Interview

Bon Jovi: Rückkehr zum Spaß an der Musik mit neuem Album "Forever"

Bon Jovi feiern 40 Jahre Bandgeschichte. Am 9. Juni erscheint ihr neues Album "Forever". Im Interview verrät Frontmann Jon Bongiovi warum er das neue Werk als sein bestes Album der letzten 20 Jahre bezeichnet

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Die Band Bon Jovi mit Frontsänger Jon Bongiovi: (2. v. r.) liefert ein neues Album: „Forever“. © Universal Music/dpa

Viel medialer Tamtam, eine Doku über die Bandgeschichte und ein neues Album mit dem programmatischen Titel „Forever“ - alles, wie es sich für eine Band mit stolzen 130 Millionen verkauften Tonträger gehört. Doch in Sachen Interviews macht sich Mastermind Jon Bongiovi rar. Was entweder an seinen Stimmbandproblemen liegt - oder an einer Menge Themen, über die der 62-Jährige eher ungern spricht.

Herr Bongiovi, Sie nennen „Forever“ ganz bescheiden Ihr „bestes Album seit 20 Jahren“. Inwiefern?

Jon Bongiovi: Weil es eine Rückkehr zum Spaß ist. Und nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, war das auch dringend nötig. Mein letztes Album „2020“, das während Covid entstanden ist, war definitiv nicht besonders optimistisch. Es hatte einen kritischen Tenor und eine klare Aussage, die mir in dem Moment wichtig schien. Doch das neue blickt positiv nach vorne - nach den Stimmproblemen, der Pandemie und dem politischen Chaos. Diesmal hat das Schreiben und Aufnehmen wieder Spaß gemacht.

Warum haben Sie den Titel „Forever“ gewählt? Weil Bon Jovi nicht ans Aufhören denken? Oder weil Rockmusik - entgegen allen Unkenrufen - nie ausstirbt?

Bongiovi: Das spielt da alles mit rein - der Wunsch, dass ich das noch möglichst lange machen kann und es hoffentlich weiter gute, spannende Rockmusik gibt. Aber der Name an sich resultiert eher daher, dass ich in den letzten Jahren, während ich dieses Album geschrieben und die Dokumentation zu unserem 40. Jubiläum zusammenstellt habe, viel zurückblicken musste - mich aber gleichzeitig darum bemüht habe, nach vorne zu schauen.

Und ich hatte zwar ein paar Ideen, wie man das Album nennen könnte, aber keine davon hat mich und die Band emotional sonderlich bewegt. Bis ich irgendwann sagte: „Wie wäre es denn damit?“ Da haben plötzlich alle gestrahlt und gemeint: „Das klingt sehr passend.“ (lacht) Es steht dafür, dass es weitergeht, dass wir noch nicht am Ende sind, sondern da hoffentlich noch einiges kommt.

Haben Sie Ihre Stimmprobleme mittlerweile überwunden - und worin bestanden sie überhaupt?

Bongiovi: Ich bin immer noch in der Reha - seit fast zwei Jahren. Dabei fingen die Probleme schon 2014/2015 an. Wobei ich lange nicht wusste, worin sie konkret bestanden - mein Gesang hörte sich über weite Strecken einfach nicht richtig an oder er klang nicht so gut, wie er sollte. Und ich habe nicht verstanden, warum das so war - warum ich das plötzlich nicht mehr so hinkriege, wie ich es über Jahrzehnte getan habe. Die Shows zu „2020“ waren einfach nicht gut, sie waren mir und den Jungs sogar richtig peinlich. Also habe ich mich auf die Suche nach einem Chirurgen gemacht.

16 Studioalben

  • Die Band Bon Jovi wurde 1983 von Frontmann Jon Bon Jovi gegründet. Seitdem hat sie mehr als 130 Millionen Alben verkauft.
  • Mit ihrem dritten StudioalbumSlippery When Wet“ gelang ihnen der Durchbruch. Kürzlich erschien ihr 16. Studioalbum „Forever“.
  • 2018 wurde Bon Jovi in die „Rock and Roll Hall of Fame“ in ClevelandOhio, aufgenommen.

