Pop

Olivia Rodrigo beweist in Frankfurt ihr Potenzial zum Superstar

Mit ihrer „Guts“-Tour verzaubert die junge US-Amerikanerin Olivia Rodrigo mehr als 10.000 Fans in der Festhalle Frankfurt - eine gute Mischung aus Emotionen und Energie

Von 
Tanja Capuana
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Variiert mit ihren Songs von verletzlich bis fetzig: Olivia Rodrigo. © Rudolf J. Uhrig

Frankfurt. Lange dunkle Haare, Kulleraugen mit silbrig glänzendem Lidschatten und ein roter Schmollmund: Auf den ersten Blick könnte man Olivia Rodrigo in die Schublade „Lolita“ stecken. Doch wer der 21-Jährigen aufmerksam zuhört, erkennt schnell, dass hinter der niedlichen Fassade viel mehr steckt. Denn die junge Frau hat nicht nur eine wunderschöne Stimme, in die sie viel Gefühl packen kann, mit der sie sich aber auch in eine freche Rockröhre verwandeln kann. Schauspielerisches Talent wurde ihr ebenso in die Wiege gelegt. Im Rahmen ihrer „Guts“-Tour hat Rodrigo am Mittwoch in der Frankfurter Festhalle gastiert. Dabei hat sie die mehr als 10 000 Besucherinnen und Besucher mit einer perfekt inszenierten Performance in einen Zustand von Glückseligkeit versetzt. Und gezeigt, dass sie zur ernstzunehmenden Konkurrenz für Superstars wie etwa Taylor Swift werden könnte.

Ausgelassene Party mit vielen jungen Fans im Publikum

Noch bevor Rodrigo die erste Silbe anstimmt, legt ihre Liveband mit der fetzigen Melodie von „Bad Idea Right?“ los. Die Künstlerin betritt den Saal über eine Hebebühne. Im Glitzer-Mini präsentiert sie wilde Tanzszenen und lässt sich von den peitschenden Rhythmen treiben. Das Publikum, das überproportional aus Teenie-Mädchen besteht, feiert seinen Star, als gäbe es kein Morgen. Die textsicheren Fans singen lauthals mit, kreischen frenetisch wie einst vorherige Generationen bei Boybands – und haben eine gute Zeit. Auch Rodrigo amüsiert sich, sie habe „so much fucking fun“, also extrem viel Spaß. „Ich möchte, dass jeder hier schreit und singt, so laut wie möglich. Könnt ihr das für mich tun?“ Als Antwort schlägt ihr ohrenbetäubender Jubel entgegen.

Olivia Rodrigo machte auf ihrer GUTS World Tour Stopp in der Festhalle Frankfurt am Main. © Rudolf J.Uhrig

Nachdem sie sich bei der Menge für ihr Kommen bedankt hat, singt sie mit viel Pathos ihren Hit „Vampire“, der eine persönliche Abrechnung mit einem Ex-Partner ist. Überhaupt verarbeitet sie in vielen ihrer tiefsinnigen Lieder Frust und Kummer. „Teenage Dream“ hat sie an ihrem 19. Geburtstag geschrieben, an dem sie viel geweint hat, verrät sie, bevor sie die ergreifende Ballade voller Schmerz anstimmt. Das lyrische Ich setzt sich damit auseinander, was passiert, wenn sich die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht erfüllt. Das rockige „Pretty Isn’t Pretty“, bei der Tänzerinnen auf die Bühne kommen, kritisiert überzogene Schönheitsideale. Für ihre Ballade „Drivers License“ begleitet sich Rodrigo am Flügel, bei einigen Stücken spielt die junge US-Amerikanerin Gitarre. Emotionale Balladen und Punk-Rock-Hymnen wechseln sich ab.

Vom verletzlichen Teenie zur selbstbewussten Femme Fatale

Während die 21-Jährige bei Liebeskummer-Balladen wie „Enough For You“ verletzlich wirkt, gibt sie sich bei „So American“ als selbstbewusste Femme Fatale. Das Bühnenbild, bestehend aus einer Videoleinwand und zwei Laufstegen, sorgt dafür, dass Rodrigo ihren Gästen extrem nah sein kann. Bei dem ruhigen „Logical“ schwebt sie auf einem Halbmond durch die Halle, die dank Sternen von oben zum romantischen Nachthimmel wird. Zudem nimmt sie sich viel Zeit, um mit ihren Fans zu interagieren. Sie macht Komplimente und fordert sie auf, ihren Begleitern eine Umarmung zu schenken. Zum Schluss regnet es Konfetti - und Oliva Rodrigo verabschiedet sich mit zwei Zugaben, dem poppigen „Good 4 U“ und der Midtempo-Nummer „Get Him Back“.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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