von Margaret Hunter noch ein bisschen mehr. Und Fabian Kelly, ein Tenor, zieht im „Laudate Dominum“ nun wirklich alle Stimmregister.
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