Mannheim. Selbst auf seinem Sterbebett hat er noch Songs geschrieben. Aber Singen konnte er am Ende nicht mehr. Streng genommen konnte er es sogar nie, wie niemand häufiger als Leonard Cohen selbst gesagt hat. Cohen nannte sich gern „Chansonnier“, er war der neue Troubadour aus Montreal. Die Songs der Pop-Ikone mit thematisch passenden Chansons des 16. und 17. Jahrhunderts zu verschränken, scheint verlockend. Joel Frederiksen und sein Münchener Ensemble Phoenix haben der Versuchung nachgegeben, das Ergebnis lässt sich auf einer CD nachhören – und in einem Schwetzinger Konzert aus der spätabendlichen Reihe „Grenzgänge“.
Zum frühen Cohen-Hit „Suzanne“ passt das kaum weniger betagte (kleiner Scherz), weil aus dem 16. Jahrhundert stammende Chanson „Susanne un jour“ natürlich ausgezeichnet. Orlando di Lasso heißt sein ebenfalls berühmter Urheber. So geht es immer weiter, häufig ist es dabei eher so, dass mit dem Neuen nicht das Alte überschrieben wird, sondern die umgekehrte Richtung vorherrscht: Cohen wird gleichsam zurückgebeamt.
Ob Joel Frederiksens Variante des Crossover letztlich zu wohlfeil-geschmäcklerisch daherkommt, fragt man sich bisweilen schon. Doch der aus seinem warmen, runden Bass entweichende Gesang beruhigt. Und vollends wehrlos wird das Publikum, wenn Emma-Lisa Roux die Klangbühne betritt und ihre wahre Engels- (oder doch Sirenen?-)Stimme von weit oben durch den Kammermusiksaal schweben lässt. Sie streichelt, ebenso wie Frederiksen, auch die Saiten einer Laute. Überdies gibt es zwei Gamben, Hille Perl und Domen Marincic bedienen sie diskret: eine manchmal akkordische, manchmal umspielende Begleitung.
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