Auszeichnung - Bei der Faust-Gala in Leipzig geht das Nationaltheater zwar leer aus - aber Titelträgerin Hannah Biedermann kommt im Dezember nach Mannheim

Bühnenkünstler feiern sich auf mitreißende Art

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Ute Grundmann
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Moderator im rosa Reifrock: Christian Friedel.

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Eine ausdrucksvolle Puppe hat Elfriede Jelinek vertreten. Die Literaturnobelpreisträgerin war nicht selbst nach Leipzig gekommen, um den Faust-Preis für ihr Lebenswerk entgegenzunehmen. Auf ihren Wunsch vertrat sie Nikolaus Habjan, der geniale Figurenspieler aus Wien. Mit der von ihm entworfenen Klappmaultechnik hatte er einen Kopf der Autorin geschaffen, mit dem er spielte und den Dankestext der Jelinek sprach. Mit seinem Auftritt trug Habjan zu einer ebenso lebendigen wie nachdenklichen Preis-Gala im Leipziger Schauspielhaus bei.

Es begann mit Nebel, fünf schwarz gekleideten Tänzern, die sich zur Musik der Band Woods of Birnam bewegten. Deren Sänger Christian Friedel wechselte aus dem Video auf die Bühne, in einem riesigen rosa Reifrock und wurde zum Moderator. Der erste Preisträger war dann Sebastian Hannak für seine Raumbühne "Heterotopia" in der Oper Halle, ein überbautes Parkett als "Totaltheaterinstallation". In der Sparte Sängerdarsteller/Musiktheater wurde Gloria Rehm geehrt, die sehr persönlich antwortete, auch dass sie über ihre Partie in "Die Soldaten" erst eher erschrocken sei. Den Faust als beste Darstellerin im Tanz bekam Sylvana Seddig für ihre Rolle in "Iphigenie" am Schauspiel Frankfurt. Der Choreographiepreis ging an Maria Campos und Guy Nader für "Fall Seven Times" am Staatstheater Mainz.

Viel Prominenz vor Ort

Seit 2006 wird der Theaterpreis Der Faust vom Deutschen Bühnenverein vergeben. Die Theater nominieren ihre Kandidaten, eine Jury fokussiert die Liste, die Akademie der darstellenden Künste entscheidet dann über die Preisträger. In der Sparte Darsteller Schauspiel entschied man sich für Karin Neuhäuser und ihre Rolle in "Wut/Rage" am Hamburger Thalia Theater. Sie dankte Elfriede Jelinek nicht nur für deren Text, sondern beschrieb auch die Arbeit daran: Es sei die Hölle, einen solchen Text zu lernen, "sie fetzt das so hin und wir müssen's ausbaden" - in diesem Falle preiswürdig.

Im vollbesetzten Schauspiel waren Intendanten, Regisseure, Schauspieler aus ganz Deutschland zusammengekommen, darunter auch Christian Holtzhauer, designierter Schauspieldirektor des Nationaltheaters Mannheim. Sie alle sahen, wie Hannah Biedermann für ihr Kindertheater-Projekt "entweder und" ausgezeichnet wurde. Das Junge Nationaltheater Mannheim, das mit Jan Friedrichs "Faust I" nominiert worden war, ging diesmal leer aus. So ganz aber doch nicht: Denn am 10. Dezember wird Hanna Biedermanns neues Stück "Die Regeln des Sommers" am Jungen Nationaltheater Mannheim Premiere feiern.

Die Regiekronen gingen an Christoph Marthaler (Musiktheater) für seine Hamburger "Lulu", er wurde von Georges Delnon vertreten, und an Johanna Wehner (Schauspiel) für ihre "Orestie" in Kassel. Dann wurde Christian Friedel der Mantel gereicht, das Bühnenbild für das Stück "89/90" drehte sich und die temporeiche, kurzweilige Gala endete, wie sie begann: im Nebel.

Alle Preisträger auf einen Blick

Regie Schauspiel: Johanna Wehner ("Die Orestie", Staatstheater Kassel).

Darsteller/in Schauspiel: Karin Neuhäuser ("Wut/Rage", Thalia Theater Hamburg).

Regie Musiktheater: Christoph Marthaler ("Lulu", Staatsoper Hamburg).

Sängerdarsteller/in Musiktheater: Gloria Rehm (Marie in "Die Soldaten", Staatstheater Wiesbaden).

Choreographie: Maria Campos & Guy Nader ("Fall seven times", Staatstheater Mainz).

Darsteller/in Tanz: Sylvana Seddig ("Iphigenie", Schauspiel Frankfurt).

Regie Kinder-/Jugendtheater: Hannah Biedermann ("entweder und", Junges Ensemble Stuttgart).

Bühne/Kostüm: Sebastian Hannak, ( "Heterotopia", Oper Halle).

Preis für das Lebenswerk: Elfriede Jelinek.

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