Ukraine-Hilfe - Emotionaler Abend mit Künstlern aus der Region / Benefizkonzert erzielt mehr als 9000 Euro Spenden für Flucht-Fonds

Benefizkonzert im Capitol: Dem Frieden eine Stimme geben

Von 
Martin Vögele
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Beim Benefizkonzert im Capitol ist die ganze Vielfalt der Mannheimer Musikszene vertreten. Unser Bild zeigt den Auftritt von Jeanette Friedrich mit Band. © M. Rinderspacher

Es wird ein Abend der Vielfalt, ein Abend der Hilfsbereitschaft und Unterstützung. Ein Abend, den es in seiner humanitären und künstlerischen Tragweite so nur geben kann, weil so viele beherzt daran mitwirken: Die Organisatoren, Techniker, Mitarbeitenden und zahlreichen Musikerinnen und Musiker, die auf und hinter der Capitol-Bühne das Ukraine-Benefizkonzert „Musik für den Frieden“ auf die Beine gestellt haben. Und die rund 300 Besucherinnen und Besucher, die zu der Veranstaltung in das Mannheimer Kulturzentrum gekommen sind, die Georg Veit, Capitol-Regisseur und Gesamtleiter des Abends, mit Bert Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“ eindrücklich eröffnet. „Musik für den Frieden“ sei ein Benefizkonzert, „bei dem wir unter anderem Geld sammeln für alle, die von Flucht und Vertreibung betroffen sind. Aber natürlich besonders für die meist Frauen und Kinder, die täglich weiterhin aus der Ukraine vertrieben werden“, erläutert er. Spendensammeln ist das eine, dazu kommt: „Wir haben Kolleginnen und Kollegen aus allem musikalischen Himmelsrichtungen zusammengeholt, um dem Frieden eine Stimme zu geben. Im Moment spricht der Krieg, aber er darf nicht das letzte Wort haben.“

Den programmatischen Musikrahmen dazu setzen die Capitolband unter Leitung von Pianist Frank Schäffer und das Gesangsensemble des Hauses - Susanne Back, Jeannette Friedrich, Sascha Kleinophorst und Sascha Krebs -, die das Konzert mit „Come Together“ der Beatles stark eröffnen und mit Songs wie Bruce Springsteens „My City Of Ruins“, Queens „Hammer To Fall“ oder der Joy-Fleming-Hymne „Ein Lied kann eine Brücke sein“ souverän bis ins Finale tragen. Zu einem der emotionalsten Konzertmomente wird es, als Susanne Back „Né en 17 à Leidenstadt“ von Jean-Jacques Goldman singt, dessen Kriegs- und gesellschaftskritischen Text Georg Veit zuvor in deutscher Übersetzung deklamiert.

Benefizkonzert

Mannheimer Stimmen für den Frieden

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Musikalische Vielfalt

Dazwischen reüssieren viele Gäste aus der Stadt und Umgebung - angefangen vom jungen Sänger Rouven Gruber, der von Marcus Volpert an der Akustikgitarre begleitet Sarah Connors „Augen auf“ und den „USA For Africa“-Klassiker „We Are The World“ präsentiert. Violinistin Sabine Lehr und Cellist Fritjof von Gagern von der Musikalischen Akademie des Nationaltheaterorchesters bestechen mit einer feinsinnigen Interpretation der „Passacaglia“ von Johan Halvorsen, und der Kurpfälzer Indie-Blueser Gringo Mayer wirft seine Ohrwurm-Angel mit den straßenpoetischen Songperlen „Monnemer Dreck“, „Gibt’s do’ net“ und „Ahjoo“ aus.

Ein denkbar großer Konzert-Kontrast ist nach der Pause zu erleben: Hier das Kurpfälzische Kammerorchester, das mit seelenvoller Klangtiefe und elegischer Verve auf der Capitol-Bühne musiziert; dort, unmittelbar danach, der von Gero Fei geleitete Trommelpalast Mannheim, der vor der Bühne und unter aktiver Einbindung des Publikums ein fulminantes perkussives Gestöber entfacht. Das Wunderbare sei einerseits, „dass die ganze musikalische Vielfalt dieser Stadt zusammenkommt“, merkt Veit anschließend an. „Das weitere Wunderbare an einem solchen Abend ist Ihre Großzügigkeit“, wendet er sich an das Publikum: Die Eintrittspreise waren zwischen 20 und 50 Euro gestaffelt wählbar gewesen. Etwa 300 Karten wurden verkauft - und 9120 Euro eingenommen, wie Veit verkündet, „die wir der Bürgerstiftung und dem Unterstützungsfonds Flucht weitergeben werden - ein großartiges Ergebnis.“

Benefizkonzert

  • Beim vom Capitol Mannheim veranstalteten Ukraine-Benefizkonzert „Musik für den Frieden“ konnten die Besucher selbst bestimmen, ob sie 20, 30, 40 oder 50 Euro Eintritt zahlen wollten.
  • Der gesamte Erlös soll an die Bürgerstiftung gespendet und dem Unterstützungsfonds Flucht“ zugute kommen. Bei diesem Fonds, in den auch andere Projekte und Benefizveranstaltungen einzahlen werden, können Privatpersonen oder gemeinnützige Einrichtungen/Organisationen Geld für konkrete Hilfe abrufen, informiert das Capitol.
  • Die Künstlerinnen und Künstler haben ohne Gage an dem Benefizkonzert mitgewirkt.
  • „Musik für den Frieden“ soll an Ostern noch drei Mal im Rhein-Neckar-Fernsehen ausgestrahlt werden, und zwar am Karfreitag, 15. April, 18 Uhr, Ostersonntag, 17. April, 14 Uhr, und am Ostermontag, 18. April, 21 Uhr. Auch während der Ausstrahlung soll es laut Georg Veit die Möglichkeit geben, online zu spenden.

„We Shall Overcome“ zum Finale

Fest mit Mannheim verbunden ist auch der Sänger (und Stadtrat) Markus Sprengler, der mit seiner Band zwei äußerst eingängige Stücke seines jüngsten Albums („British Invasion“, „Turn To You“) und den Marla-Glen-Titel „The Cost Of Freedom“ singt. Als Überraschungsgast nimmt zudem der Mannheimer Musiker (und Bloomaulorden-Träger) Joachim Schäfer am Flügel Platz und stimmt ein einnehmendes Beatles-Medley an. Nach bald drei Stunden bildet die US-amerikanischen Protesthymne „We Shall Overcome“ das große gemeinsame Finale: Ein hoffnungsvolles Fanal, dass sich die Dinge zum Besseren wenden lassen.

Freier Autor

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