Und als ich ihn gefunden hatte, erklärte er mir, dass eines meiner beiden Stimmbänder verkümmert war - es war nur noch etwa halb so groß, wie es sein sollte und im Begriff, abzusterben. Das andere war dagegen angeschwollen und drohte das schwächere, kleinere regelrecht wegzudrücken. Dadurch habe ich die Töne nicht mehr getroffen. Bei der anschließenden Operation habe ich eine Art Implantat bekommen, das das schwächere Stimmband verstärkt, die beiden wieder im richtigen Maß zusammendrückt und das alte Gleichgewicht herstellt. So kann das schwächere wieder wachsen und zu alter Stärke zurückfinden. Wodurch dann - hoffentlich - alles wird, wie es mal war.

Wie groß ist die Chance, dass Sie wieder auf Tour gehen?

Bongiovi: Momentan bin ich noch nicht so weit. Aber ich habe vier Tage die Woche Gesangstraining und bei den Proben, die einmal im Monat stattfinden, halten wir jede Verbesserung ganz genau fest. Für das neue Album hat es ja schon gereicht: Ich kann durchaus wieder singen. Jetzt ist das Ziel, so gesund zu werden, dass ich zweieinhalb Stunden am Stück hinkriege, vier Abende pro Woche.

Wie haben sich Bon Jovi so lange in diesem Geschäft halten können?

Bongiovi: Naja, jeder kann einen netten, kleinen Werbejingle schreiben, der zum Hit wird. Dann hat man fünf Minuten lang das, was man Erfolg nennt. Nur: Der ist extrem vergänglich. Der andere Ansatz - in meinen Augen der richtige - besteht darin, nach etwas Großem zu streben. Etwas mit Substanz. Und daran muss man hart arbeiten, denn sonst passiert gar nichts. Selbst die talentiertesten Musiker, Athleten oder Geschäftsleute erlangen sie nicht von selbst. Deshalb frage ich mich bei jedem Song und jedem Album: „Kriege ich das noch einmal hin? Wie könnte ich das noch besser machen?“

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Veröffentlicht
Von
Tanja Capuana
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Ihre Frau Dorothea und Sie sind jetzt 35 Jahre verheiratet. Wie schafft man es, so lange zusammen zu sein?

Bongiovi: Wir kennen uns schon ewig. Wir sind zusammen auf die Highschool gegangen. Und wir haben alles gemeinsam erlebt - diese gigantische Achterbahnfahrt. Egal, wie viele Höhen und Tiefen dabei im Spiel waren: Sie hat mich in allem unterstützt. Sie war immer für mich da. Sie hat mich also nicht auf meinem kommerziellen Höhepunkt kennengelernt und mich nicht aus der Gosse gezogen, sondern wir sind im wahrsten Sinne des Wortes miteinander alt geworden - am selben Ort, mit denselben moralischen Werten, demselben Familien-Hintergrund. Und wir haben zusammengehalten. Was soll ich sagen: Ich freue mich jeden Morgen, aufzuwachen und sie neben mir zu sehen. Es gibt keine Zweifel, kein Bedauern, sondern nur das Bewusstsein: Zumindest das habe ich verdammt gut hinbekommen.

Ganz zu schweigen von 130 Millionen verkaufter Alben.

Bongiovi: Ach, das ist doch nur Geld. Und das macht dich nur reich, aber nicht glücklich. Klar, sorgt es dafür, dass du die Rechnungen fürs Haus, für Versicherungen und Arztbesuche bezahlen kannst. Es löst ein paar Probleme - aber es gibt dir weder Glücksgefühle noch macht es dich irgendwie cleverer.

Wie geht es denn jetzt bei Ihnen weiter?

Bongiovi: Ich tue alles, um gesund zu werden - und dann möchte ich wieder live in Deutschland spielen. Das vermisse ich sehr.

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